Alles kaufen, was Große nicht wollen
Die Brüder haben es sich aber zum Ziel gesetzt, alle Starkholzqualitäten zu schneiden und aus dem gegebenen Holz das Beste herauszuholen. An dieser Prämisse orientierten sich auch die Investments in den vergangenen zehn Jahren. Dazu gehörten etwa die neue Block- und Trennbandsäge von Bongioanni, die für die Bedürfnisse der Erharts adaptiert wurden: Von Schnitt zu Schnitt lassen sich individuelle Produkte herstellen. Vor einigen Jahren wurden die Besäum- und Nachschnitteinrichtung sowie die Schnittholzsortierung erneuert. Die großzügige Lösung ermöglicht es, viele Qualitäten und Sortimente gleichzeitig zu erzeugen und entsprechend einzuteilen. „Das bringt auch einen höheren Durchschnittserlös“, weiß Ignaz. 63 mechanisierte Sortierboxen sowie 20 händische Stapelplätze stehen zur Verfügung. Dennoch sei man hier an die Grenzen gestoßen. „Darum sahen wir hinsichtlich der Qualitätsausbeute nur mehr Verbesserungspotenzial im genaueren Vorsortieren des Rundholzes“, erläutert Ignaz und verweist auf die jüngste Investition in Sonntag: einen neuen Rundholzplatz samt Portalbagger und 3D-Vermessung. „Die Anlage ist seit einem Jahr in Betrieb und wir sind damit sehr zufrieden. Sauteuer – aber sie wirkt“, meint er schmunzelnd.
Große Lager – entgegen den Tipps
Beim Schnittholz sieht es ähnlich aus: Hier sind immer bis zu 5000 m³ vorrätig. „Damit können wir unsere Funktion als prompter Gemischtwarenhändler erfüllen“, führt Ignaz aus. Der jährliche Einschnitt in Sonntag beträgt bis zu 60.000 fm. Produkte, die man selbst nicht produzieren kann, lässt man im Sägewerk Josef Steurer in Schwarzach erzeugen. Die beiden Betriebe verbindet eine lange und gute Partnerschaft. „Für gewisse Schnittbilder hat Josef Steurer die geeignetere Technik. Zudem können wir durch die Zusammenarbeit noch kurzfristiger auf Sonderbestellungen in kleinen und großen Mengen reagieren“, erklärt Ignaz. „Wir genießen bei unseren Kunden den Ruf, sie schnell und individuell bedienen zu können. Unsere Kunden sind von unserer raschen Lieferfähigkeit und der breiten Produktpalette immer wieder überrascht. Das geht aber nur, weil wir eine flexible Produktion, ebensolche Partner und ein großes Lager haben“, verdeutlicht er. Potente Betriebe in der Region sowie die Nähe zur Schweiz tun ein Übriges.
Die Hauptmenge verlässt das Sägewerk in Richtung industrieller Holzweiterverarbeiter, welche hochwertige Produkte (Fensterkanteln, Leisten, Türen oder Sonderzuschnitte) erzeugen beziehungsweise Rift-/Halbriftware, überbreite Rohhobler in Spitzenqualitäten oder Sonderabmessungen benötigen. Außerdem beliefert Erhart Verpackungshersteller mit Standardsortimenten und Sonderzuschnitten sowie Industriebetriebe mit geringen Lagerkapazitäten und hohem Lieferserviceanspruch. Mit dem eigenen kleinen Hobelwerk sowie starken Partnern für Keilzinkungen, Imprägnier- und Dämpfbehandlungen wird das Portfolio für Sonderprodukte abgerundet.
Bekennung zum Standort
„Es wird immer verschieden große Sägewerke brauchen. Die Mischung macht es aus“, ist Ignaz überzeugt. „Viele Menschen, die uns kennen, fragen sich, warum man in Sonntag ein Sägewerk betreibt. Sicher, durch die abgeschiedene Lage müssen wir hohe Transportkosten in Kauf nehmen und der Winter ist eine Herausforderung. In einem Seitental haben wir aber den Vorteil, dass wir Mitarbeiter mit Bodenständigkeit und Hausverstand finden. Und um ein Sägewerk mit hohem Raumbedarf in Vorarlbergs Gunstlagen zu bauen, fehlt schlicht und einfach der Platz.“
Erhart Holz
Gründung: 1954Geschäftsführer: Ignaz und Joachim Erhart
Mitarbeiter: 30
Einschnitt: bis zu 60.000 fm/J
Produkte: Sortimente für die Industrie, Tischler, Holzbau; Keilzinkrohware; Verpackungsware
Absatz: 20 % Inland, 50 % Schweiz, 15 % Deutschland, 5 % Italien, 10 % Diverse