14574206524737.jpg

"Kodersdorf wird derzeit an unsere Bedürfnisse angepasst. Bald fahren wir dort dreischichtig."Gerald Schweighofer © Holzindustrie Schweighofer

Umgehen mit neuen Realitäten

Ein Artikel von Gerd Ebner | 08.03.2016 - 08:06
14574206524737.jpg

"Kodersdorf wird derzeit an unsere Bedürfnisse angepasst. Bald fahren wir dort dreischichtig."Gerald Schweighofer © Holzindustrie Schweighofer

Es war schon einmal leichter, in Rumänien Sägewerke zu betreiben (s. Link 1 unten): Aufgrund erhöhter Preiserwartungen implodierte Anfang 2016 der Rundholzverkauf der staatlichen Romsilva. Die Holzindustrie Schweighofer wird daher heuer maximal die Hälfte ihres 3,1 Mio. fm-Jahresbedarfs in Rumänien decken können. Statt über 2 Mio. fm werden es bestenfalls 1,6 Mio. fm sein. Hinzu kommt, dass man sich seit gut einem Jahr den ständigen Angriffen von Umweltschutzorganisationen ausgesetzt sieht und wahrscheinlich sogar ein „Lex Schweighofer“ wird akzeptieren müssen („Kein Unternehmen darf mehr als 30 % eines Sortimentes erhalten“).

Geänderte Verkaufspolitik mit Folgen

Zum Zeitpunkt des Interviews Ende Februar war es für Gerald Schweighofer noch völlig offen, wie die Romsilva-Versteigerungen weitergehen können. Es war nur klar, dass es sowohl bei den Hart- als auch Weichholzsägern, bei den Furnierproduzenten und der Holzwerkstoffindustrie zu massiven Folgen kommen wird. Die wenigsten Unternehmen können wie Schweighofer auf eine Importmaschinerie zurückgreifen, die Holz aus allen Nachbarstaaten und darüber hinaus organsieren kann. „Die Rund- und Schnitt-holzimporte Rumäniens werden stark steigen“, prophezeit Schweighofer. „Es kann sein, dass Rumäien heuer 500.000 m3 Schnittholz einführen muss. Auch wir benötigen Schnittholz für unsere Weiterverarbeitung.“

In acht Monaten, dann Jahresmenge?

In den kommenden Wochen könnten sich die Romsilva-Verantwortlichen dazu entschließen, in kürzerer Zeit mehr Holz auf den Markt zu bringen. Ob das den Fehlstart 2016 kompensiert, wird man sehen. Die Unsicherheit über die rumänische Versorgungssituation ist jedenfalls groß. Auch Zulieferbranchen, wie die Transporteure, hängen in der Luft. Es gab bisher ja merklich weniger zu transportieren.
Es verwundert daher nicht, dass Eigentümer Schweighofer seine Investitionen verlagert. Im September 2015 gab man den Erwerb des Sägewerkes in Kodersdorf/DE bekannt. Das ehemalige Klausner-Sägewerk wird nun umgebaut. Aus einem Sägewerk der Klausner-Klasse (schnell, ohne explizite Seitenbrettoptimierung, großer Frischholz-Anteil, …) wird nun ein „Schweighofer-Sägewerk“. Das fängt einmal bei der Erhöhung der Trocknungskapazität an.
Ansonsten wird in Kodersdorf derzeit „repariert“, wie es Schweighofer im Holzkurier-Interview umschreibt. Eine der ersten Maßnahmen war die Vereinheitlichung der dortigen IT mit der des Mutterunternehmens (s. Link 2 unten).
Schon im März wird man in Kodersdorf auf einen Dreischichtbetrieb umstellen.

Kanadische Aktienkurse halbiert

Absatzseitig sieht Schweighofer keinen Aufwind in den USA voraus. Die Hausbauzahlen seien unbefriedigend und in weiterer Folge auch die Schnittholzpreise. Da gleichzeitig China schwächelt, sind speziell die Hauptmärkte der kanadischen Holzindustrien unter Druck. „Schauen Sie sich nur die Aktiennotierungen der kanadischen Holzindustrien an“, verweist Schweighofer auf eindeutige Zahlen (Anmerkung: der Aktienkurs von Canfor, der größten kanadischen Holzindustrie, hat sich seit August 2015 halbiert. Von 28 CAD fiel dieser auf derzeit 14 CAD).
Während der europäische Nadelschnittholz-Bedarf im Großen und Ganzen stabil ist, sieht Schweighofer für die europäischen Holzindustrien insbesondere die Ausschusssortimente unter Druck. Hinzu kommt ein sinkender Levantebedarf.
Das angekündigte „Oligarchen“-Millionensägewerk in der Korosten/UA wird bald anlaufen. Das geplante fünfte Schweighofer-Sägewerk in Kolomyja/UA ist noch auf „Hold“.