Steigendes Produktionsniveau

Ein Artikel von Stefan Peters | 28.09.2009 - 13:44
HK: Wie bewerten Sie die Lage auf den Einkaufsmärkten für Sägespäne, Hackschnitzel und Holz aus Kurzumtriebsplantagen und Landschaftspflege?
Bentele: Die Produktion von Holzpellets in Deutschland verläuft gegenwärtig auf hohem Niveau, bei einer zufriedenstellenden Rohstoffsituation. Die Lager werden momentan aufgefüllt, um die saisonal bedingte erhöhte Nachfrage im Herbst zu bedienen. Zur Pelletsproduktion wurden im II. Quartal rund 60 % Sägespäne eingesetzt. Daneben nehmen Hackschnitzel als Ausgangsmaterial weiter zu. Bereits 40 % der Pellets werden auf diese Weise hergestellt. Die ambitionierten Perspektiven der Branche machen es notwendig, die Rohstoffbasis darüber hinaus auszudehnen. Holz aus Kurzumtriebswäldern ist eine weitere Option. Dazu wird auch der Import irgendwann einmal eine größere Rolle spielen.

HK: Wie entwickelte sich heuer die Anzahl der Betriebe in Deutschland, deren maximale technische Produktionskapazität und tatsächliche Produktion und wo geht die Reise bis 2020 hin?
Bentele: 65 mittelständische Unternehmen an 75 Standorten produzieren Pellets. Mit 720.000 t im 1. Halbjahr erscheint eine Prognose von 1,6 Mio. t Pellets für das Gesamtjahr realistisch. 70 % davon dürften dieses Jahr im Inland verbraucht werden, 30 % gehen in den Export und werden industriell genutzt. Die Branche arbeitet daran, dass der Bestand an Pelletsheizungen in Deutschland bis 2020 auf über eine Million Kessel anwächst. Dadurch ergäbe sich ein Pelletsbedarf von 8 Mio. t/J. Das erachte ich für machbar.

HK: Wie bewerten Sie die Ertragslage der Pelletshersteller 2009 und wie wird Ihrer Einschätzung nach die Lage im kommenden Jahr aussehen?
Bentele: Die Ertragslage in der stark rohstofforientierten Pelletsproduktion ist generell nicht sehr gut. Die Rohstoffkosten sind heuer im Vergleich zu 2008 gestiegen. Durch die große Anzahl an Produzenten und schätzungsweise rund 300 Handelsbetrieben haben wir einen Markt, der nach den geregelten Mechanismen Angebot und Nachfrage funktioniert. Die bisher festzustellende Überproduktion hat zu einem Pelletspreis an der unteren Grenze geführt. Hiervon profitiert nicht der Produzent, sondern ganz klar der Endverbraucher. Die diesjährigen Preissteigerungen sind auf die höheren Rohstoffkosten und den verstärkten Energieholzeinsatz zurückzuführen, was die Produktion verteuert hat.

HK: Für den Endkunden im deutschsprachigen Raum waren bisher Holzpellets mit einer Zertifizierung nach ÖNORM M 7135, DIN 51731 oder der Kombination aus beiden (DINplus) erhältlich. Das CEN TC 335 „Feste Biobrennstoffe” entwickelt mit der EN 14961-2 eine europäische Norm für Holzpellets. Wie bewerten Sie diese Norm im Vergleich zur herkömmlichen DIN oder ÖNORM?
Bentele: Auf den ersten Blick wird die neue europäische Norm keinen Paradigmenwechsel hervorrufen. Mit der Schüttdichte und dem Asche-Erweichungspunkt wird es neue Parameter geben. Für die Branche wird es international einheitliche Standards und damit Qualitätsansprüche geben. Das eröffnet gute Chancen, dem Kunden Topqualitäten und damit den einwandfreien Betrieb seiner Pelletsheizung zu gewährleisten. Nur dann kann sich das Pelletsimage so positiv entwickeln, wie es angesichts unserer ambitionierten Zielsetzung auch nötig wäre.

