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© DI Antonio Fuljetic

Verknappung droht

Ein Artikel von DI Antonio Fuljetic | 29.05.2009 - 00:30
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Der durchschnittliche Rundholzpreis für das Leitsortiment Fi B 2b marschiert wieder in Richtung 70 €/fm. Wir können dagegen nichts tun, denn ein Stillstand des Sägewerkes würde uns wesentlich mehr kosten”, wurde bei der Holzkurier-Befragung von den Rundholzeinkäufern sinnbildlich erklärt. Der Privatwald habe sich aus der Nutzung verabschiedet und dies erwartungsgemäß, denn für die Bauern beginnt die landwirtschaftliche Saison. Was fehlt, ist der traditionelle Bauernbuckel im Mai, denn die Waldstraßen sind wie leergefegt und die Rundholzreserven der Sägewerke auch begrenzt.

So klein und doch entscheidend

Viele sprechen schon jetzt von einer Verknappung. Die restlichen gehen mit Juli von einer aus. Der Ausweg über Importe aus den nördlicheren deutschen Bundesländern, der Slowakei und Tschechien, den Rundholzbedarf zu decken, ist begrenzt. Grund sind die Transportkosten und, dass das Rundholz in den Exportländern selbst verstärkt nachgefragt wird.
Die Hoffnung ist der Borkenkäfer, der, nach der wahrscheinlich erzwungenen längeren Sommerpause, die Werke im August/September retten soll. Doch weil alle auf dieses Holz spekulieren, könnten auch die Preise dementsprechend hochgehalten werden. Für den Käfer ist das Wetter in den kommenden Wochen entscheidend und es ist wie im Lotto: Alles ist möglich. Dass kaum Käferholz anfällt, möchte sich zurzeit niemand ausmalen, denn dann wäre die Lage sehr ernst.

„Die Forstbetriebe sind mit ihren Planungen bereits beim Wintereinschlag”, erklärt ein Unternehmer. „Es überwiegt die Hoffnung, dass die Rundholzpreise weiter steigen. Ob dies jedoch gelingt, hängt von der Konjunktur ab.”
Große Verwunderung herrscht in der Branche, dass es nicht mehr Insolvenzen in der Sägeindustrie gibt. Die bisher beantragten Insolvenzen werden anscheinend nicht vollzogen. „Etwas stimmt doch da nicht”, hört man. „Entweder geben alle die tiefsten Verkaufspreise an, oder man hat große Reserven und eine geduldige Bank.”
Dennoch hat die Rundholzverknappung eine einzige positive Seite für die Sägebetriebe: Die Preise steigen wieder leicht - bis auf die Seitenware. Vor allem bei der Rohware für KVH und BSH ist dies ersichtlich, „doch wem hilft´s, wenn es kaum Rundholz zum Schneiden gibt”.

Konstante Preise in Österreich

In Österreich bleiben die durchschnittlichen Preise annähernd konstant (70 €/fm), jedoch bei geringeren Abnahmemengen. Die Hersteller konzentrieren sich verstärkt auf den Import, denn die heimische Versorgungslage sei sehr schwierig. Man könnte mehr Rundholz nur über einen weit höheren Preis lukrieren, doch dies verträgt der Schnittholzpreis nicht.
So herrscht überwiegend die Meinung: Was wir für diesen Preis bekommen, wird eingeschnitten und nicht mehr. Von leichten Preissteigerungen wird dennoch ausgegangen.

In Bayern +3  /fm

Im Freistaat ist die Einschlagsreduktion am stärksten zu spüren. Die Sägebetriebe ziehen die Konsequenz und bieten um etwa 3 €/fm mehr, verglichen mit dem Vormonat, wodurch sich ein durchschnittlicher Preis von 70 €/fm ergibt.
Man geht mittlerweile davon aus, dass der Privatwald bislang nur die Hälfte der Vorjahresmenge eingeschlagen hat. Hilferufe an die Politik werden laut, mögen doch die Bayerische Staatsforsten (BaySF) mehr Rundholz produzieren.
Der Staatsbetrieb arbeitet zurzeit an der Jahresbilanz und die geplante Einschlagsreduktion für 2010 bleibt weiterhin aufrecht. Dies wird sich über den Sommer auch nicht entscheidend verändern, denn dann sind viele Beamte im Urlaub. Von den BaySF hört man, dass man Verständnis für die Sägebetriebe habe und auch für die Forderungen, doch ob diese realistisch und möglich sind, sei mehr als diskussionswürdig. Zuerst stellt sich die Frage, ob es klug ist, noch mehr Rundholz in einen bislang fallenden Markt zu werfen. Hinzu kommt, dass es den BaySF nicht möglich ist, die fehlende Menge aus dem Privatwald zu kompensieren. Es ginge um mehrere Millionen Festmeter Einschlagserhöhung. Politische Forderungen und Anweisungen würden das Problem der Holzmärkte nicht lösen.
Die Saison für den Privatwaldeinschlag ist einfach vorbei, hört man von den Waldbesitzervereinigungen. „Um kein Geld der Welt werden die Bauern jetzt in den Wald gehen, denn die sind geistig und arbeitstechnisch in der Landwirtschaft, egal ob der Milch-/Holzpreis stimmt oder nicht”, argumentiert ein Forstassessor. „Man hätte vor drei Monaten, wenn nicht schon im Dezember, von der Sägerseite Maßnahmen treffen müssen. Jetzt von nicht partnerschaftlichem Verhalten zu sprechen, wie es in Österreich der Fall ist, wird die Situation nicht verbessern, ganz im Gegenteil. Vor wenigen Monaten verlangte man Preise unter 60 €/fm, obwohl es primär ein Marktproblem der Sägeindustrie war. Geschehen ist nichts, nun muss man mit steigenden Preisen rechnen.”
Aber auch die Forstseite hat bereits im Jänner zu einer verfrühten Einschlagsreduktion aufgefordert, obwohl der Rundholzpreis dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre zumindestens entsprach, heißt es. Ob die eventuellen Marktanteilsverluste der Sägeindustrie Auswirkungen auf die Forstwirtschaft haben werden, muss abgewartet werden, erklärt man.

Optimismus in BWB

Eine optimistischere Einschätzung der Marktlage geht von Baden-Württemberg aus. Die Rundholzmengen fließen vertragskonform ab. Für die Verhandlungen für das III. Quartal wird von leichten Preissteigerungen ausgegangen. Zurzeit bewegt sich das Leitsortiment bei einem Preis um 66 €/fm, melden die Betriebe. Die Befürchtung ist, dass die Belieferung im III. Quartal nicht stabil sein wird, denn viel hängt vom Käferholzanfall ab.
Der Verband der Säge- und Holzindustrie Baden-Württemberg (VSH) meldet steigende Auftragseingänge der Sägewerke und geht von einem Durchschreiten der Talsohle aus. Bei der internen Umfrage geht erstmals seit Herbst 2008 eine Mehrheit von Zuwächsen aus.