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Die österreichische Delegation in der ersten Reihe der Internationalen Nadelschnittholz-Konferenz in Paris: Rumplmayr, Jöbstl, Schweighofer, Torgersen (v. li.) © Rainer Handl

Verhaltener Optimismus für 2017

Ein Artikel von Gerd Ebner | 19.10.2016 - 14:22
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Die österreichische Delegation in der ersten Reihe der Internationalen Nadelschnittholz-Konferenz in Paris: Rumplmayr, Jöbstl, Schweighofer, Torgersen (v. li.) © Rainer Handl

„Die Stimmung ist viel besser als auf der 2015er-Veranstaltung. Da die Nadelschnittholz-Produktion nur minimal zunahm, hat sich die Lage am Weltmarkt entspannt“, lautete das Resümee der österreichischen Delegation auf der Internationalen Nadelschnittholz-Konferenz (ISC), die von 12. bis 14. Oktober in Paris stattfand.
„Ein Produktionsplus um 1,5 % ist heuer angesichts des gestiegenen Bedarfs verkraftbar – mehr sollten es aber nicht sein“, fasste es Dr. Carl-Erik Torgersen, Vorsitzender Holzhandel Österreich, zusammen.

Problemregion Levante

„Wir Säger sind grundsätzlich optimistisch“, meinte Herbert Jöbstl, Vorsitzender Sägeindustrie Österreich, aber er differenziert: „Je nachdem, in welcher Exportregion man tätig ist, unterscheiden sich die Aussichten dennoch.“ Als kurzfristige Problemregion machte er den Levanteraum aus: „Ein überraschend guter Jahresstart kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich seit dem Ramadan die Nachfrage nicht mehr erholte.“

Anspruch und Wirklichkeitpassen in Levante nicht zusammen

Zwei optimistische Vorträge von Levante-Importeuren wurden in Paris von der schwedischen Delegation revidiert. Die Skandinavier schmerzen besonders die Importrückgänge in Ägypten. Anspruch („große Pläne der Regierungen“) und Wirklichkeit (Devisenmangel) klaffen aber im gesamten Levanteraum weit auseinander.

Levanteerholung dauert noch

„Man muss sich in der Levante realistischerweise wohl auf eine zwei- bis dreijährige Durststrecke einstellen“, analysierte Jöbstl. Die Aussage sprach er vergleichsweise gelassen aus. Immerhin ist die Levante der wichtigste europäische Überseemarkt. Die Ruhe gibt offenbar Jöbstl das Wissen, schon heuer das Levanteminus kompensieren zu können: „Seitenware wird zusehends mehr getrocknet und findet weltweiten Absatz. Schlechtere, aber noch gesunde Qualitäten finden Verwendung als Mittellagen in den neuen Plattenproduktionen. Brettsperrholz benötigt ebenfalls in steigendem Ausmaß diese vermeintlichen Anfallprodukte.“
„Ich sehe bei der Verpackungsware in Italien noch kein generelles Problem. Der Septemberabsatz war zwar schwächer, aber Italien ist und bleibt ein sehr großer Abnehmer“, so die Replik Torgersens auf den ISC-Tenor, dass es bei der Verpackungsware ein Abnahmeproblem gebe. „Sollten die Hauptwarenprodukte aber weiterhin in so großer Menge produziert werden, könnte es langfristig ein Problem bei der sogenannten Anfallware geben.“

Brexit-Folgen erst irgendwann

Das Thema Brexit wurde auf der ISC in Paris als nicht drängend eingestuft. „Bis sich hier die Handelskonditionen ändern, wird es noch langfristige Verhandlungen geben. Davor ändert sich wenig“, wurde als Resümee mitgenommen.
Asien – insbesondere China – wurde von Exporteursseite als „rundum positiv“ eingeschätzt. „Schließlich sind wir im asiatischen Jahrhundert“, urteilte Torgersen.
Dank guter eigener Chinawerbung profitieren speziell die Skandinavier vom Boom. Der deutsche Nadelschnittholz-Export nach China ist rückläufig, der von Österreich sei „unter der statistischen Wahrnehmung“.

Von Sibirien Richtung China

Die ostrussischen Sägewerke haben mittlerweile eine funktionierende Logistik nach China aufgebaut. Entsprechend stark ist die russische Präsenz.
Die Kanadier bedienen heuer lieber die USA und lassen auch etwas Platz am chinesischen Markt. „Mitteleuropa sollte China stärker am Radar haben. Der Milliardenstaat fördert Green Buildings. Das bedeutet, auch Holzbau – insbesondere wir Österreicher könnten davon profitieren“, animierte Jöbstl zu neuen Exportansätzen.
Selbst das „überalterte“ Japan steigert den Holzimport, da der Holzbauanteil überproportional zunimmt. Das bietet Chancen für Brettsperrholz und den Holzrahmenbau.

Deutschland reißt alle mit

„Deutschland ist ganz klar die Konjunkturlokomotive in Europa“, urteilte Jöbstl. „Dessen Exporte laufen auf hohem Niveau, es wird überall gebaut. Die Schlüsselkonjunkturdaten sind alle positiv, daher wird es zu keinem kurzfristigen Einbruch kommen.“ Der gut gehende deutsche und ein sich erholender französischer Markt sorgten auf der ISC dafür, dass Italien in den Besprechungen eher eine geringe Rolle spielte. Nach einem heurigen Importplus beim Nadelschnittholz geht die italienische Delegation 2017 von einem konstanten Bedarf aus. Beim Lamellenholz soll es heuer (+25.000 m3) und 2017 (+10.000 m3) einen leichten Importanstieg geben.

ISC-Resümee Nadelschnittholz-Importländer:

    2016 verlief bisher gut – Geschäft wurde gegenüber dem Vorjahr belebt. Heuer herrscht eine „Stolz, überlebt zu haben“-Einstellung. Bedarf und Konsum steigend Baubedarf zieht weiter an. Stabilität in Angebot und Nachfrage Geschäft hat sich im III. Quartal etwas abgeschwächt – das ist aber kein Anlass für Sorge. Zuversicht für das restliche Jahr Erwartungen für 2017 sind vorsichtig positiv.2017 sollte im Wesentlichen eine Fortsetzung von 2016 sein.

Abkommen erst nach Präsidentenwahl

Die US-Delegation sagte voraus, dass es die ausstehende Zollabkommens-Entscheidung mit Kanada wohl erst mit dem neuen Präsidenten geben werde.
Wegen der konstanten Rundholzversorgung war die Beschaffung in Paris kein großes Thema – ganz im Gegensatz zu den Sägenebenprodukten. „Speziell in Nordeuropa gibt es riesige Sägespäne- und Hackgutberge. Die drei Gründe: Die Plattenindustrie setzt immer mehr auf Altholz, der Papierbedarf schrumpft und es gab warme Winter“, nahm Jöbstl als Erklärungen von der ISC mit.
„Es muss zu denken geben, dass German Pellets, immerhin der größte europäische Produzent, über Monate ,weg vom Fenster‘ war, ohne dass das irgendwelche Spuren am Markt hinterließ“, ergänzte Torgersen abschließend.

ISC-REsümee Nadelschnittholzexportländer:

    Stimmung etwas besser als 2015 Es gibt Hoffnungen, dass 2017 noch positiver vonstattengehen wird. Der Exportfokus wird zunehmend auf Asien gerichtet sein. Von der Levante ist erst in zwei, drei Jahren wieder ein Aufschwung zu erwarten.