11054698546708 0.jpg

DI Peter Heinrich © Kanzian

Pellet versus Hackgut

Ein Artikel von Administrator | 07.10.2003 - 07:09
11054698546704 0.jpg

DI (FH) Renate Böhm © Kanzian

Auf kaum einem Markt lassen sich derart vielfältige Entwicklungen beobachten, wie es derzeit bei der Holzenergie getan werden kann, so der Vorsitzende des Vorstandes Bundesverband BioEngergie (BBE) Helmut Lamp am Internationalen Fachkongress für Holzenergie, im Rahmen der Messe Holz Energie 2003 am 18. September in Augsburg.
Holzenergie wird innerhalb der Palette der Möglichkeiten der Bioenergie mehr und mehr eine Spitzenposition einnehmen. Die Politik, die gerne Worte wie Nachhaltigkeit und Zukunftssicherung in ihren Diskussionen verwendet, muss möglichst bald die hemmenden Barrieren beiseite räumen. Wir, der Bundesverband Bioenergie, werden jedenfalls unseren Teil dazu beitragen, die Holzenergie verstärkt ins Bewusstsein zu rücken , so Lamp.
Das Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) in Deutschland Motor der energetischen Holzverwertung im Stromsektor wird novelliert. Daher der Blick über die Grenzen zum Referat von Dr. Heinz Kopetz, Österreichischer Biomasseverband, Wien, zum Thema Ökostromgesetz in Österreich. Daten aus dem Anhang zur EU-Verordnung zeigen, dass der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen im Durchschnitt der EU-Länder 1977 bei 13,9%, in Österreich durch die Wasserkraft immerhin bei 70% lag. Steigerung des Ökostroms. Nach EU-Vorstellungen sollen in Österreich bis 2010 78,1% des Stroms aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden. Diese Vorgabe gilt für einen stabilisierten Stromverbrauch von 56 TWh. Das Ökostromgesetz konzentriert sich auf Kleinwasserkraft, Kraftwärme-Kopplung und Ökostrom im engeren Sinn (Biomasse, Wind, Photovoltaik).
Die Einspeistarife sind so zu gestalten, dass kontinuierlich eine Steigerung der Ökostrom-Erzeugung erfolgt. Weiters haben sie sich an Produktionskosten kosteneffizienter Anlagen zu orientieren. Der Mindestzeitraum für die Gültigkeit der Tarife ab Inbetriebnahme der Anlage hat 10 Jahre zu betragen. Gemäß der Verordnung gelten die Einspeistarife für Anlagen, die nach dem 31. Dezember 2002 und bis zum 31. Dezember 2004, die notwendige Genehmigung erhalten haben und die bis spätestens 30. Juni 2006 in Betrieb gehen. Die Tarife gelten für 13 Jahre ab Inbetriebnahme. Ende 2004 soll eine weitere Verordnung erlassen werden , weiß Kopetz. Bisherige Erfahrungen in Österreich. Zahlreiche Landwirte, Forstbetriebe und Sägewerke haben begonnen, Projekte für Biogas- oder Stromerzeugungs-Anlagen auf Basis Holz zu entwickeln. Verschiedene Energieversorgungs-Unternehmen, wie die Stadtwerke Wien und Linz haben die Errichtung von Heizkraftzentralen mit 40 bis 60 MW thermischer Leistung, die dann auch elektrische Energie erzeugen, in Vorbereitung, so Kopetz. Diskussion mit der Papierindustrie. Ohne Zweifel führt die Erzeugung von 500 bis 800 GWh Strom aus fester Biomasse zu einer entsprechenden Nachfrage nach Holz. Der Jahres-Bedarf an Holz liegt zwischen 700.000 fm bis 1,5 Mio. fm , so Kopetz.
Nachdem es in Österreich Rückstände in der Durchforstung gibt, wird die Rohstoff-Versorgung möglich sein. Teilweise zu höheren Kosten als bisher, weil bestimmte Bestände wegen erhöhter Bringungskosten nicht genutzt wurden.
11054698546708 0.jpg

DI Peter Heinrich © Kanzian

Marktreif nur der Dampfprozess. Über die Technologien zur Stromerzeugung aus Holz berichtete DI Peter Heinrich, Fichtner, Stuttgart/DE. Er kommt zum Schluss, dass derzeit der Dampfprozess die einzige marktreife und langjährig erprobte Technologie zur Stromerzeugung aus Holz darstellt. Der Dampfprozess ist aber bei Leistungen <5 MW elektrisch mit hohen Investitionskosten verbunden, dadurch können kleine dezentrale KWK-Anlagen derzeit nicht wirtschaftlich betrieben werden. Pellets versus Hackschnitzel. Durch unsere Erfahrungen aus über 50 realisierten Anlagen kann ich feststellen, dass ab einem gewissen Leistungsbereich der Einsatz von Hackschnitzeln wirtschaftlicher ist als die Verwendung von Pellets , erklärt DI (FH) Renate Böhm, Ingenieurbüro Michael Gammel, Abensberg/DE. Bedingt durch die höheren Investitions- und die gestiegenen Brennstoffkosten ergeben sich für den Verbraucher höhere Wärmepreise. Der Kunde ist bereit, sich für die Umwelt zu engagieren, aber eben nur bis zu einer bestimmten wirtschaftlichen Grenze.
Dass Pellets im kleineren Leistungsbereich von Vorteil sind und für Anlagen verwendbar, die nicht an eine zentrale Wärmeversorgung angeschlossen werden können, steht für Böhm außer Frage.
Die beiden Energieträger können gut kombiniert werden. Die Trocknungsanlage für Holzpellets werden in unmittelbarer Nähe an ein Biomasse-Heizwerk angegliedert werden, so dass eine ganzjährige gleichbleibende Wärmeabnahme gewährleistet ist. Keine energetische Nutzung von Stammholz. Die 1. Ergebnisse für Holz aus der Stoffstromanalyse zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse wurden von Dr. Wolfgang Jenseit, Öko-Institut, Berlin/DE, vorgestellt. Sein Resümee: Eine nachhaltige Energiepolitik bedingt eine ebensolche Forstwirtschaft.
Verwendet werden die Nebenprodukte der forstlichen Produktion wie Waldrestholz, Schwachholz, jedoch erfolgt keine energetische Nutzung von Stammholz. Pellets Brennstoff im Trend der Zeit. Dr. Michael Golser, HFA, Wien, referierte über die neuen Marktchancen durch Normung anhand der Holzpellets-Entwicklung in Europa. Die Schweden sind die Pioniere der Pelletsproduktion. Der Kleinfeuerungsmarkt beginnt sich ebenfalls zu entwickeln.
Als Ist-Situation in Mitteleuropa zeigt sich ein rascher Ausbau der Produktionskapazitäten. Pellets sind keine Nischenprodukte mehr sondern Konkurrenz zu Öl- und Gasfeuerungen. Die Konkurrenz um das Rohmaterial nimmt zu.