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Keine Änderung an der Spitze: Größter Produzent Kanadas bleibt Canfor. Die Nummer?1 in USA heißt Weyerhaeuser. © Holzkurier; Quelle: International Wood Markets Group

Neue Spielregeln für Nordamerikas Holz-Außenhandel

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 06.10.2015 - 00:49
Während in Europa lauthals über das Freihandelsabkommen TTIP gestritten wird, hat sich im Pazifikraum der weltgrößte Freihandelsraum etabliert. Das TPP (Trans Pacific Partnership) wurde am 5. Oktober von zwölf Pazifik-Anrainerstaaten unterzeichnet – darunter die USA und Kanada.

Seitens der exportorientierten Holzwirtschaft Nordamerikas wird der Vertrag befürwortet. Er sei eine „historischer Gelegenheit, die rasch wachsenden Märkte in Ostasien zu erschließen“ freute sich etwa David Lindsay, Vorsitzender der Forst Products Association of Canada am Tag der Unterzeichnung.

Die Holzindustrie erwartet einen Abbau von Zöllen. Holzeinfuhren werden gegenwärtig mit bis zu 5% (Australien und Neuseeland) 10% (Japan), 20% (Brunei), 31% (Vietnam) und gar 40% (Malaysia) besteuert.

Negative Auswirkungen könnte TPP allerdings auf die Rundholzversorgung an Kanadas Westküste haben, schreibt die Wirtschaftszeitung Business Vancouver. Bislang haben britisch-kolumbische Sägewerke ein Vorkaufsrecht auf Rundholz, das an der Küste geerntet wird. Laut geleakten Dokumenten habe insbesondere Japan gegen diese Regelung lobbyiert. Noch ist unklar, ob diese Bevorzugung weiterhin erlaubt sein wird. Wenn nicht, warnt Marktanalyst Russell Taylor, dass die kanadische Westküsten-Sägeindustrie „fast verschwinden“ werde, weil sie dann mit Japan und China um Rundholz konkurrieren müssen.

Es bleibt also spannend. Immerhin muss das Abkommen vor Inkrafttreten noch von den nationalen Parlamenten ratifiziert werden.

Softwood Lumber Agreement wird wohl auslaufen

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Keine Änderung an der Spitze: Größter Produzent Kanadas bleibt Canfor. Die Nummer?1 in USA heißt Weyerhaeuser. © Holzkurier; Quelle: International Wood Markets Group

Auf einer anderen Front gab es keine Übereinkunft. Das Softwood Lumber Agreement (SLA) läuft aller Voraussicht nach kommenden Montag aus. Es regelte – mit Unterbrechungen – seit 1982 den Holzexports Kanadas in die Vereinigten Staaten. Ziel war es stets, die US-Holzindustrie vor der Konkurrenz aus Kanada zu schützen.

Laut der jüngst gültigen Vereinbarung wurde Ausfuhrzölle eingehoben, wenn der Schnittholzpreise unter definierte Schwellenwerte fiel. Dies ist aus mehreren Gründen nicht mehr nötig, analysiert dazu Business Vancouver.
    Kanadas Holzexport sei wesentlich weniger von den USA abhängig – vor allem dank China. Kanadas Marktanteil am US-Holzverbrauch sei von 30% auf unter 27% geschrumpft und soll in den kommenden zwölf Jahren gar unter die 25%-Schwelle fallen.Knappes Rundholz in Kanada nach der Käferkatastrophe in Britisch-Kolumbien (900 Mio. fm Schaden) verteure zudem das Rundholz. Damit fallen Dumpingpreise als zentrales Argument für das Softwood Lumber Agreement weitgehend weg. Das SLA war in der Vergangenheit ausgiebiger Auseinandersetzungen vor der Weltbank oder der Welthandelsorganisation.Nicht zuletzt hat sich die Eigentümerstruktur in Nordamerikas Holzindustrie in den vergangenen Jahren drastisch geändert. Die drei größten Sägekonzerne aus Britisch-Kolumbien (West Fraser, Canfor, Interfor) besitzen mittlerweile 35 Sägewerke in den USA – und damit mehr als im Heimatland Kanada.