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© Kathrin Lanz

Nicht fertig machen lassen

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 06.04.2016 - 08:09
Holz als Baustoff erfährt immer größere Bedeutung in der Öffentlichkeit. Nicht alleine Special-Interest-Magazine nehmen sich des Themas an, auch tagesaktuelle Medien entdecken den Holzbau zunehmend als Aspekt für sich. Dieses steigende Interesse der Allgemeinheit geht an der Fertighausbranche nicht spurlos vorüber. Trotzdem scheint es, dass die Unternehmen diesen Vorteil noch nicht vollends umsetzen können – zumindest nicht alle. Seit 2012 brachen die Umsätze der österreichischen Fertighausbranche um 10% ein, errechnet das Marktforschungsunternehmen Interconnection Consulting, was aber nicht bedeutet, dass es dem Markt generell schlecht geht.

Pleiten, Pech und Investoren

Bemerkbar macht sich dieser Verlust beispielsweise beim Konkurs von Wigo-Haus. Der Feldkirchener Produzent stand bereits im Herbst 2013 wirtschaftlich vor dem Aus. Als Insolvenzursache gab man damals die Stagnation am Fertighausmarkt an. Daran glaubte Schachnerhaus, Niederöblarn, offensichtlich nicht und leitete 2014 die Übernahme ein. Erwartete Synergieeffekte zwischen den beiden Werken blieben aber aus, Verluste und Steuerschulden aus der Zeit der Vorbesitzer sowie Mängel bei Altbaustellen trieben dann auch Schachnerhaus im September und in der Folge auch Wigo in die Pleite. Die beiden sollten 2015 aber nicht die einzigen Konkurse bleiben.

Bewegtes Jahr 2015

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Der Österreichische Fertighausverband zählt 13 Mitglieder. Zwei Betriebe befinden sich zusätzlich im laufenden Aufnahmeverfahren. Zum einen ist das der deutsche Produzent Kampa aus Aalen, der mit Österreichkenner Josef Haas an der Spitze in den österreichischen Markt einsteigen möchte. Beim zweiten Antragsteller handelt es sich um Hanlo Haus, Graz. Nach 40-jähriger Unternehmensgeschichte schlitterte Hanlo im Mai vergangenen Jahres in Insolvenz. 2011 verließ Unternehmensgründer Hanno Loidl den Betrieb, woraufhin die europaweit agierende Green Building Group das Fertigteilunternehmen übernahm. Hanlo realisierte vor dem Konkurs rund 500 Wohnprojekte jährlich in den Kernmärkten Österreich und Deutschland. Deshalb interessierte sich wohl auch der international sehr erfahrene Beteiligungs- und Sanierungsexperte Matthias Calice für das steirische Unternehmen und erhielt letztendlich kurz nach der Pleite den Zuschlag. Das neue Hanlo-Management setzt sich laut Investor aus drei Branchenexperten zusammen. Die alleinige Geschäftsführung wird Monika Knaus übernehmen, die schon von 2002 bis 2011 bei Hanlo tätig war. Auch Montgomery Kölli, der auf etwa zehn Jahre Hanlo-Geschichte zurückblicken kann, kehrt ebenfalls zum steirischen Fertigteilhauserzeuger zurück. Und der Dritte im Bunde ist Ernst Vadlau, der bisherige Vertriebsleiter von Hanlo. Die jüngste Insolvenz am 24. März betrifft Freigeist Haus, Vösendorf. 41 Gläubiger und ein Arbeitnehmer sind betroffen, die Passiva belaufen sich auf 1,22 Mio. €. Das 2010 gegründete Unternehmen ist bereits geschlossen. Die Insolvenzursachen liegen laut der Aussendung des Gläubigerschutzverbandes im Einbruch der Verkaufszahlen und in einem schwierigen Marktumfeld. Weitere Veränderungen gibt es betreffend Hanse Haus, Oberleichtersbach/DE, zu vermelden. Ende Dezember zog sich der deutsche Hersteller aus dem österreichischen Markt zurück und konzentriert sich ab sofort wieder ausschließlich auf den Kernmarkt Deutschland. Durchwegs rentabel gestaltete sich das vergangene Jahr für Elk und Griffner Haus, konstatieren die jeweiligen Geschäftsführer. Aufgrund der guten Auftragslage ist die Elk-Produktion in Schrems bereits für das gesamte Jahr ausgelastet, ab April sogar im Zweischichtbetrieb. 2015 erzielte das Waldviertler Unternehmen Aufträge in Höhe von 185 Mio. €, was gegenüber 2014 eine Steigerung um 23% ausmacht. „Sowohl bei Einzelkunden als auch Business-Partnern sind wir in Österreich sehr stark, jüngster Großauftrag ist ein Businesshotel in Wieselburg“, informiert Elk-Chef Erich Weichselbaum. Ausschließlich auf das Einfamilienhaussegment konzentriert sich dagegen Griffner Haus und diese Strategie scheint ebenso zu fruchten. Bis zur Jahreshälfte sei die Produktion in Griffen ausgelastet, erzählt Geschäftsführer Dr. Stefan Jausz im Interview.
Fertighäuser Österreich | 2015/Plan 2016 (Häuserproduktion pro Jahr)
UnternehmenStandortMitarbeiterProduktion 2015Plan 2016
Adam FertighausBiedermannsdorfk. A.k. A.k. A.
Elk Fertighaus 1)Schrems720k. A.k. A.
Fertighaus Erler 2)Saalfelden153540-45
Freigeist Haus 3)Vösendorf-Südk.A..22-
Genböck HausHaag Hausruckk.A.k.A.k.A.
Glorit BausystemeGroß-Enzersdorf9798115
Griffner HausGriffen988090
Haas Fertigbau 4)Großwilfersdorfk. A.575600
Hartl Haus HolzindustrieEchsenbach249218245
Magnum VollholzVösendorf-Südk.A.k.A.k.A.
Vario-BauWiener Neustadt110288288
Wolf Haus 5)Scharnstein210)300300
Zenker HausbauSchremsk.A.k.A.k.A.

