Vorzeichen 2016 passen für Holzhandel

Ein Artikel von Gerd Ebner | 26.04.2016 - 08:41
Einen Ausblick auf das Marktgeschehen 2016 wagten die österreichischen Holzhändler auf ihrer Bundesgremialsitzung im April in Kuchl: Auf ein gutes Vorjahr könnte ein ebensolches Jahr 2016 folgen.

Winter ohne „Preisschweinereien“

Etwas verhalten startete der Holzhandel Ostösterreichs ins neue Jahr. Die Baunachfrage sei eher verhalten. Die Stimmung sei positiv, weil aufgrund des milden Winters durchgängig produziert werden konnte. „Erstmals seit Langem gab es bei Leimholz daher keine Preisschweinereien“, freute sich einer über stabile Preise, „nicht einmal beim KVH“.
Der höhere Schadholzanfall machte sich Ende 2015 für den Holzhandel insofern bemerkbar, „als es schwer war, Kanthölzer aus Frischholz zu bekommen“. Mittlerweile gebe es „besseres Holz zu konstanten Preisen“.
Der Outdoorbereich ist heuer stagnierend – nach ansprechendem Wachstum in den Vorjahren. Hingegen ist die Holzfassade nun auch in Ostösterreich stärker nachgefragt.
Nach einem „guten Jahr 2015“ begann in Westösterreich das Jahr „verhalten“. „Obwohl die Kundenstimmung sehr gut ist“, fehle es noch immer an Nachfrage. Möglicherweise sorgte das frühe Osterfest für eine Bedarfsverschiebung hin zu späteren Baubeginnen.
Eine Erklärung für ein wohl weiteres gutes Händlerjahr im Westen lautet: „Der Tourismus läuft, daher wird gebaut.“ Der Holzbau sei ausgelastet: „Es sind überhaupt keine Handwerker mehr zu bekommen.“
Rohspanplatten sieht die Händlerrunde preislich „teilweise im freien Fall“. Bei den beschichteten Spanplatten passe hingegen die Nachfrage.

Stärkster Februar „ever“

In Vorarlberg ist man immer noch beeindruckt von einem starken 2. Halbjahr 2015. Das Vorjahr brachte eine Renaissance des Holzbaus im Ländle. Der Boom hält immer noch an: „Der Februar war der stärkste Februar überhaupt.“
Uneingeschränkt positiv sei die Lage bei Wertholz. „Bei Eiche ist es schwer, trockene Ware bereitzustellen. Verkauft kann faktisch alles werden.“ Fi/Lä-Tischlerware auch zuletzt ebenfalls knapp. Auch die Schwarznuss steigt im Preis weiter. „Langsam müssen wir uns um die Nachfragekonzentration auf Eiche, Zirbe und Schwarznuss Sorgen machen“, mahnte einer zur Vorsicht.

Preisexzesse

„Was bei der Zirbe passiert, ist ein Wahnsinn“, urteilte man in der Runde. Von bezahlten 660 €/fm in Südtirol und rund 450 €/fm in Österreich war die Rede. „Tischlerware für 1200 €/m3 ist absurd.“

100 -Raumteiler statt Türen

Ein abnehmendes Objektgeschäft sorgt für Druck am Holzwerkstoff-Sektor. Nachgereichte Produktionen, wie Türen oder Parkett, hätten mit Preisdruck zu kämpfen. „Mitunter greifen Kunden sogar zu CPL-Türen. Dann kostet die Tür samt Zarge weniger als 100 €. Das sind aber auch mehr Raumtrenner als Türen“, beklagte einer (Anmerkung: CPL steht für Continuous Pressure Laminate). Der Bedarf an rohen Spanplatten wird in Österreich als stark rückläufig erachtet.
Der Exporthandel fasst die Situation in Italien verkürzt zusammen: „Die Verpackung läuft, am Bau liegt einiges im Argen.“ Von den angekündigten Bauprojekten (etwa aufgrund des Schulprogramms) sei noch nichts umgesetzt worden.