HK: Wie kamen Sie auf die Idee, hier selbst aktiv zu werden?
Bentele: Nun, in der Branche wird das Thema Verbraucherzufriedenheit großgeschrieben. In Deutschland gab es Defizite bei der Zertifizierung. Da sich keine Einrichtung um deren Behebung sorgte, hat die Branche die Sache nun selbst in die Hand genommen. So kam es, dass das Deutsche Pelletinstitut ab 2010 die dann gültige europäische Norm in einem Zertifizierungssystem als neues Qualitätssiegel am Markt anbieten wird. Wir nutzen dabei gezielt den internationalen Ansatz, um möglichst viele Länder ins Boot zu holen.

HK: Beschränkt sich die Zertifizierung auf physikalische Anforderungen?
Bentele: Nein, da würden wir zu kurz springen. Wenn man Verbraucherschutz ernst nimmt, muss neben den Produkteigenschaften die gesamte Logistikkette, vom Hersteller bis zum Endverbraucher, transparent werden. Auf dem Weg vom Werkstor bis zur Heizung kann die Pelletsqualität schließlich maßgeblich beeinträchtigt werden. Der Pelletshandel, als wichtiges Bindeglied zum Verbraucher, muss bei einem Qualitätssiegel mit einbezogen werden.

HK: Welche Qualitäten wird es geben?
Bentele: Die neue Norm kennt drei Qualitätsklassen: A1, A2 und B. Diese werden auch umgesetzt. Klasse A1 ist die Topqualität, mit dem geringsten Aschegehalt und den strengsten Werten. Sie wird künftig der Standard sein, an dem sich Pellets vom Endverbraucher messen lassen müssen. Bei A2 wird dem breiten Rohstoffspektrum mit einem höheren Aschegehalt bis 1 % Rechnung getragen. Mit der Klasse B werden die bislang nicht genormten Industriepellets definiert.

HK: Wie ist der Stand der Entwicklung? Was passiert am Ende des Zertifizierungsverfahrens mit den nationalen Normen?
Bentele: Die neue EU-Biomassenorm befindet sich auf der Zielgeraden und wird wohl im Frühjahr 2010 veröffentlicht. Die bestehenden Normen müssen dann angepasst werden.

HK: Wie wird die Einhaltung der Standards kontrolliert werden?
Bentele: Die Einhaltung der Standards wird auch bei unserem Zertifikat künftig durch akkreditierte Labore beim Produzenten geprüft und im Falle von Auffälligkeiten auch beim Handel. Zusätzlich wird es unangekündigte Kontrollen geben.
HK: Wie wird der Endkunde von der neuen Zertifizierung erfahren?

Bentele: Öffentlichkeitsarbeit in Richtung Endverbraucher, aber auch zum Zertifikatsnutzer hin, wird für uns ein Schwerpunkt sein. Dazu müssen wir auch die Heizungs- und Ofenhersteller überzeugen. Es wird da selbstverständlich ein neues Logo geben, das wir auf der Interpellets in Stuttgart vorstellen werden.

HK: Welche Ziele und Visionen haben Sie für den DEPV?
Bentele: Dem Heizen mit Pellets haftet das Image „klein, aber fein” an. Das ist zwar schön, aber wir wollen uns weg von einer Randerscheinung entwickeln. Ob das eine Vision oder schon ein klares Ziel ist, da bin ich noch unschlüssig. Letztlich arbeiten wir darauf hin, dass Pelletsheizungen im Jahr 2020 eine stabile Größe am Heizungsmarkt sind. Das heißt, ein Heizungsbestand von einer Million Anlagen. Die Internationalisierung des Handels würde uns spätestens dann zu einer europaweiten Zertifizierung zwingen.

HK: Herzlichen Dank für das Gespräch.