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Modernes Holz-Alu-Fenster(Internorm HF?310) 1. Modernes Dreischeiben-Isolierglas hat Paketdicken von 48 bis 54?mm.2. Fensterkantel bestehen aus vier keil-gezinkten Lamellen aus hochwertigem Fichtenholz (geradfaserig und astfrei).3. Das Fenster besitzt eine Profilstärke von 85?mm und erreicht mit serienmäßiger Verglasung einen Uw-Wert von 0,69?W/m2K.4. Rahmen und Flügel lassen sich flächenbündig in die Fassade integrieren. © Internorm

Qualität mit einberechnen

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 14.01.2015 - 14:07
Das Holz des Fensterkantels ist makellos, astfrei und geradfaserig. Doch bei der Bemessung der Fenster wurden mechanische Eigenschaften von C24-Bauholz angelegt. Die Holzforschung Austria wies im Auftrag des Vereins österreichischer Bau- und Fensterkantelerzeuger (Austrokantel) nun nach, dass die Kantel mindestens der Klasse C30 entsprechen. Das heißt: 25 % mehr Biegefestigkeit und fast 10 % mehr Steifigkeit. Holzfensterhersteller können damit Rohmaterial sparen oder größere Flächen realisieren. Lange Zeit war die Statik eines Fensters kein Thema. Bei zunehmenden Flächen und Flügelgewichten bis zu 500 kg müssen die Kantel aber Höchstleistungen erfüllen.

Schritt 1: fast 10 % mehr Steifigkeit

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Modernes Holz-Alu-Fenster(Internorm HF?310) 1. Modernes Dreischeiben-Isolierglas hat Paketdicken von 48 bis 54?mm.2. Fensterkantel bestehen aus vier keil-gezinkten Lamellen aus hochwertigem Fichtenholz (geradfaserig und astfrei).3. Das Fenster besitzt eine Profilstärke von 85?mm und erreicht mit serienmäßiger Verglasung einen Uw-Wert von 0,69?W/m2K.4. Rahmen und Flügel lassen sich flächenbündig in die Fassade integrieren. © Internorm

Austrokantel hat eigene Normen für hochwertige Fensterkantel mitteleuropäischer Machart definiert. Die werden von Prüfinstituten Österreichs (Holzforschung Austria), Deutschlands (ift Rosenheim) und der Schweiz (EMPA Biel) akzeptiert. Zuletzt wurden die Profile immer stärker. Bis in die 1980er-Jahre waren IV 68-Profile üblich. Vor fünf bis zehn Jahren setzten sich 85 bis 92 mm starke Kantel (IV 92) durch, um 48 bis 54 m starke Dreischeiben-Isolierglaspakete aufzunehmen. Solche Kantel werden meist aus vier Lamellen verleimt, während früher drei Usus waren. Die immer stärkeren Profile waren lange Zeit imstande, die ebenfalls steigenden mechanischen Lasten zu bewältigen. Der Trend zu raumhohen Fenster- und Balkonverglasungen macht nun aber eine Neuberechnung nötig.
Bemessungsrelevant für Fenster sind in der Regel die Windlasten. Bei Sturm treten erhebliche Kräfte auf. „Die Mittelpartie darf sich in diesem Fall nicht stark durchbiegen“, erklärt Peter Schober von der Holzforschung Austria. Dank FKC30 werden die Kantel, statistisch abgesichert, mit 12.000 N/mm² statt 11.000 N/mm² Steifigkeit berechnet.
Eine weitere Erhöhung der Berechnungswerte scheint wahrscheinlich. Da im Holzfenster nur die „Filetstücke des Stammes“ (Schober) verbaut werden, könnte sogar FKC35 mit 13.500 N/mm²möglich sein. Das Holz würde es erlauben, aber die Zinkung ist beim Fenster eine Schwachstelle. Anders als bei BSH wird ohne Zinkenspiel verklebt. Im Fensterprofil darf es keine Hohlräume geben, in die Wasser eindringen kann.

Vakuumglas könnte wieder alles ändern

Trotz der neuen Festigkeitsklasse gilt: Schwere Fenster bringen Probleme. Flügelgewichte über 80 kg lassen sich nicht mehr von einer Person montieren. Oft wird ein Kran benötigt - was während der Bauphase einfach ist, bei einem späteren Austausch aber nicht. Die Profilstärken können kaum gesteigert werden. Maximal 100 mm sind mit rechtwinkeligen Falzen noch möglich. Stärkere Profile würden beim Öffnen verkanten und daher technisch aufwändige Schrägfalze voraussetzen.
Doch vielleicht ist das alles bald nicht mehr nötig. Schober beobachtet gespannt eine in China entstehende Industrie um Vakuumgläser. Nur 8,1 mm sind diese stark. Zwischen zwei 4 mm-Glasscheiben herrscht 0,1 mm Vakuum. Transparente Kristalle halten den Scheibenabstand.
Technologisch erreichen solche Fenster einen U-Wert von 0,3 W/m²K. Damit dämmen sie doppelt so gut wie Dreischeiben-Passivhausfenster, sind aber um 4 cm weniger stark. „Wenn sich diese Technologie durchsetzt, wird das die Fensterherstellung revolutionieren“, sagt Schober voraus. Im Prüfstand der Holzforschung werden die Scheiben schon auf Herz und Nieren getestet.

Eiche für den Fensterbau

Weitere Holzfenstertrends sind Holzarten abseits von Fichte und Tanne. Eiche ist eine Alternative. Schober berichtet auch vom zunehmenden Designfokus. „Fenster werden weniger als technisches denn als gestalterisches Element eingesetzt.“ Der Fenster-Türen-Treff 2015 (s. Kasten) widmet sich diesen Themen.
In der Austrokantel-Verbandsarbeit steht die Önorm B 3013 (Fensterkantel aus Holz – Anforderungen und Prüfbestimmungen) ganz oben. Der 20 Jahre alte Standard wird überarbeitet. Austrokantel entsendet einen Experten ins Normengremium und bereitet eine Diskussionsgrundlage vor.

Konferenz

Fenster-Türen-Treff 2015

Trends bei Technologie, Normen und Märkten sind Themen beim Fenster-Türen-Treff am 6. und 7. März in Salzburg. Die Konferenzblöcke heißen „Planung“, „Recht“, „Aktuelles“, „Neue Medien“ sowie „Fenstereinbau“. Anmeldeschluss ist am 20. Februar.