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© Rieder

Strategischer Zusammenschluss

Ein Artikel von Martina Nöstler | 22.09.2016 - 07:37
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Als Marktbegleiter kennt man sich bei der Industriegüterverpackung natürlich schon lange – und begegnete sich bei manchen Aufträgen zuweilen auch. Statt sich aber gegenseitig zu bekämpfen, bündelt man die Kräfte nun: Die deutsche Deufol-Gruppe und der österreichische Verpackungshersteller Rieder stärken ihre Position am nationalen und internationalen Markt und bauen diese weiter aus. Die beiden Spezialisten bei Verpackungs- und Logistikdienstleistungen bedienen ihre Kunden damit künftig noch besser, ist man überzeugt. Deufol mit Hauptsitz in Hofheim/DE beschäftigt weltweit etwa 2700 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 325 Mio. €/J.
„Die kontinuierliche hohe Qualität unseres Leistungsbogens hat sich in den vergangenen Jahren mit Erfolg durchgesetzt. Das ist auch Weltmarktführer Deufol nicht verborgen geblieben. Darüber freue ich mich sehr“, bekräftigt Hannes Rieder. Dennis Hübner, geschäftsführender Direktor der Deufol-Gruppe, ergänzt: „Wir haben die Stärken von Rieder in Österreich und in unseren gemeinsamen Wachstumsmarkt China beobachten können und freuen uns, das international bedeutende Verpackungsunternehmen in die Deufol-Gruppe aufnehmen zu können.“ Mit dem Zusammenschluss übernimmt Rieder neben den bestehenden sechs Logistikstandorten in Österreich den Deufol-Standort in Bruck an der Leitha in seine Verantwortung. „Bei der Produktionsmethodik sind wir Spitzenreiter. Mit Deufol haben wir einen zukunftsorientierten Partner an Bord. Damit können wir noch schlagkräftiger agieren und die Kunden bestmöglich bedienen“, sagt Hannes Rieder und ist stolz auf die Zusammenarbeit.

Perfekt organisiert

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Rieder-Logistikstandort in Graz: 8000 m² Hallen-, 5000 m² befestigte Freiflächen, Bahnanschluss und 57 t Krananlage stehen zur Verfügung © Rieder

Hannes Rieder kaufte 1998 das stillgelegte Wittmann-Sägewerk in Ramsau und baute dieses von einem Zwölfmannbetrieb kontinuierlich zum mittlerweile größten österreichischen Verpackungs- und Logistikunternehmen Österreichs mit rund 150 Mitarbeitern aus. Die ständige Optimierung in der Produktion ist Hannes Rieder, der das Geschäft in Österreich gemeinsam mit Hermann Kienbichl führt, ein großes Anliegen. Nicht umsonst stammt eines seiner Lieblingszitate vom deutschen Unternehmer Philip Rosenthal: „Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“ Industrie 4.0 oder die Lean-Methode (effiziente Strukturen in der gesamten Wertschöpfungskette) sind in Ramsau keine leeren Schlagworte, wie ein Rundgang in der Produktion beweist. Um die Unmengen an Industriekisten und -paletten, meist für den Export, in verschiedenen Größen und Arten effizient abwickeln zu können, stehen bei Rieder vier Produktionshallen zur Verfügung. Jede Halle hat eine andere Farbe – dementsprechend lassen sich auch die Aufträge zuteilen.
Das Fertigungsprinzip ist einfach und genial zugleich: „In der Arbeitsvorbereitung werden die entsprechenden Produktionsdaten eingegeben. Diese laufen in der IT wie durch einen Trichter in die einzelnen Montagabteilungen. Ist ein Auftrag abgearbeitet, tröpfelt der nächste quasi nach“, erklärt Hannes Rieder beim Rundgang in Ramsau. Zugleich optimierte er die internen Abläufe: Zwei Logistiker kümmern sind darum, dass die Mitarbeiter an den Anlagen ständig alle notwendigen Mittel zur Verfügung haben. Beispielhaft zeigt der Geschäftsführer dies anhand der Schrauben auf: Von jeder benötigten Art gibt es an jedem Arbeitsplatz zwei Kisten. Ist eine leer, stellt der Mitarbeiter diese an einem bestimmten Ort ab, von dem der Logistiker sie mitnimmt und wieder auffüllt. „Damit muss keiner unnötig seine Mittel zusammensuchen und es kommt zu keinem Stillstand“, lässt Hannes Rieder wissen.
Ähnlich ist es im Lager, in dem sich sämtliche Schrauben, Nägel, Befestigungsmittel oder Folien stapeln. Der junge Unternehmer bezeichnet das Lager schmunzelnd als „Hochsicherheitstrakt“. „Früher hat sich jeder wahllos darin bedient – das Chaos war vorprogrammiert. Jetzt werden alle Zu- und Abgänge verbucht. Ist ein Minimalstand erreicht, löst dies automatisch den Bestellvorgang aus“, informiert der Geschäftsführer.
„Mit dem Zusammenschluss sind wir für neue Höhenflüge gerüstet.“

