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ÖBf-Vorstand DI Dr. Georg Erlacher © ÖBf

Richtung stimmt

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 01.09.2009 - 08:22
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ÖBf-Vorstand DI Dr. Georg Erlacher © ÖBf

So wie die europäische Holzindustrie im Vorjahr ein halbes Jahr vor der allgemeinen Wirtschaft unter der Krise zu leiden hatte, so kommt sie nun offenbar früher aus dieser heraus. Wir sind ein Indikator für den Aufschwung”, meint Dr. Georg Erlacher, ÖBf-Vorstand, im Interview. „Was ich derzeit bei unseren Kunden erkenne, ist ein Auftragsstand, der für die nächsten drei Monate ganz gut ausschaut. Das zweite Halbjahr wird also wesentlich erfreulicher als das erste.”

Alle Preise steigen

Folgerichtig erkennt Erlacher auch steigende Preise auf allen Ebenen der Verarbeitungskette. „Die Preise sind in den vergangenen zwölf Monaten sicher stärker gefallen, als es notwendig gewesen wäre. Doch jetzt scheint die Vernunft zu siegen“, empfindet er. „Der eine oder andere Dämpfer wird wohl noch kommen, aber grundsätzlich geht es bergauf. Die Entwicklung der vergangenen acht bis zwölf Wochen hätte doch vor kurzem niemand für möglich gehalten.“
Als Status-quo macht Erlacher nun fest, dass die Balance zwischen Sägewerksproduktion und Schnittholz-Abnahme passt, ebenso die Auftragslage der Säge- und Weiterverarbeitungsindustrie. Mit verstärkten Ernteaktivitäten der Bauern im Wald, Kalamitätsholz und einem besonnenen Groß-Privatwald werde sich an der ausgewogenen Situation kurzfristig nichts ändern.

80  Minimum bald erreicht

Für ihn stimmt die Richtung, in die sich die Preise bewegen. Bald sei das Mindestniveau erreicht, das Erlacher für die Gebirgsforstwirtschaft definiert: über 80 €/fm. „Das Signal ist wichtig. Die Sägeindustrie muss jetzt die Waldbesitzer einstimmen, damit sie in den nächsten Monaten genug ernten“, meint er. „Damit sind wir preislich zwar noch weit davon entfernt, wo wir vor zwei Jahren waren, doch bei passenden Rahmenbedingungen wird es mittelfristig wohl wieder in diese Richtung gehen“, prophezeit er.

Gemeinsam Mengen puffern

Preisschwankungen von 20 €/fm und mehr gelte es künftig dadurch zu verhindern, dass es eine stärkere Solidarität innerhalb der Branche gebe. Diese wollen die ÖBf schon bei ihrem „Nasslager-Gipfel” im Oktober ansprechen. Anhand der Erfahrungen der Stürme Paula, Emma und Kyrill soll insbesondere nach Wegen gesucht werden, wie man gemeinsam zur Marktberuhigung beitragen könnte. Selber ist man mit den 2009er-Erfahrungen sehr zufrieden: „Im Frühjahr wurden uns einige 100.000 fm Nasslagerholz förmlich aus den Händen gerissen, als der Schnee eine reguläre Ernte verhinderte.”
Den Salzburger Sägern, die sich von den ÖBf vernachlässigt fühlten, antwortete Erlacher in einem Gespräch, dass man immer bemüht sei, die Kunden frachtgünstig zu beliefern. Um Verträge zu erfüllen, werde es aber weiterhin Lieferungen in andere Bundesländer geben - „das kann man doch noch nicht als Export werten”, betont er.

Gelbe, rote Karten für Kunden

Die Weiterführung des Sägewerkes in Abtenau begrüßt Erlacher. „Uns ist jeder seriöse Partner, der unsere Qualitätskriterien erfüllt, willkommen.“ Nach den Stürmen 2008 gab es zwei Unternehmen, die aus ÖBf-Sicht diese verletzt hätten. „Das ist mittlerweile bereinigt. Wir nehmen uns aber das Recht, Wiederholungstäter abzustrafen – wir zeigen gelbe und rote Karten.“

2 Mio. fm Käferholz verkraftbar

Die österreichweit angedrohten 2 Mio. fm Käferholz (s. Holzkurier Heft 34, S. 18) heuer sind laut dem ÖBf-Vorstand nicht dramatisch. „Die gesamte Rundholzpipeline ist relativ leer. Was anfällt, geht zügig weg. Das ist gut für den Forstschutz.“
Die ÖBf werden im laufenden Geschäftsjahr rund 1,8 Mio. fm einschlagen. 2009 wäre man damit etwa um 200.000 fm über dem nachhaltigen Hiebsatz. Man könne auch insofern nicht von einem Normaljahr sprechen, als man befürchten müsse, dass der Schadholzanteil erneut bei über 50 % der gesamten Ernte liegen werde.
Erlacher geht davon aus, dass der reine Forstbereich weniger als die Hälfte der gesamten Einnahmen der ÖBf ausmachen wird.

Kostenbremse

Im Biomassebereich sind die ÖBf „planmäßig unterwegs. Wir starten drei weitere Werke - damit wurden keine laufenden Projekte gestoppt. Wir traten heuer aber auf die Kostenbremse. So wurden Rückstellungen beim Personal runtergefahren, indem Mitarbeiter vermehrt ihre Urlaube aufbrauchten.” Zur viel diskutierten Causa „ÖBf-Dividende an den Eigentümer Staat” meint Erlacher nur, dass „wir in der Lage sind, unseren Verantwortungen gerecht zu werden”.
Die im Unternehmens-Konzept „Horizont 2010” definierten Ziele sieht Erlacher gut auf dem Weg. Ab Herbst arbeitete man daran, eine weitere Strategieplanung fertig zu bekommen. Damit soll 2010 ein „gutes Unternehmenskonzept” (Erlacher) fertig sein. Das passt in dem Jahr, wo für Erlacher im II. Quartal die Vertragsverlängerung ansteht.