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Auf knapp 800.000 t wird die Pellets-Produktion heuer in Österreich steigen © Holzkurier

Pellets-Zukunft

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 20.02.2007 - 08:18
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Auf knapp 800.000 t wird die Pellets-Produktion heuer in Österreich steigen © Holzkurier

Es hat einiges zusammenkommen müssen, damit das eintrat: ein Preisrutsch bei Pellets binnen weniger Tage um 47 €/t oder 19% auf Tiefstangebote von 199 €/t in Österreich. Ein Preis, den eine große Pellets-Produzentengruppe vorgab und dem bereits weitere Anbieter folgten.
Zusammengekommen sind:
• ein milder Winter in den wichtigsten Abnehmerländern Österreich, Deutschland und Italien
• ein geändertes Einkaufsverhalten der (italienischen) Händler
• ein stark nachlassender Kesselverkauf im 2. Halbjahr 2006
Zu warm für hohen Bedarf. „Daraus resultiert nun ein Preisrutsch vor Beginn der nächsten Einkaufssaison”, fasst es Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer proPellets Austria, zusammen. „27% weniger Heizgradtage im heurigen Winter in Österreich ließen den Bedarf gravierend sinken (rund ein Viertel der Jahresmenge wird im Winter verkauft). Bei einem Heizbedarf nahe Null in Italien kann sich jeder vorstellen, wie gering der Pelletszukauf ist. Zumal sich die italienischen Händler - nach den Erfahrungen 2005/06 - im Vorjahr sehr früh gut eingedeckt haben. Der übliche Strom an Pellets im Winter nach Italien kam heuer zum Erliegen. Es trat ein Kaufstopp ein.”

Einbruch im Herbst.
2006 dürften um 5% mehr Pelletskessel verkauft worden sein. Das klingt positiv - aber man lag bei den Verkäufen teilweise schon um 60% über 2005 - ab dem 2. Halbjahr riss die Nachfrage ab. Hier gesteht Rakos ein, dass die angeheizte Preisentwicklung nach einem langen, harten Winter 2005/06 mit zu wenigen Pellets ein negatives Medienund Kunden-Echo hervorgerufen hat.
Nun steckt die Branche in der Zwickmühle: Die Sägespäne erreichten in den vergangenen Wochen Höchststände - umgekehrt führte eine hohe Pelletsproduktion und eine minimierte Nachfrage absatzseitig zu enormem Druck. „Es gibt schon eine gewisse Erwartung der Branche, dass die Späne günstiger werden. Schließlich produzieren die Sägewerke seit Monaten voll - da fällt viel an”, erläutert Rakos. Auch die Pelletsproduktion werde vielfach kräftig zurückgefahren. Ein weiteres - nicht gerade lukratives (120 bis 140 €/t frei Werk) - Ventil ist der Verkauf an Kraftwerke etwa im Benelux-Raum. Diese Industriepellets werden nur unwesentlich günstiger hergestellt - ein Siebvorgang entfällt.

Versorgungsgarantie.
Seitens proPellets Austria ist man bemüht, das emotionale Plus für Pellets beim Kunden auch mit rationellen Argumenten zu stärken. So wird man dem Kunden eine Versorgungsgarantie geben. Mit vier Maßnahmen:
• Weiterer Ausbau der Produktion
• Zusage einer bevorzugten Belieferung des Heimmarktes
• Akkordiertes Lagersystem mit gewissen Mindestlagerständen
• Flexibilisierung der Fertigung durch breiteren Rohstoffeinsatz (etwa Einsatz auch von Hackgut, Rundholz-Pelletierung etc.)
Bei den Heizkessel-Verkäufen wäre die Branche 2007 zufrieden, nochmals die etwa 9000 Kessel des Vorjahres erreichen zu können. Damit kämen bei einem realistischen Bedarf von 6 t pro Kessel und Jahr ein Bedarf von 54.000 t/J hinzu.

Hart an Wirtschaftlichkeitsgrenze.
Angesichts der jüngsten Preistalfahrt werde sich für Produzenten bald die Frage der wirtschaftlichen Grenze stellen. Hier hätten es integrierte Standorte leichter als Produzenten, die sämtlichen Rohstoff zukaufen müssten.
„Kurzfristig gibt es einige Unsicherheiten. Mittelfristig haben wir aber alle Argumente auf unserer Seite - der Bedarf wird weiter stark zunehmen”, rechnet Rakos. Für die Produzenten und Kunden müsste es laut Rakos das Ziel geben, zu stabileren Preisen zu kommen. Er wünscht sich ein Fairness-Abkommen innerhalb der Branche, um das zu erreichen.
Dazu gehöre auch eine gewisse Produktionsreserve, die Rakos erreicht sieht: 617.000 t wurden 2006 produziert. Heuer wird in Österreich eine Kapazität von rund 900.000 t zur Verfügung stehen.