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Vom Stararchitekten geplant, vom Holzbau-Vorzeigebetrieb umgesetzt: Der Entwurf für die Stadtbahnstation Canary Wharf in London stammt aus dem Büro Norman Foster. Für die Leimholzproduktion, die Tragwerkskonstruktion und die Montage zeichnete Wiehag verantwortlich. Das ist einer von zahlreichen Meilensteinen in der Karriere des Geschäftsführers, Mehrheitseigentümers und diesjährigen Schweighofer-Hauptreisträgers Dr. Erich Wiesner. © Wiehag

Preisverdächtig

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 01.07.2015 - 13:29
Eine Auszeichnung für das Lebenswerk ist eine zwiespältige Angelegenheit für einen, der noch viel vorhat. So war es auch am 16. Juni bei der Verleihung des Schweighofer Prize (s. S. 12–13). Er ging an Dr. Erich Wiesner, engagierter Interessenvertreter sowie Geschäftsführer und Mehrheitseigentümer von Wiehag, einem der renommiertesten Leimholzhersteller und Holzbaubetriebe Europas. Über Wiesners Aktivitäten als Vorsitzender des Fachverbands der Holzindustrie berichtete der Holzkurier regelmäßig. Knapp 100 Artikel auf unserer Website timber-online.net sprechen Bände. Was in seiner Zeit als Geschäftsführer des Familienunternehmens Wiehag erreicht wurde, verdient ebenfalls Respekt. Selten wurde Holz als Hochleistungswerkstoff so geschickt eingesetzt wie von dem Innviertler Unternehmen, dem Wiesner seit über 30 Jahren vorsteht.

Vom Juristen zum Holzbauvordenker

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Dr. Erich Wiesner © Wiehag

Für beeindruckenden Holzbau ist Wiehag schon lange bekannt. Wiesner erinnerte in seiner Dankesrede etwa an die Klagenfurter Messehalle, womit 1966 noch unter der Ägide seines Vaters ein Meilenstein gesetzt wurde: 100 m freie Spannweite. Ein solches Projekt prägte den damals Siebenjährigen offenbar.
Nach dem Studium stieg Wiesner 1984 ins Familienunternehmen ein. Unter seiner Federführung entwickelte sich die Wiehag immer stärker im Bereich Engineering. Das Unternehmen gilt heute zu Recht als Pionier im Ingenieurholzbau. In Altheim werden Tragsysteme, Komplettdächer, Dach- und Wandelemente gefertigt. Das Brettschichtholz stammt aus eigener Produktion. 1999 investierte Wiehag in Europas modernstes Leimholzwerk. Maschinelle Festigkeitssortierung, ein CNC-gesteuertes Pressbett für bis zu 50 m lange Binder und CNC-Abbund waren damals revolutionär und sind heute noch Stand der Technik.

Holzbau mit Stararchitekten

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Vom Stararchitekten geplant, vom Holzbau-Vorzeigebetrieb umgesetzt: Der Entwurf für die Stadtbahnstation Canary Wharf in London stammt aus dem Büro Norman Foster. Für die Leimholzproduktion, die Tragwerkskonstruktion und die Montage zeichnete Wiehag verantwortlich. Das ist einer von zahlreichen Meilensteinen in der Karriere des Geschäftsführers, Mehrheitseigentümers und diesjährigen Schweighofer-Hauptreisträgers Dr. Erich Wiesner. © Wiehag

Die Referenzliste Wiehags beeindruckt. Seit über 50 Jahren werden Ingenieurholzbauten in Europa, Nordamerika und im Nahen Osten realisiert. In die Zeit von Wiesners Leitung fielen etwa das Erlebnisbad im mittelfränkischen Ansbach (1989), die Therme Geinberg (1997), die Karlsruher Messehallen (2002) oder das ÖBB Service Center in Wien (2009). In den vergangenen Jahren feierte Wiehag etwa mit dem Icepark Eilat in Israel (2011) oder dem Sunderland Aquatic Center (2012) internationale Erfolge. Erst im vergangenen Monat fand die Eröffnung des bisher größten Projektes der Wiehag, der Crossrail Station Canary Wharf in London (s. großes Bild), statt. Entworfen wurde es von Stararchitekt Lord Norman Foster. Die hölzerne Holzdachkonstruktion wurde vom oberösterreichischen Unternehmen geplant, gefertigt und montiert.

Noch nicht fertig

Die Ehrung mit dem Schweighofer-Hauptpreis nahm Wiesner stolz entgegen. Das Lebenswerk scheint aber noch nicht abgeschlossen. „Ich kann ja noch nicht aufhören. Es ist noch genug zu tun“, sagte der Preisträger.

Von den Rechtswissenschaften zum Leimholzbau

Erich Wiesner (geboren 1959) ist Doktor der Rechtswissenschaften und hat einen Master of Business Administration in den USA absolviert. 1984 trat er in fünfter Generation in das familieneigene Unternehmen ein. In den folgenden Jahrzehnten erfolgte die Erweiterung des Holzleimbauwerkes zu einem der modernsten CNC-Werke in Europa. Seit 1995 ist Wiesner Vorsteher des Fachverbandes der Holzindustrie. Er leitete den Holzleimbauverband und ist seit 2006 bei der Kooperationsplattform Forst Holz Papier engagiert. Wiesner ist Vorstandsmitglied im Zentralverband der europäischen Holzindustrie und seit 2004 Leiter der CEI-Bois-Roadmap 2010 (Building with Wood).