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Das Kurhaus in Meran war erneut Austragungsort für das Internationale Branchenforum für Frauen © Martina Nöstler

Von Megatrends und Holzbauten

Ein Artikel von Martina Nöstler | 06.07.2015 - 08:11
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Das Kurhaus in Meran war erneut Austragungsort für das Internationale Branchenforum für Frauen © Martina Nöstler

Ist die Zukunft weiblich? Wie wohnen und leben wir in der Zukunft? Wie sehen werteorientierte Unternehmensstrategien aus? Was bedeutet nachhaltiges Planen und Bauen? Diese Fragen und noch viel mehr wurden beim 12. Branchenseminar für Frauen in Meran den rund 120 Teilnehmerinnen beantwortet.
Über „Female shift – die Zukunft ist weiblich“ im Vortragsblock „Megatrends“ referierte Zukunftsforscherin und Trendscout Theresa Schleicher vom Zukunftsinstitut in Frankfurt. Derzeit gebe es mehrere Megatrends:
    Globalisierung (die Menschen sind gebildet und strukturiert)Konnektivität beziehungsweise Digitalisierung (vernetzte Welt)Female shift (Gleichstellung von Männern und Frauen)
Mit der Auflösung der traditionellen Geschlechterrollen finden im Berufs- und Privatleben von Männern und Frauen Umbrüche statt. Diese bringen große Chancen mit sich. Frauen streben verstärkt nach Führungspositionen, während Männer ihr Recht auf Zeit mit der Familie einfordern. Neue Männer und Frauen finden ihre Lebensbalance in beruflicher Verwirklichung und in Beziehungs- und Familienmodellen abseits der alten Vater-Mutter-Kind-Konstellation. Frauen gelten als Bildungsgewinner. Es gibt ein neues „Mutterverständnis“: War die Mutter bisher mehr Spezialisten, gilt sie heute als Allrounderin. Gefragt ist der Servicemarkt „Familie“ als Unterstützung für Frauen/Familien mit Kindern, etwa spezielle Kindertagesstätten. Aber: „Frauen sind nicht die neuen Männer, Frauen sind die neuen Leader“, ist Schleicher überzeugt. „Frauen sind hochengagiert, gebildet und ambitioniert. Wissen zählt mehr als Status, sie bringen den Mitarbeitern mehr Empathie entgegen. Leistung ist wichtiger als Selbstbeweihräucherung und die weibliche Führungskraft steht für Kreativität und komplexes Denkvermögen“, schloss die Zukunftsforscherin.

Haus der Zukunft

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Future Evolution House der Familie Horx: links der Bereich für die Kinder, in der Mitte befindet sich der Wohn- und Essbereich, rechts das Elternschlafzimmer mit Bad © Matthias Horx, Futurist/Foto: Klaus Vyhnalek

Oona Horx-Strathern vom Zukunftsinstitut, Wien, erläuterte anhand des Baus ihres Privathauses („‚Future Evolution House“) mit ihrem Gatten, Zukunftsforscher Matthias Horx, wie wir künftig leben werden. Eines gleich vorweg: Das Haus am Stadtrand von Wien ist nicht von hypermoderner Technik oder 200 Robotern geprägt, verfügt aber natürlich über Fotovoltaikanlagen, eine „Tankstelle“ für die Elektroautos und intelligente Steuerungstechnik. „Technik soll unterstützen, nicht bevormunden“, ist die Familie Horx überzeugt.
Bis 2050 werden 70 % der Bevölkerung in Städten leben. 30 % sind 60 Jahre und älter. Wie kann man für diese Menschen den optimalen Lebensraum schaffen? Während das traditionelle Ehemodell verblasst, entwickeln sich in der Gesellschaft neue Lebensstile. Horx-Strathern nannte dazu Patchwork-Familien, Semi-Singles, serielle Monogamie und neo-aristokratische Partnerschaften. „In neuen Wohn- und Lebensgemeinschaften werden Balancen zwischen Autonomie und Vernetzung gesuchte“, sagte die Horx-Strathern. Für die Familie Horx stand ebenfalls die optimale Schaffung des Wohn- und Arbeitsraumes im Vordergrund. „Architekten achten oft auf Hightech und vergessen dabei die ,soziale Technik‘. Wie können Menschen zusammenleben?“, meinte die Zukunftsforscherin. Das Future Evolution House besteht aus dem Wohnhaus, gegliedert in die drei Bereiche Kinder, Wohnen, Eltern, sowie einem Arbeitshaus etwas abseits am Grundstück.

