Neue Holzwerkstoffe treffen auf steigenden Bedarf

Ein Artikel von Kurt Gadenz | 28.03.2013 - 07:55
Die vor 50 Jahren relativ neuen Holzwerkstoffe Faser- und Spanplatten haben in allen europäischen Ländern steigende Bedeutung in neuen Verwendungsgebieten gewonnen, ohne die traditionellen Holzwerksstoffe, Sperrholz und Paneelplatten in Produktion und Absatz zu verdrängen.

Mit dieser Feststellung leitete der Geschäftsführer der Faser- und Spanplattenverbände Österreichs, Dr. Fritz Oelschlägel, im Frühjahr 1963 seine Marktstudie im Holzkurier über Produktion und Außenhandel dieser vier Gruppen von Holzwerkstoffen ein. „Es ist zu erwarten, dass 1963 der Verbrauch von Spanplatten weiterhin zunimmt, dass aber auch der Export, der 1962 mit 1157 m³ den ersten kleinen Ansatz zeigte, wesentlich gesteigert werden kann, sodass die zu Beginn 1962 schlagartig eingetretene Überkapazität 1963 nicht mehr ihre wirtschaftlich schädlichen Auswirkungen haben wird.“

Im Markttelegramm liest man nach Frühjahrsbeginn 1963: „Beginnende Bautätigkeit leidet unter Kälterückschlägen und kann Schnittholzumsatz nur allmählich beleben. Stoßbedarf in weniger gängigen Sortimenten wird erwartet. Exporteure sind bemüht, Absatz und Preise in Oberitalien stabil zu halten. Käufer in Rom und südwärts haben sich auf preisgünstige Weichschnitthölzer jugoslawischer, rumänischer und kanadischer Herkunft ausgerichtet.“

Zum Ableben von Ök-Rat Adolf Funder im 70. Lebensjahr würdigt der Holzkurier 1963 den Holzindustriellen und Gutsbesitzer in Mölbling als einen der erfolgreichsten Männer, der neue Holzveredelungsanlagen, wie das Faserplattenwerk Glandorf und die Papierfabrik Pöckstein, errichtet hat. „Ein Teil der Betriebe wurde durch Kriegseinwirkung und später durch Brand zerstört, von Adolf Funder aber in zuversichtlicher Tatkraft rasch wieder aufgebaut.“

„Die Diskriminierung des Holzes muss fallen.“ „Wenn wir einen Aufruf der Schweiz lesen würden: Esst weniger Käse! Oder eine Reklame aus Frankreich: Trinkt weniger Wein! Oder aus Spanien: Esst keine Orangen! Dann wäre dies sicherlich zum Lachen und niemand würde es ernst nehmen. Sieht man jedoch den Entwurf der österreichischen Musterbauordnung durch, so erkennt man bald, dass der Rohstoff Holz so sehr in den Hintergrund gedrängt wird, dass man beinahe schon von einem Verbot, das Holz zu verwenden, sprechen kann.

Dies erklärte Landesinnungsmeister Ortner auf der Kärntner Zimmermeistertagung in Klagenfurt“. So beginnt der Bericht im Holzkurier vor einem halben Jahrhundert. „Man gewinnt den Eindruck, dass die Herren, die diesen Entwurf verfasst haben, nur die schon längst überholte feuerpolizeiliche These: Holz brennt und darf daher bei Bauten nicht verwendet werden! Das Einzige ist, was die Verfasser vom Rohstoff Holz wissen.“ Der Innungsmeister appellierte an die Mitglieder, aber auch an die Architekten und Baumeister, dass ein Holzexportland im eigenen Land beispielgebend sein muss für modernes Bauen mit Holz.

Ortner sagte, die Bundesinnung bemühe sich, bei der endgültigen Fassung der Musterbauordnung Vorsorge zu treffen, dass Holz nicht diskriminiert werde. Nachdem mit 31. März 1963 Hofrat Dr. Anton Ceschi a Santa Croce als langjähriger Geschäftsführer des Fachverbandes der Sägeindustrie in den Ruhestand trat – schon in der Zwischenkriegszeit genoss er in Europa den Ruf eines „Holzdiplomaten“ – übernahm mit 1. April Dkfm. Dr. Karl Sedelmaier die Leitung des Fachverbandes. 1918 in Tulln geboren, leistete er nach dem Studium den Wehrdienst beim Bundesheer, wurde 1938 in die Deutsche Wehrmacht überstellt und kehrte als Hauptmann der Panzertruppe aus dem 2. Weltkrieg heim.

Nach der Geschäftsführung im Gremium des Wiener Holzhandels wechselte er 1962 in den Sägerverband, den er mit fundiertem Wissen erfolgreich und in persönlicher Bescheidenheit bis zu seinem 65. Lebensjahr führte. Seine Kraftquellen waren Kunstgeschichte und Musik.