Deutlich unter den Prognosen
Weiter kein Supercycle
Der einst erhoffte Softwood Lumber Supercycle (massiv höhere Schnittholzpreise, weil Nachfrage das Angebot überschreitet) lässt auf sich warten. Zwar sei die Rundholzversorgung, wie prognostiziert, zurückgegangen. In Britisch-Kolumbien führte die 900 Mio. fm-Käferkalamität zu einem Ernterückgang von 20 %. Quebecs Wälder liefern primär aufgrund restriktiverer Gesetze gar um 35 % weniger Nadelrundholz. Doch weder in China noch in den USA habe der Holzverbrauch mit den optimistischen Prognosen mithalten können. Erst bei zumindest 1,3 Millionen Baubeginnen pro Jahr könne eine Schnittholzunterversorgung zu deutlich höheren Preisen führen, denkt Taylor heute.
Softwood Lumber Agreement 2.0 „won‘t be nice“
Auf absehbare Zeit bleiben die Schnittholzpreise so niedrig, dass sogar die Schwellwerte gemäß den Softwood Lumber Agreements (SLA) wieder unterschritten werden. Seit 1. April fallen 5 % Ausfuhrzoll für kanadische Sägewerke an.Sinn des Abkommens ist es, die US-Sägeindustrie vor kanadischer Konkurrenz zu schützen. Der sogenannte „Canada – United States Softwood Lumber Dispute“ ist rechtlich heikel. Mehrfach wurden die WTO oder internationale Schiedsgerichte angerufen. Die Thematik erhält nun neue Brisanz, weil das aktuell gültige Abkommen Mitte Oktober ausläuft. Wie es weitergeht, ist laut Taylor noch nicht absehbar. Idealvorstellung der Kanadier ist ein Auslaufen. Aber mit einer Verlängerung der gegenwärtigen Regel könnte man wohl auch leben. Doch Taylor befürchtet, dass die USA bei der Nachfolgeregelung größere Einfuhrbeschränkungen durchsetzen wollen. „It won‘t be nice“, warnt der kanadische Branchenexperte.
Europäischen Exporteuren droht übrigens kein Zoll. Ausfuhrbeschränkungen können in den USA erst ausgesprochen werden, wenn ein Wirtschaftsraum mit seinen Lieferungen mindestens 5 % Marktanteil erreicht. Das schaffte die EU nicht mal in den Spitzenjahren 2005 oder 2006.
Hintergrund
Beim aktuell gültigen Softwood Lumber Agreement „Lumber IV“ hängen die Zölle vom Schnittholzpreis ab. Um Dumping zu verhindern, werden Abgaben fällig, sobald der Mixpreis – „Framing Lumber Composite Price“ – bestimmte Schwellen unterschreitet. Unter 355 US-$/1000 bft sind 5 % Zoll fällig, unter 335 US-$/1000 bft 10 %, unter 315 US-$/1000 bft 15%. Seit Einführung wurde 66 Mal die Höchstabgabe eingehoben. Seit Anfang 2013 war aufgrund der Preiserholung – mit einer Unterbrechung – kein Zoll mehr fällig. Das änderte sich im April. Seit damals werden wieder 5 % eingehoben.
Übernahmewelle der Kanadier ist vorbei
Während am grünen Tisch über Wettbewerbsbeschränkungen verhandelt wird, schaffen die kanadischen Sägewerkskonzerne längst neue Realitäten. In der vergangenen Dekade haben sie ihre Cashreserven für massive Zukäufe in den USA genutzt. Taylor zeigt dies anhand der drei größten: West Fraser, Canfor und Interfor, alle mit Sitz in Vancouver, besaßen 2004 erst zwei Sägewerke in den USA. Heute sind es in Summe 35. Das ist mehr als im Heimatland, wo die Anzahl der Werke versorgungsbedingt leicht auf 30 abnahm. Zugekauft wurde primär im Südosten der USA. Die großen Vorräte an Sumpfkiefer (Southern Yellow Pine) weckten strategische Begehrlichkeiten.Die große Akquisitionswelle ist wohl aber vorbei. „Was verfügbar war, ist mittlerweile verkauft“, sagt Taylor. Im US-Südosten befinden sich neben Kiefernwäldern aber auch die ersten beiden Klausner-Sägewerke. Deren Markteintritte werden in den USA interessiert beobachtet, obwohl der Großteil der Produktion wohl noch exportiert werde, wie es heißt. Das erste Werk in Florida ist in Betrieb. Ein zweites in North Carolina nimmt im II. oder III. Quartal seinen Betrieb auf.
Klausners Engagement wird auch deswegen beobachtet, weil damit erstmals Linck-Springer-Linien in Nordamerika arbeiten. Denen werden geringere Einschnittkosten als bei der verbreiteten Sägewerkstechnik zugetraut.
Anfang April wurde nun sogar die erste Neuinstallation des deutschen Unternehmens in Nordamerika seit den 1980er-Jahren bekannt (s. Infokasten). Die Übernahme des schwedischen Sägemaschinenherstellers Söderhamn Eriksson durch den Marktführer USNR zeigt ebenfalls, dass die USA zunehmend an europäischer Technik interessiert sind. Die verstärkte Marktpräsenz von Springer, Microtec oder schon traditionell Veisto passt ebenfalls ins Bild.