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Holzcluster-Geschäftsführer Erhard Pretterhofer © Günther Jauk

Raum für Ideen

Ein Artikel von Günther Jauk | 07.10.2015 - 08:15
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Der ABB-Industrieroboter, das Herzstück der Prototypenwerkstätte © G. Ott

Die Forschungs- und Entwicklungsquote der steirischen Industrieunternehmen liegt bei knapp 5%. Am Forst-Holz-Papier-Sektor hingegen nur bei 1%. Geschuldet ist dies unter anderem der Kleinstrukturiertheit der Unternehmen. „Viele Betriebe haben einfach nicht die Möglichkeiten, gute Ideen umzusetzen“, erklärt Holzcluster-Geschäftsführer Erhard Pretterhofer beim Besuch des Holzkurier. Genau für dieses Problem wurde das Engineering Center Wood (ECW) am HIZ-Gelände in Zeltweg installiert (siehe Kasten rechts). Hier können Unternehmen Erstversuche maschinell umsetzen, ohne dadurch die eigene Produktion zu beeinträchtigen. Beeindruckend ist vor allem die Vielfältigkeit der Projekte.

Automatisierung der Kleinen

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Holzcluster-Geschäftsführer Erhard Pretterhofer © Günther Jauk

Ein Projekt, das Pretterhofer zurzeit besonders am Herzen liegt, beschäftigt sich mit der Automatisierung von kleineren Unternehmen. „Im Grunde geht es um die CAM-Schnittstelle zwischen CAD-Programm und Roboter“, erklärt Pretterhofer. Es muss dem Maschinenbediener möglich sein, kleine Änderungen rasch und intuitiv direkt an der Anlage vorzunehmen. Wird zum Beispiel ein Bearbeitungsschritt standardmäßig mit einer Säge ausgeführt, der Bediener meint jedoch in einem speziellen Fall, dass eine Fräse dienlicher wäre, sollte das per Knopfdruck zu ändern sein.

In Zukunft kann sich Pretterhofer für kleine und mittelgroße Unternehmen Automatisierung in modularer Form vorstellen: „Beginnend mit einem Hauptroboter, kann so mit der Ergänzung um Nebenroboter nach und nach eine Fertigungsstraße entstehen.“ Durchgeführt wird das geförderte Projekt in Zusammenarbeit mit der Forschungsgesellschaft Joanneum Research, Graz.

Wohnen und surfen

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Ein Surfboard aus Holz wird im ECW entwickelt © Günther Jauk

Mit nicht weniger Begeisterung erzählt Pretterhofer vom Projekt Reroom. Ein modularisiertes, wiederverwertbares Raumaufteilungssystem war die Grundidee von Zimmermann und Architekt Jan Werner. Gemeinsam mit seinem Kollegen Heribert Strasser setzt er diese nun in die Tat um. Die Wände bestehen aus einem Rastersystem als Basis, wobei die Oberflächen reversibel an der Holztragekonstruktion befestigt sind. Dies ermöglicht den nachträglichen, temporären Einsatz von Fenstern, Türen oder Möbelelementen. Vorhandenes Mauerwerk wird dabei nicht beschädigt.

Der Holzcluster vernetzte das Duo mit dem Clusterpartner Lieb Bau Weiz, der sich bereit erklärte, die Prototypenfertigung zu übernehmen. Darüber hinaus stellte der Cluster die nötigen Kontakte zu Forschungseinrichtungen, wie der Universität für Bodenkultur, Wien, und der Holzbauforschungs GmbH, Graz, her.

Als weiteres spannendes Projekt nennt Pretterhofer ein Sportgerät. In Zusammenarbeit mit dem Möbeldesign-Label Pine- stone fertigt der Holzcluster im ECW gerade Surfboard-Prototypen aus Holz. Die große Herausforderung dabei ist die Gewichtsreduktion. Um den nötigen Auftrieb zu erlangen, bestehen die Boards aus verleimten Wabenelementen. Hergestellt werden diese mithilfe des ABB-Industrieroboters. Geplant sind noch etwa vier weitere Prototypen, die allesamt auf Vor- und Nachteile beim Surfeinsatz geprüft werden. Danach will man in die Entwicklung zur Serienreife gehen.

Holzcluster, HIZ und ECW

Der Holzcluster Steiermark setzt Initiativen entlang der gesamten Wertschöpfungskette Holz – beginnend mit dem Rohstoff bis hin zum fertigen Endprodukt. Gesellschafter sind die Steirische Forschungs- und Entwicklungsförderungsgesellschaft sowie proHolz Steiermark. Das 2001 gegründete Holzinnovationszentrum (HIZ) bietet Betriebs- und Büroflächen sowie die Infrastruktur für moderne Produktionen, neue Anwendungsgebiete für Holz und hochtechnologische Entwicklungen. Betrieben wird es vom Holzcluster Steiermark. Gesellschafter sind das Land Steiermark, umliegende Gemeinden und Unternehmen. Das Engineering Center Wood (ECW) ist eine seit 2011 bestehende, voll ausgestattete Prototypenwerkstätte mit einem ABB-Industrieroboter als Herzstück. Das ECW ist Teil des HIZ.