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Trotz der terminlichen Überlappung mit der KWF-Tagung in Bayern waren die Ränge auf der Forsttagung in Kufstein gut gefüllt © Christa Feichtner

Sportstätte Wald

Ein Artikel von Rolf Bernot | 22.06.2016 - 08:22
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Botschafter des Waldes, des Sports und der Medien, vereint auf der Forsttagungsbühne © Christa Feichtner

Tirol mit seinem hoch entwickelten Fremdenverkehr („Tourismus-Weltmeister”) war heuer Tagungsort des Österreichischen Forstvereins. In keiner anderen Region der Erde gibt es mehr Nächtigungen pro Einwohner als in Tirol. Die Fremdenverkehrswirtschaft verfügt über 340.000 Betten. Und eben diese Gäste wollen meist mehr als nur spazieren gehen und die Seele baumeln lassen. In den Tiroler Städten und Dörfern, Bergen, Wäldern, Seen und in der Luft findet „technisch unterstützte Freizeitbeschäftigung“ statt, sei es nun Mountainbiking, Geocaching oder auch Paragleiten.

Ohne Regeln geht es nicht

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Trotz der terminlichen Überlappung mit der KWF-Tagung in Bayern waren die Ränge auf der Forsttagung in Kufstein gut gefüllt © Christa Feichtner

Andererseits ist Tirol ein Holz-Importland, in dem somit jeder Festmeter Holz aus dem eigenen Land willkommen ist. Das Holz stammt zur Hälfte aus Betrieben unter 200 ha. Daraus ergibt sich ein hoher Anteil an bäuerlichen Betrieben.
Deshalb war der Tenor der diesjährigen Tagung des Forstvereins vom Thema „Der Bergwald zwischen Holzfabrik, Funpark und Naturoasen“ geprägt. Immerhin beträgt der Zuwachs in Tirol rund 1,8 Mio. Vfm pro Jahr; die Nutzungen liegen deutlich darunter. Trotzdem werden die Waldeigentümer oftmals – auch von Repräsentanten des öffentlichen Lebens – des „Raubbaues“ bezichtigt.
Der Präsident des Österreichischen Forstvereins, Johannes Wohlmacher, konnte auch Gäste aus Südtirol, Deutschland und der Schweiz begrüßen. In seiner Eröffnungsrede kritisierte er die Tirol-Werbung und deren Slogan: „Alles ist möglich.“ Das Selbstverständnis der unbegrenzten Freiheit sei jedenfalls kritisch zu hinterfragen. Ohne Regeln gehe es nicht. Somit seien Regeln für ein friedliches Zusammenleben von Waldeigentümern und Gästen mit ihren verschiedenen Ansprüchen an die Wälder und ihre Infrastruktur unerlässlich.

Erhöhter Freizeitdruck seit den 1980er-Jahren

Prof. Dr. Harald Pechlaner von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt referierte über das Thema: „Was treibt die Menschen in die Natur?“ Einleitend meinte Pechlaner, das Verhältnis zwischen Gästen und Gastgebern sei seit den 1980er-Jahren zunehmend belastet. Immer mehr Menschen ziehe es im Urlaub in die Alpenländer. „Menschen flüchten aus ihrer Welt.“ Er zitierte Hans Magnus Enzensbergers Definition des Tourismus: „Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.“ Nach Pechlaner ist dies nicht zu verhindern. Die einfachste Antwort nach dem Wesen der Natur sei seine Vielfalt. Touristen oder Gäste verstünden sehr wenig davon und bräuchten dringend mehr Informationen – besonders über den Wald.
In der abschließenden Podiumsdiskussion traten auch Konflikte innerhalb der touristischen Nutzerorganisationen zutage: Der Alpenverein ist beispielsweise strikt gegen die Benutzung der Forststraßen durch Mountainbiker. Das Primat der Nutzungsfunktion des Waldes wird seitens der Tourismusverbände jedoch infrage gestellt. Sektionschef Gerhard Mannsberger beklagte den sich laufend erhöhenden Druck auf Öffnung des Waldes. Hier sei der Walddialog das geeignete Instrument für einen Interessenausgleich. Der Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste, Dr. Rudolf Freidhager, teilte mit, dass die Bundesforste bereits 2300 km Forststraßen für Mountainbiker freigegeben hätten. Er bestand aber auf vertraglichen Regelungen, um Konflikte möglichst zu vermeiden.