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Carlo Cappellari, Michael Sebastian Jenewein, Georg, Michael und Georg Jung, Carl-Erik Torgersen, Franz Teuschler (v. li.) © Rainer Eder

Stabiles 1. Halbjahr erwartet

Ein Artikel von Dr. Rainer Eder | 16.03.2016 - 08:23
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Carlo Cappellari, Michael Sebastian Jenewein, Georg, Michael und Georg Jung, Carl-Erik Torgersen, Franz Teuschler (v. li.) © Rainer Eder

Endlich wäre stabilisierende Ruhe auf den Märkten auf niedrigem Niveau eingekehrt, da kommt die deutsche Riesenpleite am Pelletsmarkt daher. Im Eiltempo ging es binnen wenigen Tage vom Produktionsstillstand über die Insolvenz bis zum Wiederanlaufen der ersten Anlage in Wismar. Diese dramatische Entwicklung rund um German Pellets (Holzkurier und Timber-Online berichteten mehrfach) war dominierendes Thema beim Treffen der Holzexporteure am 4. März am Brandlhof in Saalfelden unter der umsichtigen Leitung von Dr. Carl-Erik Torgersen.
Die Spaner können nicht stillstehen, die Späne müssen weg. Das gibt Pellets en masse, die derzeit keiner braucht. Milder Winter und Kapazitäten, welche die Nachfrage bei Weitem übertreffen, lassen Ungemach erahnen. Der Verkauf von Kesseln ist im Vorjahr weiter massiv eingebrochen. Wärmepumpen, Solarenergie und Photovoltaik boomen als ebenso nachhaltige und umweltfreundliche Alternativen zu Pellets. Öl ist wieder billig wie schon lange nicht. „Nun darf keine einzige Pelletsproduktion mehr dazukommen“, meinen die Holzexporteure unisono.
„Selbst der langfristige Bedarf ist mit den jetzigen Kapazitäten – gut 1 Mio. t/J in Österreich – auch in strengeren Wintern gut gedeckt.“ Zudem strömen ja noch 15 Mio. t/J aus Übersee, vor allem aus Nordamerika, nach Europa, zum Großteil nach Großbritannien in große Heizwerke – trotz schwieriger gewordener Dollar-Euro-Pfund-Relationen.
Auch wenn sich viele Interessenten für die Übernahme von German Pellets-Standorten anstellen dürften, steht die Bewertung der Lager zu aktuellen Preisen erst bevor. Das könnte die derzeit veröffentlichten Miesen nochmals in die Höhe treiben.

Italienische Hoffnungen

Durchaus stabil auf dem Niveau des Vorjahres laufen die Absätze in Italien, so die Exporteure. Wertholz sei ebenso gut nachgefragt. Im Tourismus spürt man die Rückkehr der Deutschen, die sich vor Terror bedrohten Destinationen fürchten. Das bringt Optimismus und ein wenig ansteigende Investitionen mit sich. Tiefere Preise gibt es nur mehr vereinzelt bei Seitenware, wenn sich einer der großen Produzenten zur Entsorgung gedrängt sieht. „Wäre nicht nötig“, hieß es in Saalfelden. Immer mehr Erzeuger greifen auf die umsichtige Dienstleistung des Handels zurück, um zu verhindern, dass eigene Marken beschädigt werden.
Im Großen und Ganzen entwickeln sich alle Sortimente stabil, sowohl im Absatz als auch im Preis. Die Transaktionen von Immobilien in den größeren Städten steigen wieder, ebenso die Nachfragen nach Krediten. Der Bedarf an Holzprodukten hat sich auf niedrigem Niveau – der Hälfte von 2007 – stabilisiert. „Seien wir froh, dass es Italien als nahen Absatzmarkt für uns gibt“, meinten die Exporteure.

Realistische Stabilisierung

Die Rumänen sind nach wie vor in Italien sehr präsent, wenngleich dort die Rundholzschlägerungen fast zum Erliegen kamen. Die Staatsförster zeichnen nach der Nachhaltigkeitsdebatte einfach kaum mehr Holz zur Ernte aus. So muss aus nördlicher gelegenen Ländern Rundholz teuer angeliefert werden. Bei Lieferungen aus dem Baltikum kämpft man mit den Frachtkosten nach Italien.
Die Sesselindustrie stagniert nach der Bereinigung der vergangenen Jahre. Einzelne Veredler nehmen gut und gerne österreichische Ware ab, die als fertige Produkte wieder zurückkommen. Bei den Küchenplatten wird immer mehr billige Naturstein aus China zum Konkurrenz-Thema. Eiche sowie Schwarznuss dominieren auch hier, wie in ganz Europa, zu guten Preisen. Nur in der Parkettindustrie runzelt man Sorgenfalten aufgrund mangelnder Rundholz-Versorgung. Zirbe bleibt ein Renner: Äste werden mehr und mehr salonfähig und als individuelle Einzelstücke geschätzt.
Insgesamt sollte das 1. Halbjahr in Italien stabil laufen, außer es kommen Störmengen in Form von Käferhölzern aus dem Süden Österreichs oder aus Slowenien im Frühjahr oder im Sommer dazu. Dann wird eventuell die Rundholzversorgung sehr knapp.

Stark verbesserte Zahlungsmoral

Die Zahlungsmoral hat sich im Vergleich zu den Krisenjahren wesentlich verbessert. Die italienischen Banken drücken mit beiden Daumen auf ihre Kunden. Die Spreu hat sich weitgehend vom Weizen getrennt, wenngleich es noch immer Fälle gibt, die einfach nach einer Insolvenz ihre Büros ein paar Provinzen in Richtung Süden verlegen und munter unter gleichem Namen ungestraft weiter aktiv sind. Konkurse gibt es immer wieder, etwa bei einem größeren Pelletsabnehmer in Perugia, der vor allem baltische Ware in seinen Händen hatte, wo nun die dortigen Lieferanten zum Handkuss kommen. Umgekehrt legt die Anzahl der Vorauszahler zu. Prompte Lieferungen und Zahlungen Zug um Zug sichern immer öfter gute Geschäftsbeziehungen des Handels erfolgreich ab.

Levante schwächer

Aus der Levante hört man rund um die vielen kriegerischen Auseinandersetzungen von einem schwachen Jahresstart, einem etwas besseren Februar und einem sehr verhaltenen Märzbeginn. Plötzliche Zölle, etwa in Algerien, verschafften russischen Mitbewerbern kurzzeitig große Chancen. Alle Länder sind mehr oder weniger labil. „Wir sehen kaum Märkte, die 2016 wirklich ziehen könnten“, so die Exporteure. Einzige Ausnahme: der Iran. Aber dort wird alles noch ein wenig dauern, bis wieder Geld da ist. Das kann jedoch kaum aus dem jetzigen Ölpreis sprudeln, um holzwirtschaftlich wieder richtig Gas zu geben.

Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen wurden berücksichtigt: Cappellari, St. Stefan; Cato Holzhandel, Innsbruck; Jung, Maishofen; Ruhdorfer, Straßburg; Schuster, Innsbruck; Teuschler, Waltersdorf