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Top-Ergebnis

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 17.05.2012 - 00:02
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Mit der historisch tiefen Holzmenge von nur noch 1,5 Mio. fm schaffte die Österreichische Bundesforste AG im Vorjahr mit 23,7 Mio. € ein Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit (EGT), das um 50 % über der von 2010 lag.
Ein solcher Spagat – geringere Verkaufsmenge, besseres Ergebnis – gelingt nur, wenn das verkaufte Produkt teurer und die Eigenleistung effizienter wird. Im Fall der ÖBf war das ein Anstieg des durchschnittlichen Verkaufspreises von 63 €/fm auf fast 74 €/fm (+17 %). „Die 73,8 €/fm frei Waldstraße in Regie war es der höchste Preis seit AG-Gründung 1998“, freute sich Vorstandssprecher Dr. Georg Erlacher auf der Bilanzpressekonferenz am 15. Mai in Wien.

DB-Rekord

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Mit beiden Händen greifbar: Top-Betriebsergebnis für die ÖBf ? verantwortlich sind Dr. Georg Erlacher und Mag. Georg Schöppl (v. li.) © BÖsterreichische Bundesforste AG/APA-Fotoservice/Schedl

Aktiv beeinflussten die ÖBf-Vorstände Erlacher und Mag. Georg Schöppl ihre Jahresbilanz, indem man „den Verkauf optimierte und die Kosten senkte“. Die Erntekosten sanken um 9 % auf 24,8 €/fm – womit man einen rechnerischen Deckungsbeitrag von 49 €/fm (Regie) erzielte. Das ist ebenfalls ÖBf-Rekord.
Parallel dazu half mit, dass der Schadholzanfall auf unter 50 % der Gesamterntemenge gedrückt werden konnte. Erlacher ist zuversichtlich hier künftig wieder bei rund 30 % Schadholz-Anteil landen zu können.

Wieder am Vorkrisenniveau

Mit einem Gesamtumsatz von 226,1 Mio. € (+3 %) erwirtschafteten die ÖBf ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 23,7 Mio. €. „Damit sind wir wieder am Vorkrisenniveau“, stellte Erlacher fest. Freuen kann sich aber auch der Eigentümer – die Republik Österreich. An Dividende und Fruchtgenuss wurden im Vorjahr 30 Mio. € von den ÖBf überwiesen. 2012 werden es voraussichtlich weniger sein.

Erntemenge bleibt bei 1,5 Mio. fm

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Heuer werden die ÖBf erneut 1,5 Mio. fm ernten – das entspricht dem aktuellen Nachhaltshiebsatz. Die Stürme der vergangenen zwanzig Jahre haben im Zusammenspiel mit damaligen waldbaulichen und Forstschutz-Maßnahmen der 1970er-, 1980er-Jahre den Hiebsatz von rund 2,5 Mio. fm um 40 % gesenkt. „Könnten wir beim jetzigen Holzpreis immer noch über 2 Mio. fm/J verkaufen, wäre unser EGT doppelt so hoch – es kämen nochmals 25 Mio. € hinzu“, bedauerte Schöppl einem Journalisten antwortend, der von einer künstlichen Angebotsverknappung der ÖBf wissen wollte. Schöppl verwies einmal mehr auf die Besonderheiten des Holzmarktes: die enorme Volatilität. „2004 hatten wir mit 51,4 €/fm einen um 45 % geringeren Preis.“

Rundholzpreis übertreffen

Für 2012 ist Erlacher zuversichtlich, den 2011er-Rundholzpreis im Durchschnitt zu übertreffen. „Wenn wird das EGT halten, ist das ein toller Erfolg. Prognosen sind aber nicht leicht zu machen. Keiner kann derzeit weit in die Zukunft sehen. Das hat auch die Laufzeiten unserer Verträge verkürzt. Bis zur Wirtschaftskrise gab es Jahres-, ja sogar Mehrjahresverträge. Jetzt sind Langfristverträge eher die Ausnahme. In den meisten Fällen schließen wir nun Quartalsverträge ab – mit darauffolgenden Absichtserklärungen“, erläutert er neue Verkaufspraktiken.
„Es wird wohl fünf Jahrzehnte dauern, bis wir wieder bei 2 Mio. fm/J Ernte angelangt sind“, erläuterte Erlacher am Rande der Pressekonferenz. Dann wird sich die Baumartenzusammensetzung gravierend verändert haben. Das Fichten-Aufkommen aus den ÖBf-Wäldern wird zugunsten von Laubhölzern und der Lärche zurückgehen. „2010 waren rund die Hälfte der gesetzten Pflanzen Fichten. 40 % forsteten wir mit Lärche auf. Der Lärchenanteil wird von 8 % jetzt stark zunehmen, der Laubholzanteil mittelfristig von jetzt 25 % auf 33 % steigen“, umriss Erlacher die waldbauliche Planung. „Stabile Wälder für die Zukunft“ sei die Prämisse.

100 Mio.€-Invest in erneuerbare Energien

Stabilität ins Betriebsergebnis sollen die Geschäftsfelder abseits des Holzverkaufes bringen. Rund 100 Mio. € sollen in den kommenden fünf Jahren in erneuerbare Energien investiert. Unter anderem: vier Kleinwasserkraftwerke, erste Fotovoltaikanlage (Hall i. Tirol), und das erste Windkraftprojekt. Unmittelbar nach Baugenehmigung – wahrscheinlich noch 2012 – soll mit Bau begonnen werden.
Angesprochen auf die Insolvenz der SWH-Kraftwerke konnte Erlacher vom Verkauf von 28 der 30 Beteiligungen berichten. Die beiden restlichen werden bald folgen. An allen Standorten ziehen sich die ÖBf auf die reine Versorgerrolle zurück. Wichtig war ihm noch zu betonen: „Alle SWH-Werke laufen weiter.“
Im Dienstleistungsbereich hat man derzeit 30 Kunden mit einer Gesamtbetreuungsfläche von etwa 11.800 ha. Stolz ist man, als Consulter im Ausland gefragt zu sein – etwa im Kosovo, wo eine Bewirtschaftung und Verwaltung des Staatswaldes aufgebaut wird.
Die ÖBf-Immobiliensparte brachte im Vorjahr 36 Mio. €. „2020 wollen wir bei 45 Mio. € liegen“, sagte Schöppl voraus.

Erfolg von Beteiligungen unbekannt

Keinerlei Auskunft gaben die Vorstände über das Ergebnis ihrer Beteiligungen – wobei insbesondere das der 25 %-Beteiligung bei Mayr-Melnhof Holz interessierte. „Informationen erhalten Sie nur von den Unternehmen selber“, hieß es, was aber schon vielsagend war …

Daten und Fakten

Österreichische Bundesforste AG Bilanz 2011 
Umsatz: 226,1 Mio. € (2010: 219,8 Mio. €) 
Mitarbeiter:1151 (2010: 1149) 
Holzernte: 1,52 Mio. fm (49 % Schadholz) 
Erntekosten: 24,8 €/fm (2010: 27,1 €/fm) 
Durchschnittserlös:73,8 €/fm (2010: 63 €/fm) 
Betriebsleistung (Forst/Holz): 136 Mio. € (60% Gesamtbetriebsleistung) 
Gesamtbetriebsleistung: 226,1 Mio. € (2010: 219,8 Mio. €) 
EGT: 23,7 Mio. € (2010: 15,9 Mio. €)