1242031004.jpg

Paketaufgabe: Kippentstapelung mit großer Pufferstrecke und anschließender Entzerrstufe © H.I.T.

Schnelle Linie realisiert

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 12.05.2009 - 07:59
1242031097.jpg

Endenkappung, Schüsselungs- und Feuchtemessung vor dem Einzug in die Hobelmaschine © DI (FH) Martina Nöstler

Der Markt wird sich in den nächsten Jahren weiter wandeln“, ist Dipl.-Kfm. Christian Keller, Geschäftsführer des Sägewerkes Keller in Achern/DE, überzeugt. „Getrocknete und gehobelte Ware wird verstärkt nachgefragt – und natürlich CE-gekennzeichnete Produkte.“ 85 % setzt Keller im Ausland ab. „Bisher war in Frankreich vor allem frische Ware gefragt. Nun müssen wir mehr getrocknetes und gehobeltes Holz liefern, um im harten Wettbewerb zu bestehen.“ Auf diese Anforderungen hat Keller reagiert und sich entschlossen, ein neues Hobelwerk zu errichten. Mit den bestehenden Anlagen stieß man an die Grenzen.
„Im Zuge dieser Entscheidung haben wir 2007 die Trockenkammer-Kapazitäten erweitert. An die 120.000 m3 können wir jährlich trocknen. Außerdem wurde ein Heizkraftwerk gebaut“, erzählt DI (FH) Axel Baumann, Betriebsleiter bei Keller. Im Juli 2008 war Baubeginn für das neue Hobelwerk. Es wurde am Platz der alten Gatterlinie errichtet, das bestehende Gebäude auf 1500 m2 erweitert. Während auf der einen Seite noch das Gatter abgebaut wurde, starteten die Monteure von H.I.T., Ettringen/DE, auf der anderen bereits mit den Installationen.

Stabile Ausführung

1242031027.jpg

Christian Keller (re.) und Axel Baumann begutachten die gehobelte Ware am Bogenförderer Richtung Eintaktung © DI (FH) Martina Nöstler

„Wir haben uns für H.I.T. entschieden, da das Unternehmen aus der Sägewerkstechnik kommt und die Ausführungen sehr stabil sind. Das ist für uns bei den großen Dimensionen und dem Massenbetrieb wichtig“, erklärt Baumann. Außerdem konnte H.I.T. garantieren, im zeitlich gesetzten Rahmen zu liefern. Auch die versprochene Leistung wird als Grund genannt. „Unser Ziel war es, diesen Auftrag über eine schnelle Hobellinie mit Festigkeitssortierung bei Keller zu realisieren“, meint Franz Anton, Geschäftsführer von H.I.T.
Das Grobkonzept lieferte H.I.T. Gemeinsam mit Keller erfolgte die Feinplanung für das neue Werk. H.I.T. war für die Mechanisierung, Sortierung und Stapelanlagen zuständig. Die Hobelmaschine und der Einzug stammt von Waco, Halmstad/SE, und Waco Jonab, Neuwied/DE. 130.000 m3/J sollen im Zweischicht-Betrieb erzeugt werden.
Eigentlich ist der Zeitpunkt, Produktionskapazitäten zu errichten, ungünstig. „Ich bin froh, dass wir uns bereits im vergangenen Jahr für den Bau entschieden haben. Heute wären die Verhandlungen mit den Banken sehr schwierig. Außerdem sind wir jetzt gerüstet, wenn die Nachfrage wieder steigt“, begründet Keller.

Kontinuierlicher Ablauf

1242031062.jpg

Bis zu 100 Stück pro Minute werden hier zum Rad eingetaktet © DI (FH) Martina Nöstler

Bei der Aufgabe zur Hobellinie werden immer Doppelpakete bereitgestellt. Um die Anlage kontinuierlich zu versorgen, ist zwischen dem Kipptisch und der Vereinzelung eine Entzerrstufe mit großem Puffer installiert. „Damit kann das Paket stetig Lage für Lage entstapelt werden, ohne dass es bei der Entzerrstufe zu einem Stopp kommt“, erklärt Anton.
Nach der Beurteilung durch einen Mitarbeiter folgt die Endenkappung. Diese geschieht bereits vor der Hobelung, damit die Schüsselungsvermessung von Limab die Jahrringlage bei einer sauberen Schnittfläche richtig erkennen kann. Am Querförderer hat H.I.T. einen Wender eingebaut: Ein Greifer schnappt sich die Ware, sobald das Limab-System ein falsch liegendes Brett meldet. An dieser Stelle wird mit einem Brookhuis-System auch die Feuchtigkeit vermessen. Stimmt diese nicht mit den Vorgaben (20 % ±2 %) überein, wird das Brett ausgeworfen.

