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Das weltweit erste Wohnhaus aus Birken-BSP steht in der Oststeiermark - für eine edle Oberfläche hat Hasslacher Norica Timber als Decklage die dreischichtig aufgebaute Exzellentlamelle verwendet (Bildquelle: Holzbau Hirschböck, Hartberg) © Hasslacher

Vielfalt mehr Raum geben

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 02.10.2015 - 09:41
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Exzellent-Oberfläche als Skizze und in Realität © Hasslacher/Plackner

Fichte ist die meistverwendete Holzart unter den Konstruktionshölzern. Die Gründe sind das Verhältnis zwischen mechanischen Eigenschaften und Rohdichte sowie die einfache Verarbeitung (sägen, trocknen, kleben). Beim Wohnen (Möbelbau und Fußböden) stehen andere Holzarten im Vordergrund: die seit Jahren boomende Eiche, die duftende Zirbe oder die leicht anmutende Birke.

Es ist nur logisch, diese edlen Hölzer auch für sichtbare Wohnoberflächen im Massivholzbau einzusetzen. Vorreiter in diesem Feld ist die Kärntner Unternehmensgruppe Hasslacher Norica Timber. In mehrjähriger Entwicklungsarbeit wurde der Einsatz von alternativen Hölzern für Brettsperrholz (BSP) und Brettschichtholz (BSH) zur Marktreife entwickelt. Es entstanden zwei für den konstruktiven Holzbau interessante Produkte:
    BSP und BSH aus Birke BSP-Elemente mit sogenannter Exzellentlamelle als Oberfläche
Der Slogan der Hasslacher Norica Timber Gruppe lautet: „Aus Wald wird Neu“. Dies passt zu diesem Beitrag insofern gut, weil mit den Laubholzprodukten nicht mehr nur Fichte, sondern zunehmend das ganze Angebot des Forstes zu lastabtragenden Holzprodukten und Wohnraum verarbeitet werden kann.

Keine Risse, keine Fugen
Seine Rohstoffe bezieht Hasslacher Norica Timber aus eigenen Sägewerken oder von ausgesuchten Zulieferern. Ab dem ersten Schritt wird die Produktion von qualitätssichernden Maßnahmen begleitet. Beim Laubholz braucht etwa die Holztrocknung besondere Sorgfalt.

Die dreischichtigen Exzellentlamellen sind aus einer Deckschicht, einer Sperrschicht und einer Füllschicht aufgebaut – quasi wie ein kleines Brettsperrholz-Element. Die Lamellen werden optisch sortiert. Maserung und Textur ergeben ein homogenes Erscheinungsbild. Fugen- oder Rissbildung tritt aufgrund der nur wenig Millimeter dünnen Deckschicht und der darunter angeordneten Sperrschicht ausgesprochen dezimiert oder gar nicht auf.

Die Exzellentlamelle wird im BSP-Werk in Stall im Mölltal als oberste Schicht auf den BSP-Rohling aufgebracht. Die Verklebung geschieht auf einer Hochfrequenzpresse mit dem höchsten Pressdruck in der Branche. Das garantiere die makellose Verklebung, heißt es. Mit automatischer Lege-, Abbund-, Press- und Schleifanlage verfügt Hasslacher Norica Timber über eine der modernsten BSP-Produktionen weltweit.

Wie edler Parkettboden an der Wand
Wie das Endprodukt in der Realität aussieht, zeigte sich zum ersten Mal in Annenheim am Ossiacher See. Architekt Herwig Ronacher ließ dort Massivholzwände mit Zirben- und Eichenoberflächen von Hasslacher Norica Timber einbauen. Das Ergebnis ist mit nichts zu vergleichen, was bislang Standard war. Deckenhoch und über mehrere Meter breit erstrecken sich edle Holzoberflächen.

