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Axel Zimmermann und Max Hudlberger (v. li.) vor einbaufertigen Buchen-Gleisschwellen © DI (FH) Martina Nöstler

Quattrobandsäge für Laubholz

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 20.04.2009 - 10:40
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Axel Zimmermann und Max Hudlberger (v. li.) vor einbaufertigen Buchen-Gleisschwellen © DI (FH) Martina Nöstler

Vor drei Jahren hat ThyssenKrupp GfT Gleistechnik in Groß Oesingen/DE ein insolventes Sägewerk übernommen. Die in die Jahre gekommenen Maschinen sollten modernen Anlagen weichen. Zur Ligna 2007 fiel die Entscheidung zum Bau, im Dezember 2007 wurden die Aufträge vergeben. Als Generalunternehmer für die Sägewerkstechnik war MH Maschinen, Rechtmehring/DE, verantwortlich. „Das Unternehmen konnte uns gute Referenzen zeigen. Weiters war ausschlaggebend, dass es unsere Vorstellungen realisieren und rasch liefern konnte“, begründet Axel Zimmermann, Betriebsleiter bei ThyssenKrupp GfT Gleistechnik. Beim Rundholzplatz fiel die Wahl auf Häwa, Wain/DE. Für die Hauptwaren-Sortierung sowie die Mechanisierung bei der Weiterverarbeitung wählte man H.I.T., Ettringen/DE. „Hinsichtlich der Entscheidung bei den Lieferanten war uns wichtig, dass es mittelständische Unternehmen sind. Damit sind die Entscheidungswege kurz und man kann effizient arbeiten“, erklärt Zimmermann.

Termingerecht installiert

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Model und Kantel werden bis zu sieben Mal im Rundlauf durch die Spaner-Quattro-Bandsägengruppe geschickt © DI (FH) Martina Nöstler

„Unser Ziel war es, ein modernes Sägewerk, das ausschließlich auf die Schwellenerzeugung ausgelegt ist, zu errichten“, sagt Zimmermann. Baubeginn war im Oktober 2008. Ende Jänner 2009 konnten termingerecht die ersten Stämme geschnitten und der Einschnitt schrittweise gesteigert werden. „Nach acht Wochen sind wir bereits auf Leistung“, ist Zimmermann mit den Arbeiten der Unternehmen zufrieden.
Bei ThyssenKrupp GfT Gleistechnik wurde eine Spaner-Quattro-Bandsägenanlage, die im Rundlauf betrieben wird, installiert. Die Anlage stammt von Söderhamn Eriksson, Mariannelund/SE. MH Maschinen hat die Generalvertretung für Söderhamn Eriksson in Deutschland inne. Für die Weiterbearbeitung der Seitenware steht ein Besäumer, ebenfalls von Söderhamn Eriksson, zur Verfügung.
„Eine Spaner-Quattro-Bandsägenanlage ist für Laubholzeinschnitt unüblich. Da unser Hauptaugenmerk in der Schwellenerzeugung liegt, haben wir die richtige Wahl getroffen“, ist der Betriebsleiter überzeugt. Er hat an Max Hudlberger, Geschäftsführer von MH Maschinen, einen Katalog mit etwa 30 Schnittbildern gegeben. „Das war unsere Vorgabe, was die Maschine erfüllen muss“, erinnert sich Hudlberger. „Es war eine große Herausforderung für uns, aber letztlich konnten wir die Wünsche von ThyssenKrupp GfT Gleistechnik realisieren.“

Online im Rundlauf

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Automatische Eindrehung des Holzes mit Stachelwalzen, danach wird die Ware mit gummierten Walzen zentriert © DI (FH) Martina Nöstler

Die Stämme kommen vom Rundholzplatz online (unsortiert) zur Sägenlinie. Unter dem Bedienerstand befindet sich die 3D-Vermessung vom kanadischen Hersteller Prologic. Die Vermessung gibt die Daten wie Durchmesser, Stammkontur und Länge an die Steuerung weiter. Das System errechnet den bestmöglichen Einschnitt – ein- oder mehrstielig mit entsprechender Optimierung von Seitenbrettern. Die Stämme laufen entweder automatisch durch die Linie oder bei Bedarf kann der Bediener in den Ablauf eingreifen. Das Holz wird im Rundlauf bis zu sieben Mal aufgetrennt. 160.000 Schwellen sollen jährlich erzeugt werden.
Vor der Spaner-Quattro-Bandsägenanlage wird der Stamm mit Walzen entsprechend des bestmöglichen Schnittbildes automatisch eingedreht und zentriert. Installiert wurde der große Zerspaner Typ ChipCanter mit Spiralscheiben. „Dieser eignet sich für Laubholz sehr gut“, weiß Hudlberger. Die Quattro-Bandsäge mit 1600 mm Rollendurchmesser verfügt über Oberflur-Antriebe und zwölf Servoachsen in der kompletten Einschnittgruppe. Die Anschlussleistung beträgt 800 kW. „Die Technik sollte bei der Anlage möglichst einfach sein, das verringert die Störanfälligkeit“, sagt Zimmermann. Die Steuerung stammt von Schmitt-Degenhardt-Elektronik, Finnentrop/DE.
Um die Bediener der Einschnitt-Linie auf die neue Technik einzuarbeiten, waren diese zur Ausbildung in einem Sägewerk mit Söderhamn Erkisson-Anlagen. „Das war eine gute Entscheidung. Die Mitarbeiter wissen dann beim Start der Maschinen, worauf es ankommt“, meint Zimmermann.
Die Schwellen werden von einer Sortierung von H.I.T. eingeteilt und mit einem Balz-Vakuumkran gestapelt. Die Seitenware gelangt über ein Förderband zum Rosens-Sortierwerk, ebenfalls geliefert von MH Maschinen. Eingeteilt wird in zehn Senkboxen. Die Entleerung der Boxen erfolgt nach unten auf einen Querförderer. Nach der Lagenbildung und Kappung auf Fertigmaß wird die Ware gestapelt.
Die komplette Entsorgung mit Hacker und Siebanlage war ebenfalls im Lieferumfang von MH Maschinen. Im Einsatz sind Anlagen von Bruks Klöckner, Arbra/SE.

Sägeblätter mieten

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Zehn Senkboxen wurden für die Seitenwaren-Sortierung installiert, Entleerung erfolgt auf den unten liegenden Querförderer © DI (FH) Martina Nöstler

Bei ThyssenKrupp GfT Gleistechnik hat man auf die Schärfmaschinen verzichtet. „Wir haben einen Vertrag mit Kock Zerspanungstechnik: Wir bekommen die Sägeblätter und bezahlen pro geschnittenen Festmeter – ähnlich wie bei einem Mietwagen“, erklärt Zimmermann und ist mit diesem Abkommen sehr zufrieden.

ThyssenKrupp Gft Gleistechnik

Geschäftszweig: Gleistechnik, Eisenbahn-Oberbau, Waggonausrüstung, Spannmittel
Umsatz: 350 Mio. €/J
Mitarbeiter: 300

Holzschwellenwerk

Gegründet: 2007
Standort: Groß Oesingen/DE
Areal: 12 ha
Mitarbeiter: 38
Erzeugung: 160.000 Holzschwellen pro Jahr
Holzarten: Buche, Eiche
Absatz: Deutschland, Österreich, Slowenien, Skandinavien, Benelux, Nordafrika, Saudi-Arabien, Irland