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Dr. Christian Rakos © Dr. Johanna Kanzian

Nach Zwischentief

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian | 10.09.2007 - 09:34
Dass die Pelletsnachfrage wieder anziehen wird, ist so gut wie sicher. Wir befinden uns momentan in einem Zwischentief, der nächste Boom steht aber vor der Tür”, so die Einschätzung von Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer proPellets Austria.

Nachtragende Kunden. Man könne aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen: Die Kunden sind nachtragend und noch immer verunsichert. Deshalb bedürfe es stabiler Preise, um das Vertrauen zurückzugewinnen.
Dass derzeit eher ein Überangebot in Europa herrsche, bemerkt man an den internationalen Preisen für die Großkraftwerke in Rotterdam. Diese bewegen sich zwischen 110 und 115 €/t, 2006 waren es 135 €/t.

Meinung auf den Punkt gebracht

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Dr. Christian Rakos © Dr. Johanna Kanzian

„Eine Trend-Umkehr am Pelletsmarkt hin zu einem Boom wird es dann geben, wenn der Ölpreis wieder kräftig anzieht.”
2008 knapp 1 Mio. t/J. Ende 2007 wird die Pelletsproduktions-Kapazität in Österreich bei 950.000 t/J liegen. „Diese Menge wird 2008 dann auch produziert werden”, glaubt Rakos. Ob die 1 Mio. Marke überschritten wird, hänge von der Realisierung angekündigter neuer Produktionen in Oberösterreich ab.

Versorgung sichergestellt. Über die Versorgung macht sich Rakos keine Sorgen. „Wir kommen problemlos über die Runden, auch wenn der Winter sehr streng wird”, weiß Rakos.
Weiters haben sich die Pelletierer eine Selbstverpflichtung auferlegt, minimale Lagerstände einzuhalten - mindestens 30% des Bedarfes im Winter sollen auf Lager liegen.
Der Jahresbedarf 2007 wird in Österreich aufgrund des milden Winters unter 400.000 t/J liegen. „Der Brennstoffverbrauch lag im vergangenen Winter generell um 25 bis 30% niedriger als normal”, erklärt Rakos.
„Wenn sich der Heimmarkt besser entwickelt, sollte es eine Umschichtung vom Export in Richtung Heimmarkt geben. Deshalb wird auch bei einem neuerlichen Pelletsboom nicht mehr Rohstoff aus dem Markt genommen”, kann der Geschäftsführer die Plattenindustrie beruhigen.

Krisenstimmung bei Heizkesselherstellern. „Die Entwicklung am Kesselmarkt ist derzeit enttäuschend. Dieser ist massiv eingebrochen und es ist noch keine klare Erholung in Sicht. Die Verkäufe in Österreich werden deshalb unter denen des Vorjahres liegen. Aber auch im Ausland haben die Heizkesselhersteller zu kämpfen. So liegen etwa die Verkaufsrückgänge in Schweden bei 70%”, berichtet der Geschäftsführer.

Italien rückläufig, aber 2008 700.000 t Bedarf. „Selbst in Italien sind die Ofenverkäufe zurückgegangen, aber nicht so dramatisch”, erläutert Rakos. Auf 220.000 verkaufte Pelletsöfen wird der Absatzmarkt Italien im Vorjahr geschätzt. Für heuer wird der Markt von den Herstellern auf 160.000 zusätzliche Pelletsöfen angegeben. Damit könnte man davon ausgehen, dass 2008 der Bedarf um die 700.000 t liegen dürfte.
Trotz dieser temporär sinkenden Verkäufe steigt insgesamt aber der Brennstoff-Bedarf. „Dabei haben die Italiener eine klare Präferenz für österreichische Ware, weil das hohe Qualitätsniveau geschätzt wird. Was die Qualität der Pellets anbelangt, sind wir international sicher führend”, weiß Rakos.

Prognostizierte Marktentwicklung. Italien werde sich weiter gut entwickeln. Für Deutschland hofft Rakos auf eine Erholung am Markt, da die Förderungen für die neu installierten Heizkessel um 50% erhöht wurden. Auch dem französischen Markt stellt er ein hohes Zukunftspotenzial aus. Vor allem in Irland boome der Heizungsmarkt, da die Förderungen bei 4000 € pro Kessel liegen. In Dänemark gibt es bei den Kleinanlagen steigende Zuwachsraten.

Logistikproblem im Griff? „Die Pelletsbranche hat das Logistikproblem im Griff”, befindet Rakos. Das Zusammenspiel zwischen Handel und Produzenten funktioniere gut. Natürlich sei die Logistik in Extremsituationen auf die Probe gestellt. Die letzte Probe wurde laut Rakos bestanden.
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Pellets-Produktion und -Verbrauch in Österreich – 1 Mio. t wären 2008 möglich, wenn oberösterreichische Projekte umgesetzt würden © proPellets Austria

Regelventil Großkraftwerke. Diese sind eine gute Möglichkeit als Puffer, wenn die Märkte gesättigt sind. Heuer sind rund 100.000 t österreichische Pellets nach Holland gegangen, berichtet Rakos. Auch die Kunden seien bereits gut erzogen. So habe beispielsweise die Frühjahrs-Einlagerung gut funktioniert.
Für lose Ware wurde im August laut proPellets Austria beim Endkunden eine Preisspanne von 174 bis 195 €/t in Österreich ermittelt. Bei der Sackware liegt man im Schnitt bei 257,13 €/t, die Schwankungsbreite ist aber sehr hoch. Die Preisunterschiede sind europaweit gering.
Durch die Zunahme der Schiffskosten im vergangenen halben Jahr gelangen vor allem von Westkanada keine Pellets mehr unter 130 €/t nach Europa. Daher glaubt Rakos, dass es tendenziell wieder einen Preisanstieg geben wird, da diese Mengen bei den Kraftwerken fehlen.

„Kommende Preisanstiege werden moderater als in der Vergangenheit ausfallen.”
Dr. Christian Rakos

2006 wurden rund 600.000 t/J Pellets von Kanada in Richtung Europa beispielsweise nach Schweden, Niederlande, Dänemark geliefert.
Die kanadische Konkurrenz fürchtet man bei proPellets Austria derzeit nicht, da es sich ausschließlich um Kraftwerksware handle und der Transport bis nach Österreich viel zu teuer sei. Auch die Nutzung von kanadischem Käferholz im großen Stil sei bei den aktuellen Preisen unmöglich, so die Meinung bei proPellets Austria.