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Herbert Jöbstl © Stora Enso

Stabile Produktion 2016ist fast zu wenig

Ein Artikel von Gerd Ebner | 31.08.2016 - 11:41
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Herbert Jöbstl © Stora Enso

Die österreichische Sägeindustrie wandert laut Herbert Jöbstl auch heuer auf einem schmalen Grat – zwischen zufriedenstellender Nadelschnittholz-Abnahme in Europa und einem stets sorgenvollen Blick auf den Rundholz-Lagerstand.

Unterversorgung kostet Geld und Marktchancen

„Wochen der Unterversorgung, wie heuer witterungsbedingt, kosten uns viel Geld. Wir konnten nicht voll schneiden, obwohl der Absatz da gewesen wäre“, erinnert Jöbstl an die Monate Juni und Juli. Trotzdem geht man im Fachverband der Holzindustrie davon aus, dass in Österreich, wie im Vorjahr, rund 17 Mio. fm geerntet werden.

Euromillionen für Ziel „22 Mio. fm“

Erneut verweist Jöbstl auf das erfreuliche Commitment aller Marktteilnehmer zur Holzmobilisierung: 22 Mio. fm/J will und kann man in Österreich ernten. 5 Mio. fm sind also die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das Potenzial schlummert in den Wäldern der „waldfernen Eigentümer“. Laut Sägewerksreferent Rainer Handl gibt es nun um zwei Jahre verspätete, gut dotierte Förderprogramme des Ministeriums. Mit diesen Mitteln könnte es bei der Holzmobilisierung auch mit FHP abgestimmte Verbesserungen ab 2017 geben.
Heuer konnte sich die österreichische Sägeindustrie in der Rohstoffnot mit starken Rundholz-Importen behelfen: 2,15 Mio. fm (+13 %) bis Anfang Juni. Die Holzflüsse aus den Nachbarländern (Tschechien: 880.000 fm, +19 %; Deutschland: 600.000 fm, 10 %; Slowenien: 420.000 fm, +50 %) sind zu einem Gutteil auf Schadholzanfall in den Lieferländern zurückzuführen. „Diese Rohstoffquellen werden nicht auf Dauer so stark fließen“, unterstreicht Jöbstl die Notwendigkeit, das Inlandsaufkommen zu erhöhen.

Stetes Mengen- und Preisproblem

Jöbstl hält an der Produktionseinschätzung der Forst Holz Papier (FHP)-Bilanz von rund 9 Mio. m3 fest. Trotz einiger Betriebsschließungen in den Vorjahren wäre eine deutlicher höhere Produktion möglich – gäbe es genug Rohstoff. „Wir haben in Österreich aber nicht nur ein Mengen-, sondern auch ein Preisproblem“, formuliert es Jöbstl drastisch. Die Erlösschere zwischen Rundholz- und Schnittholzpreis schloss sich 2015 etwas. „Jetzt könnten wir uns wieder verschlechtern“, erkennt Jöbstl. Seine Branche laufe erneut Gefahr, gewonnene Marktanteile zu verlieren, sollten die Rundholzpreise weiter steigen: „Bei überzogenen Preisen sind wir international weg vom Fenster. Ich hoffe, dass im Herbst genug Holz zu verkraftbaren Preisen kommt. Die Absatzmöglichkeiten sind da.“

Levante läuft nicht mehr

Speziell im Sommer komme noch ein Qualitätsproblem hinzu: „Wenn nicht zügig abtransportiert wird, kommt es zu Verfärbungen. Und gerade für schlechtere Qualitäten fehlen die Absatzmöglichkeiten“, analysiert Jöbstl. Geeignete Märkte, wie die Levante, hätten zu Jahresbeginn viel abgenommen. Aktuell vermisst er eine Nachfragebelebung. Der ehemalige Österreich-Stammkunde Libyen ist ganz weg, Algerien läuft etwas.
Italien gab 2015 nochmals nach. Heuer erwartet man ein leichtes Plus. Der 50 %-Exportmarkt ist aber noch nicht aus der Krise.

Veralten Österreichs Sägewerke?

Dass ehemalige Paradestandorte mangels Investitionen langsam veralten, glaubt Jöbstl nicht: „Es wird investiert – halt nicht mehr in den reinen Einschnitt, wo sich technologisch auch nicht viel Neues tut. Alleine unser Unternehmen hat in Ybbs einen eigenen, optimierten Holzcluster mit sehr hoher Wertschöpfung geschaffen.“ Im Sägewerksbereich erkennt Jöbstl allenfalls „Investitionen zur Erlangung eines rohstoffeffizienteren Einschnitts“.
Die Frage, ob Österreich technologisch noch up to date sei, stellt sich bei der Weiterverarbeitung nicht. „Diese Produkte boomen und sorgen dafür, dass der Holzbau in einer anziehenden Baukonjunktur überproportional wächst“, ist Jöbstl stolz auf seine Kollegen. „Österreich hat bei BSP und BSH enorme Produktionsanteile. Dass nun außerhalb Österreichs in diese Produkte investiert wird, ist normal.“

Mehrheit für Übergangsfinanzierung

Das vom Verfassungsgerichtshof gekippte System der bisher über Jahre gültigen Grundumlagenfinanzierung wurde im Sommer durch eine neue Lösung ersetzt. „Mit großer Mitgliederzustimmung haben wir eine gesicherte Finanzierung bis Ende 2017 erreicht“, sagt Jöbstl und freut sich. „Durch das bisherige Finanzierungssystem konnten wir uns international eine starke Position aufbauen – ein Nachfolgesystem soll das prolongieren.“ An einem solchen arbeitet derzeit eine Arbeitsgruppe. Im Frühjahr 2017 soll es erste Vorschläge geben.