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Hansruedi Streiff, Direktor des Schweizer Verbandes Säge- und Holzindustrie © Günther Jauk

Situation der Schweizer Holzindustrie bleibt angespannt

Ein Artikel von Lorenz Pfungen | 09.11.2016 - 07:30
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Hansruedi Streiff, Direktor des Schweizer Verbandes Säge- und Holzindustrie © Günther Jauk

Herr Streiff, hat sich die Lage der Schweizer Holz- und Sägeindustrie seit vergangenem Jahr verbessert?
Die Situation hat sich zumindest nicht weiter zugespitzt. Die Unternehmen konnten sich auf die Lage einstellen. Ein positives Signal ist sicher, dass Importe zumindest nicht noch billiger wurden. Leben mit dieser neuen Situation, ist das Motto.

Im September empfohlen die Säger für Fichte, B, 2b, einen Preis von 100 CHF (92,4 €), um 2 CHF mehr als noch im Vorjahr. Vor der Wechselkursaufhebung waren die Empfehlungen deutlich höher. Kann man darin dennoch eine kleine Entspannung sehen?
Ich denke, es ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Die Preise reichen jedoch noch nicht aus, um die Waldbesitzer zu motivieren. Besonders Starkholz von mäßiger und schlechter Qualität bereitet mir Sorgen. 38 % des Schweizer Holzvorrates stocken in Bäumen mit einem BHD größer gleich 50 cm. Wir haben nicht mehr für alle Sortimente einen Abnehmer. Frühere Starkholzmärkte, wie Italien und Frankreich, sind zum Teil weggefallen. Ein guter Teil dieses Sortimentes wird nur verheizt. Die Extensivierungswellen spüren wir sehr stark. Wenige Waldbesitzer legen den Fokus auf die Produktionsfunktion des Waldes. Sie konzentrieren sich eher auf den Waldbau. Die Forstwirtschaft muss jetzt die Chance ergreifen, der Politik und den Bürgern zu erklären, dass ein junger Wald gut ist. Es fehlen Anreize, die Wälder zu verjüngen. Die überreifen Früchte müssen weichen.

2015 sank der Einschlag von Stammholz (Laub- und Nadelholz) gegenüber 2014 (2,58 Mio. fm) um 10 % auf 2,31 Mio. fm, zeigen Daten des Schweizer Bundesamtes für Statistik. Wie ist die Rundholzversorgung der Säger?
Der Einschlagrückgang blieb konstant. Die Sorge um die Versorgungssicherheit steigt. Vor einem Jahr war diese noch gut, da die Waldbesitzer nicht so schnell auf die neue Situation reagierten. Gott sei Dank gab es eine hohe Solidarität und ebenso entlastete uns der Rückgang der Rundholzexporte. 2015 sanken die Ausfuhren von Fi/Ta-Rundholz gegenüber 2014 um ein Viertel auf 368.000 fm. Bis August des laufenden Jahres verzeichneten wir einen erneuten Rückgang um 15 %. Die Importe entsprachen 2015 lediglich 41.600 fm (+11 %). Von Januar bis August verzeichneten wir jedoch einen Rückgang um 12 %. Aufgrund dieser Entwicklungen ist die Situation eher angespannt.

Neben dem Einschlag sank auch die Produktion in den Sägewerken. 2015 schnitt man 1,82 Mio. fm ein – um 2 % weniger als im Vorjahr. Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Produktion im laufenden Jahr entwickeln?
Das ist schwierig zu sagen, da es unterschiedliche Signale gibt. Große Unternehmen haben verstärkt begonnen, Maßnahmen zu setzen, um mit der Situation klarzukommen. Andere haben große Mühe damit. Neben den auch schon zuvor genannten Punkten rechne ich mit einer stabilen bis leicht rückläufigen Produktion.

Wurden aufgeschobene Investitionen im laufenden Jahr nachgeholt oder warten die Unternehmen weiter ab?
2016 zeigt sich das gleiche Bild wie im vergangenen Jahr. Da und dort werden vereinzelt neue Anlagen installiert. Große Anschaffungen waren eher Ersatzinvestitionen mit der Absicht, die Flexibilität der Produktion zu erhöhen.

Sie sprachen vergangenes Jahr Themen, wie Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichtes bei Holztransporten, Seilkranbeitrag für eine wirtschaftliche Holzbringung sowie die Erschließung von Nichtschutzwäldern mit Forststraßen, an. Konnte dies der Politik bereits nähergebracht werden?
Das sind schwierige Themen. Es ist immerhin gelungen, dass der Bund die Erschließung von Schutzwald mit Forststraßen unterstützt. Er kann ebenso die Holzbringung mittels Seilkran fördern. Dies haben bereits einzelne Kantone unterstützt, die nun froh sind, dass eine Entlastung vom Bund kommt.

Wie entwickelte sich die Bauwirtschaft im vergangenen Jahr?
Die Zweitwohnsitz-Initiative hat diese im Berggebiet ein wenig gebremst, jedoch fahren wir auf sehr hohem Niveau weiter. Reist man durch die Schweiz, sieht man überall Baukrane.

Wo sehen Sie die größten Entwicklungsmöglichkeiten für die Säge- und Holzindustrie?
Die Produktion muss mit dem Bedarf an Holzbau-Produkten Schritt halten. Ein großer Anteil des Leimholzes muss importiert werden, da es nicht verfügbar ist. Darüber hinaus steigt der Grad der Vorfertigung der Produkte. Auch bei den simpelsten Erzeugnisse gibt es Engpässe. Allerdings ist das Investitionsklima nicht ideal. Die Währungsproblematik wirkt auf Investoren zudem abschreckend.