Hobeln und Auftrennen

1242031140.jpg

4 m Höhenunterschied werden mit dem Rad überwunden © DI (FH) Martina Nöstler

Mit einem Hall-System wird in die Waco-Hobelmaschine Hydromat 5000 eingetaktet. Die Anlage schafft Vorschub-Geschwindigkeiten bis 350 m/min und verfügt über sechs Spindeln. Vierseitiges Hobeln sowie ein Trennschnitt sind möglich. „Wir haben uns für Waco und deren selbstständige deutsche Vertretung Waco Jonab entschieden, da wir schon eine lange Zusammenarbeit mit den Unternehmen pflegen“, erklärt der Betriebsleiter.
Mit einem langen Förderband und einem Slowdown-Belt von H.I.T. wird die Ware hinter der Hobelmaschine abgezogen. Über eine fliegende Winkelübergabe gelangt das Holz auf einen Bogenförderer.
Danach wird die Ware zu einem Rad eingetaktet, welches sie über einen Höhenunterschied von 4 m in die untere Etage befördert. Die Leistung wird mit 100 Stück pro Minute angegeben. Die Bretter werden bei der Eintaktung vereinzelt und so zur Beurteilungsstation transportiert. In der unteren Ebene erfolgt die Vermessung und Festigkeitsermittlung mit ein Viscan von Microtec, Brixen/IT. Der Mitarbeiter, der an dieser Station sitzt, hat eine Überwachungsfunktion und kann bei Bedarf in den Ablauf eingreifen. Bevor das Holz in eine der sechs Filmetagen von H.I.T. eingeteilt wird, erhält die Ware, die den Anforderungen von CE entsprechen, eine Markierung auf der Stirnseite. Pro Etage wird ein Paket gepuffert, bevor es zur Stapel- und Paketieranlage gelangt.

15 Lagen pro Minute und mehr

1242031124.jpg

Bis zu 15 Lagen pro Minute garantiert H.I.T. bei der Stapel- und Paketiermaschine © DI (FH) Martina Nöstler

Bei der Paketierung hat H.I.T. Keller eine Leistung von 15 Lagen pro Minute garantiert. „Wir haben aber noch mehr aus der Technik herausgeholt und schaffen mitunter auch 17 Lagen pro Minute“, erklärt Baumann stolz. Die Lattenlegung erfolgt automatisch mit bis zu sechs motorisch verstellbaren Magazinen. Die fertigen Pakete werden bei einem Umreifungsgerät von Fromm mit Kunststoffbändern fixiert und auf einem Querrollenförderer für den Abtransport bereitgestellt.
Mit der Inbetriebnahme des neuen Hobelwerkes hat Keller einige Umschichtungen im Betrieb durchgeführt. „Wir konnten zwar aufgrund der aktuellen Marktsituation keine Mitarbeiter aufnehmen, aber wir mussten auch keine entlassen. Derzeit ist es sogar eher so, dass wir einen zu geringen Personalstand haben“, erläutert Keller.
Einschnitt und Menge werden im Säge- und Hobelwerk von Woche zu Woche entschieden. Wurde früher noch sehr viel vom Lager verkauft, arbeitet man jetzt fast ausschließlich auftragsbezogen. „Wir haben in den vergangen zwölf Monaten unsere Abläufe optimiert, um gerüstet zu sein“, sagt der Geschäftsführer.

Sägewerk Keller

Gegründet: 1862
Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Christian Keller
Mitarbeiter: 100
Areal: 13 ha
Einschnitt: 400.000 fm/J im Zweischicht-Betrieb
Hobelwerk: 130.000 m³/J im Zweischicht-Betrieb
Trocknung: 120.000 m³/J
Produkte: Schnittholz, Bauware, Hobelware, Verpackungsware (IPPC-Behandlung)
Export: 85 % nach Frankreich, Großbritannien, Benelux, Schweiz