Tag des Fertighauses

Zum einen hat sich der österreichische Fertighausmarkt also etwas gelichtet, zum anderen können einzelne Hersteller vom Aufschwung profitieren. Abgrenzungsversuche und starke Markenbildung prägen jedenfalls die Unternehmensstrategien. Was sich tatsächlich hinter den Kulissen der Hersteller abspielt, kann am „Tag des Fertighauses“ am 22. und 23. April entdeckt werden. Sechs Mitgliedsunter- nehmen bieten angehenden Bauherren die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen einer Fertighausproduktion zu werfen. Elk Fertighaus, Schrems, Genböck Haus, Haag am Hausruck, Griffner Haus, Griffen, Haas Fertigbau, Großwilfersdorf, Hartl Haus, Echsenbach, Vario-Bau, Wiener Neustadt, öffnen ihre Werkstore. Besucher können bei Führungen direkt mit den Facharbeitern sprechen, Experten befragen und die Eigentümer der Unternehmen persönlich kennenlernen. „Dabei sollen sie sich von der Qualität überzeugen, die in einem Fertighaus steckt, und Vertrauen zu dieser modernen Bauweise fassen“, so der Präsident des Österreichischen Fertighausverbandes, Roland Suter.

Nicht fix und fertig – hoch motiviert

Diese vom Verband ausgehende Aufklärungsarbeit sowie die damit einhergehende Transparenz scheinen auch notwendig, um das Vertrauen der potenziellen Kunden zu gewinnen. Interconnection rechnet erst 2017 mit einem 4%-igen Aufschwung beim Marktanteil. Die vom Holzkurier befragten Unternehmen sind bereits heuer optimistisch. Zumindest rechnen sechs von 13 Befragten mit einer Produktionssteigerung, weitere zwei mit gleichbleibenden Auftragszahlen. Fünf enthalten sich der Angabe. Damit gestalten sich die Aussichten durchaus positiv. Nun gilt es abzuwarten, ob sich die Erwartungen tatsächlich erfüllen. Zu wünschen wäre es der Branche allemal.