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Archiv © Mag. (FH) Hubert Burböck

Stallinger übernimmt MM-Sägewerk Frankenmarkt

Ein Artikel von Hannes Plackner | 01.10.2015 - 13:01
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Paukenschlag in Oberösterreich: Die Stallinger-Holding GmbH, St. Georgen im Attergau, übernimmt das Mayr-Melnhof Holz-Sägewerk Frankenmarkt ab 1. Januar 2016. Damit kehrt die Stallinger-Dynastie in die Holzverarbeitung zurück, die sie insbesondere in den 2000er-Jahren geprägt hatte. Schon mehrfach hatte MM die baldige Veräußerung des aufgrund der Rundholzversorgung herausfordernden Standorts angekündigt, aber stets verschoben.

Der Kaufvertrag wurde am 30. September unterzeichnet. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Alle Mitarbeiter werden übernommen. Das Closing ist für Januar 2016 geplant, heißt es in einer Pressemitteilung. „Trotz der nicht einfachen Rahmenbedingungen in der Holzbranche stellen wir uns als Familienunternehmen der Herausforderung und gehen davon aus, das Unternehmen positiv weiterentwickeln zu können, dies nicht zuletzt aufgrund der engagierten Mitarbeiter, die teilweise schon vor dem Verkauf bei uns tätig waren“, kündigen die Brüder Franz und Leopold Stallinger an.

Das Sägewerk Frankenmarkt sägte bis zu 850.000 fm/J ein. Zuletzt verarbeitete Mayr-Melnhof Holz nur mehr 350.000 fm/J im erweiterten Einschichtbetrieb.

MM kündigt 30 Mio. -Investitionspaket an

Bei Mayr-Melnhof Holz geht es Schlag auf Schlag. Erst gestern wurde bekannt, dass der (2008 von Stallinger übernommene) Standort Kalwang mit Jahresende aufgelassen wird. Gleichzeit kündigt der Konzern aber ein 30 Mio. € schweres Investitionspaket an. So soll etwa in Riechen die Kommissionierung erneut werden, auch in Reuthe wird investiert. Bekannt ist bereits, dass MM 7 Mio. € in die Erweiterung der Leimholzkapazität in Gaishorn investiert.

Der Hauptsitz Leoben bleibt damit als einziges Mayr-Melnhof-Sägewerk in Österreich. Dazu kommen die Standorte in Tschechien (Paskov) und Russland (Efimovski).

Hintergrund

Als Leopold Stallinger 1952 die Sägewerkstätigkeit des bis ins 17. Jahrhundert zurückreichenden Familienbetriebs erweiterte, hätte er sich dessen Expansion wohl nicht träumen lassen. Unter der Ägide von Franz und Leopold jun. Stallinger wurde aus einem oberösterreichischen Familienbetrieb mit Sägewerk in Frankenmarkt ein internationaler Holzkonzern. 1998 wurde das Sägewerk in Amstetten von den Österreichischen Bundesforsten übernommen. Sogar ein industrielles Sägewerk auf der Ostseeinsel Rügen war zwischenzeitlich geplant - wurde 2002 aber wegen geänderter Rahmenbedingungen (versiegende Rundholzexporte aus Russland) aber nicht gebaut.

2004 akquirierte die Stallinger Holzindustrie 70% am Weiterverarbeitungsspezialisten Kaufmann (damalige Schreibweise: K’ann) mit den Standorten Kalwang, Reuthe und Richen/DE.

Das dritte Stallinger-Sägewerk entstand 2007 im schweizerischen Domat/Ems. Anlässlich der Auszeichnung als Holzkurier-Betrieb des Jahres 2008 (s. Heft 51/52/07, S. 9) wurde sogar ein weiteres Sägewerk in der Schweiz als Möglichkeit gesehen. Es kam anders: Am 3. April 2008 wurde die Stallinger-Gruppe von Mayr-Melnhof Holz übernommen. Zum damaligen Zeitpunkt betrug Stallingers Umsatz über 300 Mio. €/J. Mehr als 1000 Mitarbeiter waren beschäftigt. Bekannt waren die Oberösterreicher für ihren Export in die USA sowie nach Asien – insbesondere Japan. Leopold und Franz Stallinger beschränkten sich nach dem Verkauf auf Holzhandel, Energieproduktion (Solar und Wasserkraft) Immobilieninvestments sowie die Produktion von Gerüstdielen in Redl-Zipf.

Nicht alle übernommenen Standorte sollten sich für Mayr-Melnhof Holz als Glücksgriff erweisen. Domat/Ems wurde Ende 2010 über einen Konkurs der Schweizer Tochter Mayr-Melnhof Swiss Timber abgewickelt. Der Standort ist mittlerweile aufgelassen.

Wie kürzlich bekannt wurde, steht auch Kalwang mit Jahresende vor dem Aus. Die 70 Mitarbeiter werden aber im 20 km entfernten MM-Leimholzwerk Gaishorn weiter beschäftigt. Und die seit mehreren Monaten andauernde Suche nach einem Käufer für das Sägewerk Frankenmarkt hat nun ein Ende mit Paukenschlag.

Die Familie Stallinger ist zurück in der Holzindustrie. Nach sieben Jahren Holzhandel ist man wieder Produzent. Erste Anzeichen dazu gab es bereits: Im Januar hatte die Stallinger-Holding schon das an Mayr-Melnhof veräußerte Bürogebäude in St. Georgen zurück erworben.