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Das Modul Schnittbildkalkulation ermöglicht einen umfassenden Überblick über den Einschnitt © Timbertec

Software-Großprojekt

Ein Artikel von Dinah Urban (für Timber-Online bearbeitet) | 19.01.2016 - 00:02
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Das Modul Schnittbildkalkulation ermöglicht einen umfassenden Überblick über den Einschnitt © Timbertec

2,5 Millionen Stämme verarbeiten drei rumänische Sägewerke der Holzindustrie Schweighofer, Wien, in einem guten Monat. Daraus entstehen 33 Millionen Bretter, die in 110.000 Paketen als Schnittholz und Hobelware in 70 Länder geliefert werden. Angesichts dieser Zahlen fällt es nicht schwer zu verstehen, dass die datentechnische Verschmelzung der drei rumänischen Standorte Radauti, Sebes und Reci keine einfache Aufgabe darstellt. Gewachsen ist ihr das Eutiner Softwareunternehmen Timbertec. Die norddeutschen Experten entwickelten ein umfassendes Einführungskonzept und installierten es Schritt für Schritt – meist an einem Wochenende.
Die drei Sägewerke sind komplett miteinander vernetzt, da alle auf einen Server und eine Datenbank zugreifen. Ein Auftrag kann somit aus unterschiedlichen Werken beliefert werden. Diese Flexibilität steigert die Effizienz. Bis zu 369 User greifen je nach Berechtigung im Timber Commerce auf Aufträge aller Standorte oder nur die des eigenen zu. Jedes Werk verfügt außerdem über einen eigenen Sicherungsserver, der einspringt, wenn das Internet streiken sollte. „Auf Redundanz wurde von Anfang an geachtet“, lobt Schweighofer-Mitarbeiter Christian Hörburger. Alle aufkommenden Daten werden unbegrenzt gespeichert und können jederzeit wieder abgerufen werden.

Der erste Streich

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In Radauti sind Valentin Olinici, Vasilica Juravle, Costica Donisan und Adrian Dulgheru (v. li.) ebenfalls froh über die Vernetzung © Schweighofer

In Radauti fing für Schweighofer 2014 die IT-Umstellung mit dem Rundholzplatz und Verkauf an. Dort implementierte Timbertec seine Software-Lösung Timber Commerce maßgenau in die bestehenden Prozesse. „Timbertec beginnt hier bei der Erfassung der Schlussscheine beziehungsweise der Rundholzverträge“, informiert Timbertec-Geschäftsführer Andreas Boll. Vor der Linck-Säge ist die Software für Rundholzlagerverwaltung und Einschnittplanung mit Vor- und Nachkalkulation verantwortlich. Die Schnittbilder werden für die Ausführung übergeben.
Nach dem Einschnitt übernimmt erneut Timbertec. „Die Schnittholzpakete werden ins Timber Commerce-Lager gebucht“, führt Boll aus. „Trockenkammerplanung, Restholzabwicklung, Logistik – also Tourenplanung und Schiffsplanung –, Verkauf, Versand und Fakturierung liegen bei Timbertec.“ Die mobile Datenerfassung via Scanner stammt ebenfalls aus Eutin.

Zwei auf einen Streich

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Das Sägewerksteam in Sebes freut sich über die geglückte Umstellung: Ionut Ghica, Nicoleta Refec, Lavinia Moldovan und Peter Frank (v. li.) © Schweighofer

Die Standorte Sebes und Reci waren als Nächste an der Reihe. Dort wurde 2015 jeweils das komplette Werk mit neuer Software ausgestattet. Anlieferung, Vorerfassung, Vermessung (Microtec), Zuführung zur Sägelinie von Linck, Schnittholzsortierung, Nassholzlager, Trockenkammer, Trockenlager, Hobelanlage, Verpackung und Versand wurden möglichst effizient miteinander kombiniert.

Installation bis ins Detail vorbereitet

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Vielfältige Daten aus dem optionalen Business Intelligence System lassen sich aussagekräftig zueinander in Relation setzen © Timbertec

Installiert wurde in drei Schritten jeweils an einem Wochenende am Monatsende. Zuerst bekam der Rundholzplatz ein neues Innenleben. Anschließend waren Verkauf, Schnittholzlager und die mobile Datenerfassung an der Reihe. Den Abschluss bildete die Produktionsplanung mit Schnittbildoptimierung und Nachkalkulation.
„Bestehende Schnittstellen des Alt-Systems wurden eins zu eins nachgebildet, um die Umstellung reibungsarm zu realisieren“, informiert Boll. Zu nennen sind da etwa Übergänge zu Säge, Vermessung, Schnittholzsortierung und Finanzbuchhaltung. Mit den Messdaten vom Rundholzplatz wird die Schnittbildoptimierung durchgeführt. Linck vermisst eigenständig jeden Stamm und optimiert die Seitenware in der Brettbreite. Dazu werden Alternativen aus der Auftragsvorbereitung zur Wahl gestellt.

Straffer Zeitplan, großes Team

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Die grafische Verladeplanung in Timber Commerce ermöglicht eine optimale Planung der Pakete auf dem Lkw oder im Container © Timbertec

„Timbertec hat die Größe des Teams an die des Projektes angepasst, um den Zeitplan einzuhalten“, erinnert sich Hörburger. „Selbstverständlich gibt es bei so einem Projekt immer wieder Überraschungen, aber diese wurden von Timbertec professionell bewältigt. In wöchentlichen Telefonkonferenzen mit allen Projektverantwortlichen wurde die vergangene Woche jeweils analysiert, die nächste geplant. Das hat sich sehr gut bewährt.“

Internationale Anforderungen

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Ein Wechsel zwischen Deutsch, Englisch und Rumänisch ist in der Timber Commerce-Lösung bei Schweighofer jederzeit möglich © Timbertec

Wichtig war für die Holzindustrie Schweighofer eine mehrsprachige Benutzeroberfläche. Bei der Anmeldung sowie während der Arbeit mit der Software kann zwischen Deutsch, Englisch und Rumänisch umgeschaltet werden. Die Einarbeitung erfolgte größtenteils parallel zur Inbetriebnahme. Vorgegangen wurde nach dem Schneeballsystem: Key-User für einzelne Bereiche erhielten ihr Wissen aus erster Hand. Anschließend vermittelten sie es innerhalb ihrer Verantwortungsbereiche weiter.
Das System unterstützt zudem drei Währungstypen. Der Großteil der Produktion gelangt ins Ausland. Die Belegwährung ist also meist fremdländisch. Die Hauswährung der Standorte und die des Konzerns ist der Euro. Die Buchhaltung nutzt wiederum den Rumänischen Leu.
Hörburger lobt außerdem die umfangreichen Möglichkeiten des Datenmanagements. Es lassen sich flexible Berichte erstellen und eine verbesserte Produktionsplanung über mehrere Standorte ist realisierbar. „Das war, was wir wollten.“

Nach der Installation ist vor der Installation

„Die letzten Excel-Listen werden bald noch systemgebunden ersetzt“, erläutert Boll die weiteren Optimierungsschritte. „Zu gegebenem Zeitpunkt werden wir außerdem die Leimholzproduktion in Siret an das Netzwerk anschließen.“ Derzeit konzentriert sich Timbertec auf Schweighofers Neuerwerb – das Sägewerk in Kodersdorf/DE. Nach Abschluss wären somit fünf Standorte länderübergreifend über Timber Commerce vernetzt.