Realisierte Holzbauten

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Das Haus der Berge in Berchtesgaden/DE © LS Architekten

Das „Haus der Berge“ des Nationalpark Berchtesgaden stellte Gerti Leitenbacher von Leitenbacher Spiegelberger Architekten, Traunstein/DE, den Teilnehmerinnen in Meran vor. Das Haus der Berge entstand 2013 als neues Zentrum für ökologische Information und Bildung auf einem 17.000 m2 großen Areal. Charakteristische Besonderheiten des Areals sind die stark bewegte Topografie und die Stützmauern aus Naturstein. Im Haus der Berge soll den Besuchern der Nationalpark Berchtesgaden näher gebracht werden. „Der Einsatz von Holz hatte bei der Planung oberste Priorität – sowohl in der Konstruktion als auch bei den Oberflächen“, betonte Leitenbacher.
Das Informationszentrum beherbergt das Eingangsgebäude, das Ausstellungsgebäude, die Cafeteria und „Bergvitrine“. Das zweigeschossige Eingangsgebäude ist weitgehend in Holzständerbauweise mit einer Lärchen-Fassade und Zellulosedämmung errichtet. Das Ausstellungsgebäude wurde mit Stahlbetonwänden und Holzbeton-Verbunddecken für große Spannweiten realisiert. Bei der Cafeteria – ein auskragender Kubus – sind die Wände sowie Decken aus Brettsperrholz und die Fassade in Lärche. Die Bergvitrine wurde ebenfalls in Holzständerbauweise konstruiert und mit Cortenstahl-Platten bekleidet.
Beim Bildungszentrum im Passivhausstandard steht ebenfalls Holz im Vordergrund – mit BSP-Wänden und -Decken, Lärchenfassade und Dämmung mit Zellulose sowie Holzweichfaserplatten.

Spielen, leben, arbeiten

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Die Erweiterung des Hotel Säntispark wurde in Holzbauweise in acht Monaten realisiert © Carlos Martinez Architekten

Über Symbiose im Holzbau sprach Gabriela Hauser von Hauserpartner Architekten, Altensteig/DE und Berlin. Anhand des eigenen Büroneubaus in Altensteig mit einer Nettonutzfläche von 590 m2 räumte sie mit Vorurteilen im Holzbau auf. Bauen mit Holz wird oft als Aufwand gesehen. Fakt ist, dass es aber aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades schneller geht. Dies gehe auch mit den Baukosten einher: Holzbau muss nicht teuer sein, wenn man modulare Bauweise und die Vorfertigung heranziehe. Zudem biete Holz ein positives Rauminnenklima, ist zeitgemäß und modern.
Beim Büroneubau setzte das Architekturbüro auf die Elemente von Lignatur, Waldstatt/CH.
Carmen Hernández-Arcas von Carlos Martinez Architekten, Berneck/CH, erzählte über den Erweiterungsbau Hotel Säntispark in Abtwil/CH. Bei diesem Projekt entschieden sich die Bauherren und Planer aufgrund der ökologischen Vorteile und der kurzen Bauzeit ebenfalls für einen Holzbau. Unter anderem entstanden 66 neue Zimmer, vorgefertigt als Module (Würfel) bei Blumer-Lehmann, Gossau/CH, samt Nasszellen und Installationen. Die Wände bestehen aus Brettsperrholz. Bei den Decken hat man sich aus Schallschutzgründen für eine Holzbeton-Verbunddecke entschieden. „Der Bau des bislang größten Hotelholzbaus in der Schweiz dauerte nur acht Monate“, führte Hernández-Arcas aus. Der Neubau wurde nach dem Minergiestandard umgesetzt.

Info: Kooperation mit (Premium-) Partner

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Veranstalter und Partner: Uwe Germerott, Ingrid Breckl-Stock, Gottfried Jäger und Heinrich Köster (v. li.) © Martina Nöstler

Organisator vieler Holzbauverstaltungen in Mitteleuropa ist seit Jahren das Forum Holzbau. Es ist ein Zusammenschluss der Hochschule Rosenheim, der Berner Fachhochschule, der Aalto University School of Science and Technology Helsinki, der Technischen Universität München, der Technischen Universität Wien und der University of British Columbia. Die Hochschulen sind Träger des Vereins. Ziel und Aufgabe des Vereins ist die Förderung des Einsatzes von Holz im Bauwesen.

Eines der Partnerunternehmen ist HSBCAD aus Kaufbeuren/DE. „Wir unterstützen das Forum Holzbau seit vielen Jahren regelmäßig als Sponsor bei einigen Veranstaltungen, wie das Holzbauforum in Garmisch oder das Frauenseminar in Meran“, erzählte Geschäfts-führer Gottfried Jäger. „Der konsequente Schritt zur Partnerschaft ist Teil unserer neuen Marketing-Strategie, den wir einerseits als Beitrag zur Stärkung der Holzbau-Lobby verstehen. Andererseits stellt das Forum Holzbau mit seinem Netzwerk eine ideale Plattform für unsere Positionierung dar.

Das Team von HSBCAD ist kürzlich in das „House of Energy“ in Kaufbeuren gezogen. „Das Team – und damit der Platzbedarf – ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Die neuen Räume werden die weitere personelle Entwicklung des Unternehmens für mindestens fünf Jahre ermöglichen“, sagte Jäger. „Im House of Energy werden sich mittelfristig auch Synergien mit anderen Unternehmen aus dem Umfeld des Passivhaus-Bereichs ergeben.“