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Der Holzindustrielle Gerald Schweighofer hat das Sägewerk Kodersdorf von der Klausner-Gruppe gekauft © Holzindustrie Schweighofer

Rückkehr nach Mitteleuropa

Ein Artikel von Hannes Plackner | 11.08.2015 - 16:20
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Der Holzindustrielle Gerald Schweighofer hat das Sägewerk Kodersdorf von der Klausner-Gruppe gekauft © Holzindustrie Schweighofer

Es war ein Paukenschlag. Vergangenen Freitag verkündete die Holzindustrie Schweighofer den Kauf des Sägewerks im sächsischen Kodersdorf von der Klausner Holz-Gruppe (s. Link 1). Nach Zustimmung der Wettbewerbshüter kommen damit nicht nur 1,2 Mio. fm/J Einschnittkapazität zur Schweighofer-Gruppe dazu, welche damit 4,8 Mio. fm/J schneiden kann.
Der Deal gleicht einer Rückkehr nach Mitteleuropa. Erstmals seit Oktober 2001 (s. Kasten) wird in deutschsprachigen Ländern wieder Schnittholz unter dem Logo der Holzindustrie Schweighofer erzeugt. Wobei – recht weit nach Westeuropa ist man nicht gekommen. Kodersdorf liegt unmittelbar an der polnischen Grenze – und das hat gute Gründe.

Synergien in der Gruppe

Das Werk in Sachsen beeindruckt mit seinem Ausmaß: dem erwähnten Einschnitt, 34 ha Betriebsfläche, Kapazität für die Trocknung von 700.000 m3/J und Hobelung von 400.000 m3/J Nadelschnittholz. „Der Standort wird in unsere Gruppe eingegliedert“, erklärt Eigentümer Gerald Schweighofer. Bei der Versorgung soll auf nahe Wälder in Deutschland, Polen und Tschechien zurückgegriffen werden. In den beiden östlichen Ländern verfügt die Schweighofer-Gruppe schon über Einkaufsorganisationen, in Tschechien sogar über eigene Waldflächen.
Gegenwärtig fährt das Werk zweischichtig. Nach einer Übergangsphase will Schweighofer möglichst rasch wieder in den Dreischichtbetrieb kommen, um die Kapazität voll auszulasten. „Die zehn Jahre alten Anlagen sind in gutem Zustand“, zeigt sich der Unternehmer nach persönlicher Inspektion optimistisch.

In der Pressemitteilung wurde die Übernahme aller 250 Mitarbeiter und Ausbauten angekündigt. Schweighofer denkt dabei an Investitionen in die Weiterverarbeitung, um Produkte für Handel und DIY-Abnehmer zu erzeugen. Näheres will der Industrielle unter Verweis auf die laufende Genehmigungsphase der Übernahme nicht verraten. Eine Aufrüstung mit einer zweiten Sägelinie, die für den Standort ursprünglich geplant war, schließt er aber aus.

Denkbar sei ebenfalls, dass das Schnittholz von Kodersdorf nach Rumänien transportiert wird, um dort zu Post/Beams für den Japanmarkt oder Tischlerplatten verarbeitet zu werden. „Natürlich wollen wir auch den Absatz in den umliegenden Märkten Polen und Deutschland intensivieren“, erklärt Schweighofer.

Internationale Mengen, die bislang über die Klausner Trading International, Oberndorf in Tirol, liefen, vertreibt Schweighofer ab dem Closing selbst beziehungsweise über die Dr. Anna Bauthen GmbH (DABG). Der in Wien ansässige Holzgroßhändler wird seit 2013 sukzessive von Schweighofer übernommen. Gegenwärtig besitzt die Schweighofer Gruppe 25 % an der DABG und wird bis Anfang 2016 mindestens 75 % halten. Über die DABG soll auch Schnittholz aus Kodersdorf in die Levante gelenkt werden.

Der Absatz für Westeuropa wird neu gegliedert und eine dementsprechende Vertriebsorganisation aufgebaut.

Neben dem aktuellen Werksleiter, Jan Krause, der die Produktion weiterhin steuert, wird das Management vorerst von der Schweighofer-Zentrale aus übernommen. „Mittelfristig wird das Team aus Wien um einen Manager aus Deutschland ergänzt“, erklärt Schweighofer.

Eine weitere Expansion in Mitteleuropa schließt der Österreicher nicht aus. Gegenwärtig gebe es aber keine Gespräche. Die Werke müssten aber ins Konzept passen. „Daher haben wir uns auch für die Ostsägewerke von Rettenmeier interessiert.“ Die gingen dann aber bekannterweise in Bausch und Bogen an die Cordes-Gruppe.

