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Deutschlands Außenhandelsmengen von Holzpellets © Holzkurier/Plackner

Plötzlich Nettoimporteur

Ein Artikel von Hannes Plackner | 29.07.2014 - 16:17
Deutschland erzeugte vergangenen Winter erstmals nicht genug Pellets, um seine Öfen selbst zu befeuern. Die Analyse der Außenhandelsbilanz ergab für die Monate Dezember 2013 und Januar 2014 eine negative Handelsbilanz. Die Importe brachen zwar um zwei Drittel ein, sobald klar war, dass der vergangene Winter ein außergewöhnlich warmer wurde. Trotzdem markiert die Kurve einen Paradigmenwechsel.
Blick zurück: Im I. Quartal 2012 exportierte Deutschland noch 198.000 t Holzpellets. Dem standen Einfuhren von 50.300 t gegenüber. Zwei Jahre später sieht alles anders aus. Von Januar bis März exportierte Deutschland nur mehr 127.000 t. Die Einfuhren lagen trotz der milden Temperaturen noch bei 89.600 t. Die Handelsbilanz (Exporte minus Importe) des I. Quartals ist von 2012 auf 2014 um 75 % eingebrochen.

Importbedarf stieg stetig bis …

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Deutschlands Außenhandelsmengen von Holzpellets © Holzkurier/Plackner

Die vergangenen zwei Jahre waren für deutsche Pelletsimporteure von konstantem Mengenwachstum geprägt. Kamen Anfang 2012 noch 20.000 t pro Monat ins Land waren es zwölf Monate später schon über 40.000 t/J. Im Dezember des Vorjahres kulminierten die Einfuhren sogar bei über 60.000 t/J. Deutschland versorgte sich dabei in erster Linie in seinen Nachbarländern. Die größten Lieferanten waren Dänemark (mit durchschnittlich 7300 t pro Monat seit Anfang 2012), die Niederlande (3600 t), Österreich (3300 t) und Belgien (2700 t). Die USA spielen trotz massiv gestiegenen Produktionskapazitäten nur eine untergeordnete Rolle. Im betrachteten Zeitraum kamen im Mittel mit 1800 t/Monat nur 5,3 % von Übersee.
Größte Abnehmer von deutschen Pellets waren seit Anfang 2012 Österreich (13.600 t pro Monat), Italien (10.900 t) Dänemark (10.700 t).
Der deutsche Energieholz- und Pelletsverband (DEPV) meldet seit Jahren verlässlich steigende Inlandsproduktion, Kapazitäten und Verbrauch. 2013 wurden in Deutschland 2,25 Mio. t Pellets erzeugt und 2 Mio. t verbraucht. Diese schön gerundeten Zahlen passen von der Größenordnung her auch zu der Außenhandelsbilanz gemäß Destatis (180.000 t Exportüberschuss).

… Weihnachten mit 19° C kam

Bis Ende 2013 sprachen Pelletsimport (stark steigend) und -export (spürbar fallend) eine deutliche Sprache: Der Bedarf wächst. Doch der „Nichtwinter“ durchkreuzte alle Prognosen. Temperaturen von 19° C am Heiligen Abend in Bayern waren der Auftakt einer kalten Jahreszeit, die gänzlich ohne Polarluft vorüberging. Der deutsche Pelletsimport brach darauf hin binnen drei Monate um zwei Drittel ein. Die europaweit milden Temperaturen führten zu einem ebenfalls deutlichen Rückgang bei den Exporten. Statt gut 50.000 t pro Monat wie zu Jahresende 2013 wurden Anfang 2014 nur rund 35.000 t aus Deutschland ausgeführt.
Das vollkommende Drehen aus Angebot und Nachfrage hat auch die Preise gedrückt. Deutsche Pellets verbilligten sich seit Dezember von 200 auf 170 €/t (exklusive Manipulation- und Transportkosten, s. Holzkurier Heft 30-31, S. 3).