14782636511474.jpg

Innungstag der Wiener Tischler und Holzgestalter © Holley

Unter Tischlern und Holzgestaltern

Ein Artikel von Dagmar Holley | 17.10.2016 - 13:40
14782636511474.jpg

Innungstag der Wiener Tischler und Holzgestalter © Holley

Der Innungstag der Wiener Tischler und Holzgestalter fand am 7. Oktober in der Berufsschule für Holz, Klang, Farbe und Lack im 15. Wiener Gemeindebezirk statt. Nach einer Führung durch die Berufsschule blickte man mit gemischten Gefühlen auf das vergangene Jahr zurück.

Während es bei manchen Tischlern, die sich auf Nischenprodukte spezialisiert haben, sehr gut lief, klagten andere über die wirtschaftliche Lage. Die Kunden verlangten immer mehr, wollten aber immer weniger bezahlen, so der Grundtenor. Wiens hohe Dichte an Möbelhäusern und die geografische Nähe zu den östlichen Nachbarländern erleben viele Wiener Tischler als tägliche Herausforderungen.
Vonseiten der Innung hatte man auf eine Vereinfachung der Vergabe öffentlicher Aufträge gehofft, damit kleine lokale Anbieter ebenfalls gute Chancen hätten. So wurden etwa Gespräche mit Wiener Wohnen, der Verwaltung der Wiener Gemeindebauten, geführt. Dort zeigte man allerdings wenig Verständnis für die Problematik.
Die Forcierung von Kooperationen sowie der verstärkte Zukauf von Produkten, die selbst nicht rentabel gefertigt werden können, nannte Innungsmeister Johann Burgstaller als mögliche Gegenstrategien.
Von der Innung ins Leben gerufene Stammtische und Bezirkstreffen seien gut angenommen worden. Angebotene Seminare hingegen stießen auf wenig Interesse und mussten oft wegen zu geringer Teilnehmerzahl abgesagt werden.

Wenn der Arbeitsinspektor kommt

In den vergangenen zwei Jahren besuchte das Arbeitsinspektorat zahlreiche Tischlereien und meldete Beanstandungen, die es zu verbessern galt - oft mit erheblichem Aufwand. Diese „heiße Phase“ sei nun überstanden, informierte Innungsmeister-Stellvertreter Ludwig Weichinger-Hieden. Eine Arbeitsgruppe sei ins Leben gerufen worden, die sich mit den technischen Auflagen befasst, kostenlose Sprechstunden anbietet und einen ausführlichen Ordner zum Thema erstellen will.
Bei der Lohnverrechnung änderte sich ebenfalls einiges. Die Kollektivverträge wurden entrümpelt und neu ausgehandelt. Die Lohngruppen wurden anders definiert, die Störzulage wurde abgeschafft und durch ein Taggeld ersetzt. Dieses wird ausbezahlt, wenn ein Tischler mehr als fünf Stunden auf Montage ist, und ist für alle Lohngruppen gleich. Diese Lösung soll den Verwaltungsaufwand vereinfachen. Allerdings wird sie nicht von allen positiv aufgenommen, wie eine spontane Diskussion am Innungstag gezeigt hat. „Wir können solche Regelungen nicht alleine festlegen. Die Ergebnisse sind aus den Verhandlungen mit der Gewerkschaft entstanden. Das sind immer Kompromisse“, erklärt Burgstaller, der mit den Verhandlungsergebnissen aber zufrieden ist.

Nachwuchs fördern

1478263714482.jpg

Präsentation der neu entworfenen Lehrabschlussstücke: Diese sollen künftig karitativen Organisationen übergeben werden © Holley

Den Tischlerberuf in der Öffentlichkeit positiv darzustellen, Jugendliche darüber zu informieren und zu begeistern, bleibe weiterhin ein wichtiges Anliegen der Innung. Viele Unternehmen fänden nur schwer geeignete Lehrlinge. Seit 2010 sei die Zahl der Tischlerlehrlinge um 40 % zurückgegangen, informierte Burgstaller.
Aktionen in Schulen sollen fortgesetzt werden, ebenso der Tag der Lehre im Museum für angewandte Kunst (MAK). Thematisiert wurde auch das schlechte Abschneiden der Lehrlinge beim Bundeslehrlingswettbewerb. Der Innungsmeister hofft auf mehr Unterstützung seitens der Lehrherren im kommenden Jahr, immerhin wird der Wettbewerb 2017 in Wien ausgetragen.
Neu geregelt wurden ebenfalls die Pflichtstücke für die Lehrlinge. Vier ausgewählte Entwürfe waren auf der Tagung zu bewundern. Sämtliche Übungs- und Lehrabschlussstücke sollen künftig karitativen Zwecken zugeführt werden. Den Jugendlichen soll damit das Gefühl vermittelt werden, mit ihrer Arbeit etwas Sinnvolles getan zu haben. Unternehmen, die seit vielen Jahren Lehrlinge ausbilden, wurden am Innungstag geehrt. Dabei wurde deutlich, dass viele dies aus Berufung und Leidenschaft tun. Mit dem Bestehen der Lehrabschlussprüfung ist die Ausbildung nicht zwangsläufig zu Ende.
Zehn Tischler bestanden in der vergangenen Periode ihre Meisterprüfungen - darunter auch eine Frau.