Westeuropa statt Russland

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Standort der Schweighofer-Gruppe © Plackner

Mit dem Kauf von Kodersdorf orientiert sich die Schweighofer-Gruppe wieder mehr nach Westen. Eine Expansion nach Russland schließt Schweighofer ohnehin aus. In der Ukraine wird ein bereits gekauftes Grundstück weiter mit Basisinfrastruktur ausgebaut, ohne dass es einen fixen Baustart für ein weiteres Sägewerk gibt.

Im Kernland Rumänien stößt Schweighofer aber auf Widerstände. Das Parlament beschloss etwa ein Gesetz, welches einem Unternehmen untersagt, mehr als 30 % eines Holzsortimentes zu erwerben. Inwieweit das die Geschäfte des österreichischen Unternehmens beeinflussen wird, ist unklar. Noch wurde die einflussreiche Durchführungsverordnung nicht veröffentlicht. Schweighofer macht klar, dass er bei einer etwaigen Versorgungsbeschränkung rechtliche Schritte einleiten werde. „Vielleicht gibt es im Herbst aber auch eine neue Regierung, die endlich wirklich was gegen die Korruption in der Forstwirtschaft unternehmen wird“, sagt er.

An einer anderen Front verbessert sich die Lage. Das schon vor Monaten fertiggestellte dritte Sägewerk Reci wird „binnen Tagen oder Wochen“ den Betrieb aufnehmen. Die Umweltgenehmigung ist ausgestellt. Beim Biomassekraftwerk seien dagegen weitere Genehmigungen ausständig. Und trotz aller Querelen: „Unsere rumänischen Werke sind derzeit ausgezeichnet versorgt und laufen voll.“
Ärger verursachten auch die Ermittlungen des rumänischen Umweltministeriums (s. Link 2). 40 Beamte hätten die zwei Sägewerke auf Hinweise für illegales Rundholz durchsucht. Ergebnisse wurden aber nicht mitgeteilt. „Man sagt uns nichts“, kritisiert Schweighofer die intransparenten Behörden. Intern wurde aber auf die Vorwürfe reagiert. „Wir kaufen etwa kein Holz aus Nationalparken mehr, obwohl es aus bestimmten Regionen legal wäre.“

Das von der Ukraine angekündigte Rundholzexport-Moratorium (s. Link 3) sieht Schweighofer gelassen. Die WTO und die EU treten etwa massiv gegen das geplante Handelshemmnis auf. „Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

Es gibt also genügend Baustellen im Osten. Kehrt Schweighofer infolgedessen mit seinen Sägewerken etwa auch einmal in sein Heimatland, nach Österreich, zurück? Der Waldviertler lacht. „In naher Zukunft eher nicht.“

Hintergrund

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Sägewerk Kodersdorf © Klausner/Archiv

Vom Waldviertler zum internationalen Konzern
Gerald Schweighofer baute seit 1974 den elterlichen Betrieb zu einem Konzern aus. Mit mehreren Sägewerken in Österreich (Brand, Ybbs, Sollenau, Bad St. Leonhard) und Tschechien (Plana, Ždirec) fusionierte Schweighofer 1998 mit Stora Enso zum größten Schnittholzproduzenten Europas. Dabei ging es nicht nur um die leistungsfähigen Sägewerke, sondern auch um den Japanmarkt, welchen die Holzindustrie Schweighofer erfolgreich erschlossen hatte. 2001 übernahm Stora Enso die Anteile von Schweighofer, der sich aus der Holzverarbeitung zurückzog und in Immobilien investierte. Aber schon 2003 begann die Holzindustrie Schweighofer, in Rumänien ein Sägewerk aufzubauen. Heute betreibt man im Karpatenland drei Sägewerke mit Weiterverarbeitung (Radauti, Sebes, Reci) sowie zwei Plattenwerke (Siret, Comanesti). Zur Unternehmensgruppe gehört weiters ein Zellstoffwerk in Hallein.

Hochleistungssägewerk Kodersdorf in Sachsen
Das Sägewerk in Kodersdorf ging am 22. Dezember 2004 als dritter Klausner Holz-Standort in Deutschland in Betrieb. Das 45 Mio. € teure Sägewerk mit einer Springer-Linck-Linie war als Exportstandort konzipiert, 90 % des Schnittholzes sollten außer Landes verkauft werden. Die Einschnittkapazität wird im Dreischichtbetrieb mit 1,2 Mio. fm/J angegeben. Dazu kommen 700.000 m3/J Trocknungs- und 400.000 m3/J Hobelkapazität sowie zwei 10 MW-Biomassekraftwerke. Verarbeitet werden Fichte und Kiefer.