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Die Absaughauben wurden von Leitz millimetergenau geplant und gefertigt © Hannes Plackner

Schlau absaugen

Ein Artikel von Hannes Plackner | 23.07.2015 - 14:06
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Die Absaughauben wurden von Leitz millimetergenau geplant und gefertigt © Hannes Plackner

Teurer Rohstoff, Nachfrageschwankungen, und hoher Wettbewerbsdruck beschäftigen Industrie und Handwerk. Die Optimierung der Fertigungsprozesse ist dabei ein Schlüsselfaktor, um diesen Herausforderungen zu begegnen. In der zerspanenden Bearbeitung gebe es speziell bei der Kombination Werkzeug und Absaughaube noch Optimierungspotenzial, ist der Werkzeughersteller Leitz, Riedau, überzeugt.

Fehlende Abstimmung kostet Geld

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Die neuen Absaughauben wurden an die bestehenden Bearbeitungsanlagen angepasst © Hannes Plackner

Meist fehlt die Abstimmung zwischen Absaughaube, Produkten und eingesetzten Werkzeugen. Normalerweise werden Standardabsaughauben für alle Werkstück- und Werkzeugkombinationen verwendet. Dabei entstehen in der Absaugeinheit im Regelfall aber ungünstige Bedingungen. Ungewollte Öffnungen zwischen Werkstück, Absaughaube und Werkzeug reduzieren die Saugleistung stark. Späne können entkommen. Ansammlungen in der Maschine, erhöhter Werkzeug- und Maschinenverschleiß und Spaneinschläge am Werkstück sind nur einige der Folgen dieser unzureichenden Lösung.
Ähnliche Erfahrungen machte der Holzwerkstoffhersteller Egger in Wismar. Dort setzen sich die Verantwortlichen seit Jahren mit diesem Thema intensiv auseinander. An diesem Produktionsstandort werden neben OSB und MDF rund 55 Mio. m2/J Laminatfußboden hergestellt und somit wird auch einiges an Spänen produziert. Daher wurde schon vor einigen Jahren in die Optimierung der Absaughauben investiert. Aber: Die Abstimmung mit den Werkzeugen war nicht optimal. Die Absaugwirkung blieb unzureichend, denn der Spänefluss wurde nicht angemessen berücksichtigt. Durch ungünstige Anordnung der Hauben prallte der Span annähernd im rechten Winkel auf die Haubenwand. Das verursachte neben der schlechten Nutzung der kinetischen Energie des Spans und höherem Luftverbrauch auch einen unnötigen Verschleiß der Absaughaube. Spanreflexionen mit erhöhtem Werkzeugverschleiß sowie Spaneinschläge in die Paneele waren weitere negative Begleiterscheinungen. Ein zusätzlicher Nachteil dieser Absaughauben war, dass nur Werkzeuge mit 220 mm Durchmesser möglich waren, aber auch 250 mm-Werkzeuge eingesetzt werden mussten.
Hier kam Leitz ins Spiel. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Egger haben die Werkzeugexperten die Absaughauben speziell auf die Produktion zugeschnitten. Das resultierte in einem Späneerfassungsgrad von über 98 %. Bei der Konstruktion der Hauben lag das Hauptaugenmerk von Leitz auf möglichst kleinen Öffnungen und der idealen Anpassung der Hauben an die Werkstücke. Zentraler Punkt in der Entwicklungsphase war zudem die intensive Abstimmung der Leitz Konstrukteure mit den Bedienern und Anlagenführern in Wismar.

Der Schwung der Späne blieb erhalten

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Optimal an das Profil angepasste Absaughauben von Leitz © Hannes Plackner

Das Projekt war ein Erfolg und resultierte in einem hohen Spanerfassungsgrad. Gleichzeitig sanken die Energiekosten, da weniger Luft zum Ansaugen der Späne benötigt wurde. Zum geringeren Luftverbrauch trägt auch die spezielle Haubenform bei. Diese ist an den Spänefluss angepasst. Sie sorgt dafür, dass die Späne nicht mehr gegen die Haubenwand prallen, sondern an ihr vorbeigleiten. Die von den Zerspanungswerkzeugen an den Span übertragene Energie (also deren Schwung) bleibt erhalten und wird zur Späneentsorgung verwendet.
Optimiert wurden die Absaughauben bei Egger an mehreren Positionen. Neben der Positionen des Vorfräsens und der Profilierung wurde auch die etwas speziellere Position der Ecken-Kapp-Aggregate modifiziert. Waren deren Absaughauben zuvor an der Führung des getakteten und somit beweglichen Aggregates montiert, wurden die neuen Hauben am Maschinenständer befestigt. Diese Maßnahme reduzierte den Verschleiß der Führungen und folglich die Wartungskosten signifikant.
Neben der verbesserten Späneerfassung bieten die Absaughauben von Leitz einen weiteren Vorteil. Durch das bewährte Baukastensystem können alle Komponenten einfach und schnell gewechselt werden. Entsprechende Wartung und Pflege der Anlagenführer reduzieren die Folgekosten deutlich, da anstelle kompletter Hauben nur deren Verschleißteile in definierten Wartungs-intervallen gewechselt werden.
Das Fazit ist positiv: Die Abstimmung von Absaughaube, Werkstück und Werkzeug sowie die Einbeziehung des Bedienpersonals leisten einen nachhaltigen Beitrag zur Effizienzsteigerung und Ressourcenschonung. Egger in Wismar hat dieses Potenzial erkannt und gemeinsam mit Leitz umgesetzt. //
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Modifizierte Absaughauben für Ecken-Kapp-Aggregate © Hannes Plackner