In Europa gibt es derzeit an die 500 Müllverbrennungsanlagen. Nur die wenigsten sind von architektonisch ausgefeilten Gebäudehüllen umgeben. Unsichtbar, irgendwo in der Peripherie gelegen, finden die üblichen grauen Containerbauten meist wenig Aufmerksamkeit. Nicht so im Fall der englischen Stadt Leeds. Architekt Jean-Robert Mazaud vom Pariser Büro S’pace Architecture schuf hier ein Vorzeigebeispiel in Sachen Industriebau: eine Müllverbrennungsanlage, deren Holzbauarchitektur weder zurückhaltend, unauffällig, noch schmucklos ist. Als Sohn eines Sägewerksbesitzers ist Mazaud dem Baustoff grundlegend zugeneigt. Sein Büro ist auch bekannt dafür, gern in Holz zu bauen. Ganz im Sinne des Auftraggebers, des Umweltdienstleisters Veolia, der mit dem höchsten Brettschichtholzbau Großbritanniens ganz gewollt aufzeigt, dass Müll Teil unseres Lebens ist. Nur zu gut passt Brettschichtholz zum Konzept, das als Baustoff den Recyclinggedanken hochhält.
Drei Mal Brettschichtholzbau
Hauptgebäude als Highlight
Von allen Bauten macht wohl die Energierückgewinnungshalle, das Hauptgebäude, am meisten Eindruck. Mit seinen 42 m, die ungefähr 14 Geschossen eines Wohnbaus entsprechen, ist der Bau höher als breit. Auf 124 m Länge verteilen sich 20 BSH-Rahmen, die 4680 m2 überdachen. Auf jeder Achse steht eine BSH-Rahmenkonstruktion, die aus 29 m langen Fachwerksbindern mit 400 mm hohen Gurten besteht. Auf der Betonkonstruktion fußend, sind die Fachwerkbinder nur 14 m lang. Auf diesen findet dann je ein dreiteiliger Bogenbinder Platz. Ostseitig sind die ersten sechs Felder des oberen Dachbereichs aufgrund der hohen Wärmeentwicklung der Turbinen komplett offen. Aus diesem Grund verkleiden Sperrholzplatten die Binder in diesem Bereich. Eine Besuchergalerie in schwindelnder Höhe und die „lebende“ Südwand, die europaweit die größte begrünte Wandfläche darstellt, gelten als einzigartige „Zusatzfeatures“.Straffer Zeitplan gegen 2916 Statik-Dokumentseiten
Hinter der gewaltigen Brettschichtholz-Rahmenkonstruktion verbirgt sich ein beachtlicher technischer Prozess. Riesige Turbinen erzeugen bei der Verbrennung Energie. Rund 11 MW Strom – das reicht für die elektrische Energieversorgung von etwa 22.000 Haushalten – produziert man in Leeds ganz nebenbei.