14429545631469.jpg

Lösungsfinder: Sampsa Auvinen, Armand Stockmans, Knud Erik Hansen, Matti Kuittinen, David Venables, Peter Wilson und Hans Stout (v. li.) © Dinah Urban

Ran an die Architekten

Ein Artikel von Dinah Urban | 23.09.2015 - 08:11
14429545631469.jpg

Lösungsfinder: Sampsa Auvinen, Armand Stockmans, Knud Erik Hansen, Matti Kuittinen, David Venables, Peter Wilson und Hans Stout (v. li.) © Dinah Urban

569.000 Architekten gibt es in Europa. Mit einer so hohen Zahl hatte wohl keiner der 100 Gäste auf der der 6. internationalen Laubholzkonferenz in Kopenhagen gerechnet. Peter Wilson von der Napier-Universität, Edinburgh/UK, machte deutlich, welche Chancen der Branche bisher entgangen sind, weil all diese kreativen Köpfe kaum mehr Laubhölzer kennen als Eiche und Buche. Sein Ziel ist es, ihnen den natürlichen Werkstoff näher zu bringen. In dieselbe Kerbe schlug David Venables vom amerikanischen Laubholz-Exportrat (AHEC). Mit Projekten, wie „The Wish List“ (s. Link 1), rücken der Laubholzfan und seine Mitstreiter weniger populäre Arten in den Fokus der Verarbeiter und Verbraucher. Venables sieht jedoch auch bei der Produktionstechnologie Optimierungsbedarf und rät zur Investition, um kommende Anforderungen erfüllen zu können. Um neue Anwendungsfelder zu erschließen, sei außerdem die Forschung unerlässlich für die Branche. AHEC überprüfe beispielsweise die Eignung von Tulip Wood für den Fensterbau.

China als Konsumenten nicht unterschätzen

14429545183523.jpg

Marktkenner: Michael Snow, Rupert Oliver, Ad Wesselink, Sheam Satkuru-Granzella, Andreas von Möller und Jean-Francois Guilbert (v. li.) © Dinah Urban

Venables Kollege Michael Snow beschrieb den Teilnehmern die US-Marktlage. Die Schnittholzproduktion war im 1. Halbjahr um 7 % rückläufig. Vor Industrieholz konnte man sich allerdings kaum retten, da das Fracking zur Gewinnung von fossilen Energieträgern aus Gestein häufig eine Rodung erforderlich mache. Der Schnittholzexport sank zwar ebenfalls in den ersten sechs Monaten. Dennoch habe 2015 die Chance, das Jahr mit der zweithöchsten Exportrate zu werden. Das verdanke man hauptsächlich China, dessen Einfuhren amerikanischen Schnittholzes nehmen überproportional zu. Snow betonte, dass der Löwenanteil mittlerweile von den Chinesen selbst konsumiert und nicht nach weiteren Bearbeitungsprozessen wieder zurück verschifft werde.
Nach China, Kanada, Vietnam und Mexiko findet sich das erste europäische Land in der US-Exportrangliste nach Wert auf Platz 5 – Großbritannien. Die Briten sind in Europa das mit Abstand importfreudigste Land. Andere, wie Zweitplatzierter, Italien, schrauben den Einfuhrwert seit Jahren zurück oder halten das Niveau.

Mehr als nur unterschiedliche Sprachen

14429544883938.jpg

Die Zulassung von Laubholz für die CLT-Produktion wurde stark diskutiert © Dinah Urban

Betrachtet man das Volumen, lag Europa-Erstplatzierter, Italien mit 3 Mio. m³ Gesamtschnittholzeinfuhren im 1. Halbjahr weit vor Großbritannien mit etwa 1,8 Mio. m³. Beide Werte lagen unter denen des Vorjahreszeitraums. Kleine Importländer, wie Estland, verzeichneten Wachstum. Die Trends fasste der ETTF-Präsident, Andreas von Möller zusammen. Dunkle, rustikal wirkende Schnittholzprodukte aus der gemäßigten Klimazone für Möbel und den Innenausbau geben den Ton an, allen voran die Eiche. Die Preissensibilität beschrieb der Holzhändler als stark. Für Außenstehende sei es von Vorteil, Europa mit seinen allein 23 Amtssprachen als Menge von Teilmärkten zu betrachten und die Preisfindung sowie das Produktportfolio daran auszurichten.
Neben dem weltweit rückläufigen Bedarf sei die Beschaffung verlässlicher Handelsdaten zu internationalen sowie intraeuropäischen Strömen eine weitere Baustelle für die Laubholzbranche. Der Handel unter europäischen Nachbarn werde vermutlich stark unterschätzt, was die Angebotsoptimierung erschwert. Die größten europäischen Laubschnittholzhersteller des vergangenen Jahres konnten allerdings identifiziert werden: Rumänien, gefolgt von Frankreich, Deutschland und Kroatien.
Außerhalb Europas lohnt es sich ebenfalls, nach wachsendem Bedarf Ausschau zu halten. Die Eiche ist in Chile und Australien für die Produktion von Weinfässern stark gefragt. Ägypten importiert jährlich ein knappes Viertel mehr Buche, wie Jean-Francois Guilbert von French Timber informierte.

Alle Wege führen nach China

Die EU-Holzhandelsverordnung EUTR stellt weiterhin eine Eintrittsbarriere zum EU-Markt dar. Armand Stockmans vom belgischen Importeur Somex stellte ein Beispiel vor, wie eine rückverfolgbare Lieferkette gewährleistet werden kann. Insbesondere kleine Unternehmen aus afrikanischen Ländern suchen sich dennoch alternative Abnehmer, wie China und Indien, für deren Belieferung ein PEFC- beziehungsweise auch FSC-Zertifikat (in Indien) ausreicht. African Rose, eine Dalbergia-Art entpuppe sich als besonders beliebt im asiatischen Raum. Nach China gelangt nur aus dem Pazifikraum mehr Holz als aus Afrika. Hauptexporteur von Laubschnittholz aus dem asiatischen Raum war 2014 Thailand, das Malaysia mit reichlich Rubberwood den Rang ablief.

Zeitlose Klassiker oder Skateboards aus dem 3-D-Drucker

Der Inhaber der ältesten Möbelmanufaktur Dänemarks stellte den Konferenzteilnehmern sein Erfolgkonzept vor. Wie von Peter Wilson geraten, bezieht Carl Hansen & Søn seit Jahrzehnten renommierte Architekten und Designer in seine Arbeit ein. Daraus entstanden zahlreiche Einrichtungsklassiker, die in Optik und Komfort überzeugen. Das konnten auch die anderen Vortragenden bestätigen, die während der Diskussionsrunde auf Stühlen aus der Traditionswerkstatt Platz nahmen.
Ganz andere Nischen tut Matti Kuittinen von der finnischen Aalto-Universität auf. Bei seinen Projekten fragt sich der Forscher, ob Rohstoffe noch effizienter genutzt werden können. Als Beispiel führte er ein Nanozellulose-Skateboard aus einem 3-D-Drucker an. Es besteht aus einem locker wirkenden aber starren Fadengeflecht, das auf die wirkenden Kräfte angepasst ist und daher Aussparungen zulässt.