1441874045247.jpg

Dr. Elisabeth Berger, Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten © Isabell Urban

Trister Kesselmarkt

Ein Artikel von Günther Jauk | 10.09.2015 - 13:02
1441874045247.jpg

Dr. Elisabeth Berger, Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten © Isabell Urban

2014 sind die Pelletskesselverkäufe fast um die Hälfte eingebrochen. Gegenüber dem Vorjahresquartal sind diese im I. Quartal um weitere 26 % zurückgegangen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Das Problem ist der Preis von Pellets gegenüber anderen Energieträgern. Es wurde immer deutlich kommuniziert, dass der Ölpreis steigen werde. Jetzt ist er sogar gesunken und wir wissen nicht, wie lange dieser Trend anhält. Öl- und Pelletskunden sind besonders preissensibel. Stromkunden haben einen Abbuchungsauftrag. Öl und Pelletskunden müssen den ganzen Preis ein Mal im Jahr bezahlen. Der Umweltgedanke spielt da nur zum Teil eine Rolle. Viele potenzielle Kunden im ländlichen Bereich nutzen Nah- und Fernwärmenetze.

Sind die Investitionskosten einer Pelletsheizung zu hoch?

Der Markt forderte bisher emissionsarme, komfortable Kessel. Gefragt waren hochwertige Produkte. Jetzt ist man dabei, sich eine zweite Schiene aufbauen – mit etwas simpleren, aber weiterhin zuverlässigen Geräten. Ich gehe davon aus, dass die neuen Märkte östlich von Österreich liegen. Viele osteuropäische Länder wollen fort von der gefährlichen Abhängigkeit von den Gaslieferanten. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich Pellets werden, die das Gas ersetzen, aber es werden vermutlich feste Brennstoffe sein. Mittlerweile gibt es im Osten Europas einige Kunden, die sich das leisten können.

Viele Kunden nehmen die Förderungen aus dem Klimafonds für Pelletsheizungen nicht in Anspruch. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Es gibt viel zu viele unterschiedliche Förderungen von Bund, Ländern und Gemeinden. Kunden und Installateure blicken da oft nur sehr schwer durch. Installateure sind es leid, sich immer wieder neu zu informieren. Sind sie dann bezüglich Förderungen vermeintlich auf dem letzten Stand, gibt es schon wieder was Neues. Man müsste alle Förderungen in einem Topf zusammenfassen oder zumindest alles über eine Stelle und einen Ansprechpartner abwickeln. Der Förderdschungel darf zum Kunden hin nur ein Gesicht haben. Am besten wäre natürlich, wenn man einen neuen Kessel von der Steuer absetzen könnte. Das wäre der wenigste bürokratische Aufwand und am einfachsten zu kommunizieren.

Wohin, glauben Sie, wird sich die Pelletskesselindustrie in den kommenden zehn Jahren entwickeln?

Österreich ist bei der Herstellung von Biomassekesseln Weltmarktführer. Wir brauchen einen starken Heimmarkt. Niemand weiß, wie lange sich der Ölpreis noch auf so tiefem Niveau bewegen wird. Die heimischen Kesselproduzenten haben in den vergangenen Jahren Reserven angelegt und sich jetzt auf den harten Markt eingestellt. Es wird sich zeigen, wer am Ende dieser Krise übrig bleibt. Verglichen mit Öl oder Gas, sind Pellets weniger standardisierte Brennstoffe. Deshalb müssen die Geräte auch wesentlich mehr können als etwa ein Gaskessel. Es gibt bereits erste Versuche, Pellets chemisch aufzubereiten und sie so homogener zu machen. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen. Es müssten auch die Grenzen der ENplus noch enger gesteckt werden. Pellets werden durch solche Maßnahmen aber tendenziell teurer.

Ab 2020 gelten die neuen Ökode- sign-Richtlinien auch für die Biomassekessel-Hersteller. Ist das ein Problem?

Für die österreichischen Hersteller bedeutet das eher eine Chance als ein Problem. Wir erfüllen diese Kriterien. Andere Länder sind hier gefordert, technologisch nachzuziehen. 2017 kommt die EU-weite Energiekennzeichnung. Diese ist mehr eine Entscheidungshilfe für den Kunden und wird den Markt nicht essenziell umkrempeln.