Im Schlafzimmer gibt die Exzellentlamelle in der Holzart Zirbe ihren typischen Duft ab und sorgt mit ihren dunklen Ästen für Natürlichkeit, ohne ins Rustikale abzurutschen. Im Wohnzimmer zeigt eine fugen- und rissfreie Eichenoberfläche dank der neu entwickelten und patentierten Exzellentlamelle ihre Exklusivität. Es wirkt, als hätte man einen edlen Parkettboden auf die Wände aufgebracht, dabei handelt es sich aber um einen tragenden Bauteil. Denn die Exzellentlamelle wird bei der statischen Bemessung wie eine C24-Lamelle gleicher Stärke einbezogen.

Neben der erwähnten Zirbe und Eiche bietet Hasslacher Norica Timber die Exzellentoberflächen auch in Fichte, Lärche, Kiefer, Tanne und Birke an. Im Prinzip könne jede Holzart zu dieser Exzellentlamelle verarbeitet werden, heißt es. Zudem führt Hasslacher Norica Timber auch gedämpfte Fichte in Altholzoptik als BSP-Oberfläche, welche auch gebürstet oder gehackt angeboten wird.

Birke für BSP und BSH
Einen weiteren innovativen Ansatz verfolgt BSP aus 100 % Birke. Rund um das russische Sägewerk Hasslacher les in Malaya Vishera wächst das zerstreutporige Laubholz häufig in sägefähiger Qualität. Das gab den Anstoß, über den Einsatz von Birke nachzudenken. Das Ergebnis ist ein erstes Einfamilienhaus komplett aus Birken-BSP und -BSH.

Einfach war es nicht. Einschnitt und Trocknung von Birke sind Herausforderungen. Neue Lösungen brauchte auch die Verklebung bei Keilzinken und in der Fläche. Dabei entwickelten die Kärntner Holzspezialisten spezielle Trocknungsprogramme und eigene Regime für die Hochfrequenzpresse. Festigkeiten und Steifigkeiten wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Holzbau und Holztechnologie und dem Kompetenzzentrum holz.bau forschungs gmbh der TU Graz ermittelt.

Zahlreiche Prüfungen der Rohlamelle und daraus angefertigten Leimholzes zeigten: Birke und darauf basierende Holzwerkstoffe haben um 50 bis 200 % bessere Eigenschaften als vergleichbare Nadelhölzer. Dazu kommen die edle Optik und die hohe Rohdichte. Letztere verbessert bauphysikalische Werte und die Tragfähigkeit der Verbindungsmittel.

Beim Pilotprojekt – einem oststeirischen Einfamilienhaus – wurden Decken-, Wand- und Dachelemente in Exzellentqualität ausgeführt. Aufgrund der guten mechanischen Eigenschaften von Birke sind die Platten um 10 bis 15 % (also ein Dimensionssprung) dünner als herkömmliches Fichten-BSP. Bei BSH beträgt die Volumenreduktion rund 20 %. Damit ist trotz Birkeneinsatz eine wirtschaftlichere Bauweise möglich. Das heißt: einmalige Optik bei niedrigeren Gesamtkosten.

Der Bauherr, ein gelernter Zimmerer, war von der Oberfläche ebenso beeindruckt wie von der schlanken Konstruktion.

Für Laubholz gerüstet
Die schlanken Bauteile aus ästhetischer Birke sorgen auch bei Architekten für großes Interesse. Die zuvor genannten Entwicklungspartner forschen gemeinsam mit Hasslacher Norica Timber an weiteren Anwendungen für Laubholz im Massivholzbau. Man darf also gespannt sein, was noch auf den Markt kommen wird. 
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Das weltweit erste Wohnhaus aus Birken-BSP steht in der Oststeiermark - für eine edle Oberfläche hat Hasslacher Norica Timber als Decklage die dreischichtig aufgebaute Exzellentlamelle verwendet (Bildquelle: Holzbau Hirschböck, Hartberg) © Hasslacher

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Das weltweit erste Wohnhaus aus Birken-BSP steht in der Oststeiermark - für eine edle Oberfläche hat Hasslacher Norica Timber als Decklage die dreischichtig aufgebaute Exzellentlamelle verwendet (Bildquelle: Holzbau Hirschböck, Hartberg) © Hasslacher