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© Holzkurier

Südliche Fichtenstärke

Ein Artikel von Hannes Plackner | 03.08.2015 - 16:27
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Dies ist der Auftakt einer Miniserie im Holzkurier, die sich mit den Vorräten im deutschen Wald beschäftigt. In sieben Teilen werden die in der Bundeswaldinventur 3 ausgewiesenen Holzarten nach den Bundesländern aufgeschlüsselt (Anm.: Die Daten sind auf der Website www.bwi.info gratis abrufbar).
Am Beginn steht die mit Abstand wichtigste Baumart Deutschlands, die Fichte. Am Gesamtvorrat von 3,66 Mrd. fm macht sie mit 1,21 Mrd. fm ziemlich genau ein Drittel aus. Zum Verständnis: Das wäre genug Holzvolumen, um theoretisch jedem Menschen auf der Welt einen einfachen Schreibtisch aus deutscher Fichte zu bauen. Natürlich sind dabei Ausbeute und Verschnitt nicht berücksichtigt, es zeigt aber das immense Ausmaß der stehenden Waldressourcen. Noch ein Vergleich? Mit 2,19 Milliarden Exemplaren (Stammzahl) gibt es 27 Mal mehr Fichten in Deutschland als Einwohner.
Allerdings ist diese Ressource sehr ungleich verteilt. Über die größten Fichtenvorräte verfügen Bayern (490 Mio. Vfm) und Baden-Württemberg (200 Mio. Vfm). Alleine diese beiden Bundesländer beherbergen damit 56 % des gesamtdeutschen Fichtenvorrats. Dass sich in diesen Ländern die schlagkräftigste Holzverarbeitung etabliert hat, ist eine logische Folge. Dasselbe gilt für das „dritt-befichtetste“ deutsche Bundesland, Nordrhein-Westfalen. Dort gibt es im Sauerland eine Konzentration an Nadelholzsägewerken, wie auch in der deutschen Sägewerkskarte (s. Holzkurier Heft 11, S. 10) deutlich wurde. Außerhalb alpiner Gegenden, dem Alpenvorland oder dem deutschen Mittelgebirge tut sich die Fichte schwer.

Zwischen 5,8 und 188 fm/ha

Die südlichen Flächenländer haben nicht nur insgesamt die höchsten Vorräte, sondern auch flächenbezogen. Je Hektar Waldfläche zählte Bayern 188 Vfm/ha Fichte, Baden-Württemberg 146 Vfm/ha. Im Durchschnitt sind es nur 52,8 fm/ha. Überdurchschnittlich gut gedeiht die Fichte noch in Thüringen (142 Vfm/ha), Sachsen (131 Vfm/ha) und Nordrhein-Westfalen (106 Vfm/ha). Am unteren Ende der Skala finden sich Mecklenburg-Vorpommern (28,6 Vfm/ha), die gemeinsam erhobenen Stadtstaaten Hamburg und Bremen (17,8 Vfm/ha) sowie Brandenburg und Berlin (5,8 Vfm/ha).
Der Süden und der Nordosten unterscheiden sich gravierend. Das zeigt, wie heterogen das natürliche Verbreitungsgebiet des Brotbaums der deutschen Holzindustrie ist. Das fast vollständige Fehlen der Fichte in brandenburgischen Forsten heißt aber nicht, dass dort nur Laubhölzer gedeihen. Wie im nächsten Teil dieser Serie gezeigt wird, dominiert dort ihre trockenheitsresistentere Verwandte, die Kiefer.
Fichtenvorräte Deutschland gemäß BWI3
RegionVorrat [1.000 Vfm]Vorrat Vfm/ha
Bayern489.703187,9
Baden-Württemberg200.069145,8
Nordrhein-Westfalen96.697106,3
Hessen78.64788
Thüringen77.726141,6
Niedersachsen72.62560,3
Sachsen69.807130,9
Rheinland-Pfalz63.02775,1
Sachsen-Anhalt18.90135,5
Mecklenburg-Vorpommern15.95128,6
Schleswig-Holstein10.63161,3
Brandenburg u. Berlin6.5395,8
Saarland5.62954,8
Hamburg u. Bremen24617,8
Gesamt/Mittelwert1.206.19952,8
Stammzahl [Mio.]2.188