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Neben der Hackschnitzel- und Heizgenossenschaft (A) sind ein Sägewerk (B) und ein Holzhandelsunternehmen (C) am Standort beheimatet. Platz für Umbauarbeiten ist nur bedingt vorhanden © Hackschnitzel- und Heizgenossenschaft Großarl

Neue Anlagenregelung statt Kraftwerksumbau

Ein Artikel von Lorenz Pfungen | 25.07.2016 - 11:40
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Neben der Hackschnitzel- und Heizgenossenschaft (A) sind ein Sägewerk (B) und ein Holzhandelsunternehmen (C) am Standort beheimatet. Platz für Umbauarbeiten ist nur bedingt vorhanden © Hackschnitzel- und Heizgenossenschaft Großarl

Die Genossenschaft stieg 2005 in die Ökostromproduktion ein. Nach Ablauf der ersten Hälfte der Ökostromförderung beschloss man, einen vom Umweltservice des Landes Salzburg subventionierten Energiecheck durchzuführen: Im anschließenden Bericht listete man Defizite und Potenziale des Prozesses auf. So kam man unter anderem zum Ergebnis, dass die Nennleistung von der ORC-Anlage nicht erreicht wurde. Deren Potenziale wollte man heben. Die Genossenschaft setzte sich das Ziel, den Prozess zu verbessern und dabei um 10 % mehr Strom zu produzieren. „Wir hatten die Wahl, die Anlage umzubauen oder ein neues Regelungssystem zu implementieren“, erklärte Christian Rohrmoser, Obmann der Hackschnit-zel- und Heizgenossenschaft in Großarl.

Neues Regelungssystem statt Umbau

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Der Vorher-Nachher-Vergleich zeigt, dass die elektrische Leistung gesteigert werden konnte, ohne die Nennlast des Generators zu überschreiten © Voigt+Wipp

Um kostspielige Umbauarbeiten sowie den damit verbundenen Anlagenstillstand zu vermeiden, entschied man sich im Juni 2013 für ein neues Regelungssystem von Voigt+Wipp. Als ersten Schritt identifizierte man in einer energetischen Analyse des Heizkraftwerks suboptimale Betriebszustände. Anhand historischer Daten des Energiebedarfes erarbeitete man ein mathematisches Modell, welches den Energiebedarf berechnete. Basierend auf der Analyse, dem Modell und der Diagnose, legte Voigt+Wipp ein neues Regelungskonzept fest. Dies führte im Mai 2014 zum gewünschten Ergebnis. Da die Verbrennung optimiert wurde, stieg die Stromproduktion. Weiters sanken die Rauchgasemissionen, der Ausbrand sowie die eingesetzte Brennstoffmenge. Mit Schlackenbildung habe man ebenso kein Problem mehr. „Die Amortisationsdauer der neuen Feuerungsleistungsregelung betrug 18 Monate“, erläutert Rohrmoser erfreut.

Gemeinsam mit der Öko Energiemanagement Planung und Betriebsgesellschaft entwickelte Voigt+Wipp eine Softwarelösung zur Datenspeicherung, Aufbereitung und Erstellung von Leistungskennzahlen (KPI) – EPROM-HKW. Diese Anwendung (Energy Production Resource Optimization Management) ermöglicht die rasche Erstellung von Betriebsberichten und kommt seit 2014 in Großarl zum Einsatz.

Nachfolgeprojekt in Planung

„Die Zusammenarbeit in diesem Projekt war sehr gut. Wir haben uns deshalb entschieden, mit Voigt+Wipp ein Nachfolgeprojekt umzusetzen“, erklärt Rohrmoser. Ziel ist es, die Anlagenrentabilität durch eine höhere Verfügbarkeit zu steigern. Eine einheitliche Überwachungsdiagnostik inklusive Fehlerdiagnose sowie ein höherer Automatisierungsgrad stehen dabei ebenso im Fokus. Dadurch soll der Bedienaufwand sinken. Erreicht wird dies durch die Modernisierung des Automatisierungssystems und Implementierung einer übergeordneten Prozessleittechnik.

Jährlich produziert das Heizkraftwerk mit seinen drei Kesseln 25 Mio. kWhth und 4 Mio. kWhel. Den Grundstein legte man 1988, als zwei Kessel mit einer Leistung von 1,5 MWth beziehungsweise 3,5 MWth errichtet wurden. 2005 folgte ein Biomasse-Thermoölkessel mit 3,2 MWth und einem ORC-Modul mit 600 kWel. Die Energie geht in das örtliche Fernwärmenetz und wird für die technische Holztrocknung im angrenzenden Sägewerk und im Holzhandelsunternehmen eingesetzt. Verbrannt werden Hackgut, Rinde, Sägespäne sowie Waldhackgut.

Voigt+Wipp bietet Dienstleistungen aus den Bereichen Maschinenbau, Regelungs- und Verfahrenstechnik an. Zum Aufgabengebiet zählen die Anlagen- und Prozessanalyse sowie die Optimierung ganzer Anlagenverbunde inklusive Produktionsanlagen.