Vermehrter Bau in Italiens Städten

„Der Bau konzentriert sich in Italien künftig stärker auf die Ballungszentren. Da wird weniger Holz benötigt als an der Küste“, sagte Bundesgremialvorsteher Dr. Carl-Erik Torgersen voraus. „Es gibt mehr Anfragen für Baukredite. Das ist ein Hoffnungsschimmer.“
2015 sei ein gutes Jahr gewesen, „auch weil die Industrie langsam die Vorteile des Handels erkennt“. Kommt kein Schadholz, seien die kommenden Monate in Italien absatzmäßig stabil.

Kurse, WPC, Latten, Branchenbericht

Gemeinsam mit dem Holztechnikum Kuchl veranstaltete das Bundesgremium Holzhandel heuer das vierteilige Seminar: „Warenkunde für Holzhändler“ (s. Link). Einzelne Module waren überbucht. Daher gibt es im Herbst eine Fortsetzung für maximal 23 Teilnehmer pro Kurs. Thematisch ergänzt man das Programm um das Thema „WPC“.
Das Bundesgremium will noch heuer eine Branchenanalyse „Holzhandel“ in Auftrag geben. Diese soll eine Detailanalyse der Unternehmen bringen. An die 3000 Adressen beschickt man mit Fragen.
Die verschärften ISPM 15-Vorschriften machten zuletzt einigen Holzexporteuren in Italien Schwierigkeiten. Für „Heat-treated“-Ware ist ein “durchgängig gelatteter Zustand“ erwünscht. Als ersten Kompromiss ist nun ein Schnittholzverband vorgesehen (z. B. 3 mal 17 mm-Stärken zu einem 51 mm-Verband). Das Bundesgremium wünscht sich hier ein koordiniertes Vorgehen mit dem Fachverband Holzindustrie.

Wachstumsregion Osteuropa

Die osteuropäischen Länder könnten heuer nach einem starken Vorjahr weiter stabil wachsen. Das hebt auch den Holzbedarf in diesen Ländern – und wirkt sich indirekt positiv auf Österreich aus.
Von der Levante erfuhr man in Kuchl wenig Positives: Der Ölpreis dämpft die Nachfrage. In Algerien bekämen die Bauunternehmen zu spät das Geld für staatliche Bauprojekte – das mindere deren Liquidität.
Torgersen sieht in China die Krise noch nicht überwunden. Abwertungen durch Ratingagenturen unterstreichen das. In Europa gibt es laut Torgersen drei Geschwindigkeiten beim Wirtschaftswachstum: der wachsende Norden, der Süden, der zurückbleibt, und das erwähnte aufstrebende Osteuropa.

Schadholz bestimmt Angebot

Wenn das Frühjahr und der Sommer trocken und heiß werden, könnte es passieren, dass in Österreich viel Schadholz anfällt. Die Sägewerke Ostösterreichs waren zuletzt bereits gut versorgt. Der Import aus Tschechien verlief ebenfalls auf hohem Niveau. Jüngst gab es allerdings immer wieder Diskussionen bei der Übernahme von Käferholz als Cx. Bei der Kiefer gingen die Preise etwas hinunter – primär aufgrund des hohen Schadholzangebot (Hitzeschäden). Lärchenrundholz ist zu Preisen gefragt, die um 10 bis 15 % über jenen von Fichten liegen. Erstmals seit Längerem gingen die Preise für Buche wieder etwas hoch.

Aus Biomasse wird Blochholz

„Der Eichenboom schlägt aber alles. Rundholz, Zopf 18 cm, wäre vor zwei Jahren noch zur Biomasse gewandert – jetzt ist es Blochholz“, wunderte sich die Händlerrunde. Sie sahen weiters die Parkettindustrie in der Bredouille: Diese müsste schon längst ihre Preise erhöhen – es will aber nicht gelingen. Ein Versuch, den Parkettpreis um 3 % anzuheben, scheiterte bisher. Holzhändler wollen von finanziellen Problemen einzelner Parketthersteller gehört haben.
Bei der gut gefragten Esche herrscht aufgrund des Eschentriebsterbens immer noch ein zu hohes Angebot.
Bei Industrieholz gibt es die atypische Situation übervoller Faserholzlager im März. Käferholz würde den Druck weiter erhöhen. Insgesamt sah ein Rundholzhändler den Markt aufgrund des Schadholzanfalls langsam vom Verkäufer- zum Käufermarkt drehen. //