Geschäftsführer Hannes Rieder

Was immer der Kunde wünscht

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Schlüsselanlage: Sämtliche Zuschnitte für die Sonderverpackungen gehen über die OptiCut S90 von Weinig Dimter © Rieder

Die Produktionsmenge an Sonderverpackungen, die jährlich Ramsau verlässt, beziffert Rieder mit 550.000 m² Kistenoberflächen. Derzeit läuft die Fertigung im Einschichtbetrieb. Aufgrund des Zusammenschlusses mit der Deufol-Gruppe erwartet der Geschäftsführer aber demnächst eine Produktionserweiterung. „Wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist, beliefern wir auch den Standort Bruck mit den notwendigen Verpackungsmitteln.“ Die notwendige Power dafür sei vorhanden.
Rieder stellt aber nicht nur die auf Fertigmaß bestellten Kisten und Verpackungseinheiten bereit. Sechs Projektleiter beraten die Kunden hinsichtlich Verpackung und Logistik. Außerdem touren je nach Bedarf 18 mobile Verpackungstrupps durch Österreich und machen die Ware vor Ort beim Kunden transportsicher. Weiters hat sich Rieder mit der Zeit auch auf den Abbau von Papiermaschinen weltweit spezialisiert. Da kann es schon mal vorkommen, dass Mitarbeiter drei Monate beschäftigt sind, die riesigen Anlagen zu demontieren und für den Versand fertig zu machen.

Effizientes System

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Perfekter Ablauf: Der Mitarbeiter legt die Einzelteile auf, alle Arbeitsgeräte und Verbindungsmittel sind in Griffweite © Rieder

Der Lagerleiter ist auch für die Bereitstellung der Arbeitsmittel für die 18 Transporter zuständig. Dafür gibt es ein ausgeklügeltes System: Jeder Transporter hat einen eigenen, abgesperrten Raum, den der Lagerleiter durch eine Art Schleuse erreicht und nach Bedarf befüllen kann. Die Fahrer erreichen den Raum durch eine zweite Tür auf der anderen Seite. „Somit kann der Lagerleiter die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen und die mobilen Verpacker haben zu jeder Zeit auf ihre Räume Zugriff. Sollten sie mal früh losfahren müssen oder aufgrund von Verzögerungen später heimkommen, ist kein Mitarbeiter in seiner Arbeit behindert oder muss warten“, erklärt Hannes Rieder.
In der IT beziehungweise Arbeitsvorbereitung überzeugt Rieder ebenso mit effizienten Systemen: „Wir haben eine auf unsere Bedürfnisse zugeschnittene IT-Lösung programmieren lassen. Mit dem Lager- und Tracking-System, das von der Planung über die Produktion bis hin zur Auslieferung reicht, haben die Rieder-Mitarbeiter auch über das Smartphone oder Tablet in Echtzeit Zugriff auf den aktuellen Status der Aufträge und können zudem beispielsweise feststellen, welcher Spediteure oder welcher Fahrer mit der Ware unterwegs ist beziehungsweise war. Je nach Projekt bekommen auch die Kunden zum Teil Schreib- und Leserechte für das Lager- und Tracking-System.
Rieder ist ständig dabei, seine Prozesse zu analysieren und neu zu definieren. „Damit kann man am Markt bestehen, kostenoptimiert produzieren und auf Veränderungen rechtzeitig reagieren“, weiß der Geschäftsführer.

Rieder Kistenproduktion

Standort: Ramsau bei Hainfeld
Gegründet: 1998
Geschäftsführer: Hannes Rieder, Hermann Kiebichl
Mitarbeiter: 150 in Österreich, davon 60 in der Verwaltung und Produktion in Ramsau
Produkte: Sonderverpackungen und Kisten aller Art
Produktion: 550.000 m²/J Kistenoberflächen
Verarbeitung: rund 35.000 m³/J Schnittholz; zuzüglich OSB und Sperrholz
Logistikstandorte: Graz, Bruck/Leitha, Enns, Krems, Linz, Wien, Taicang/CN