Minus 5% als „nur blaues Auge“

Ein Artikel von Gerd Ebner | 11.06.2015 - 09:35
„Im Vorjahr musste die österreichische Holzindustrie ein Minus von 5,2% im Umsatz hinnehmen“, eröffnete Dr. Erich Wiesner, der bis 2020 wiederbestellte Fachverbandsobmann. Erstmals gab es in der erfolgsverwöhnten Branche auch bei den Beschäftigten einen stärkeren Rückgang: –6,1% auf 26.000 Mitarbeiter.
Der Produktionswert der Gesamtbranche gab um 5,2% auf 7,1 Mrd. € nach. Da mag es trösten, dass der Export nur um 1,5% auf 4,8 Mrd. € zurückging. „Es wurden neue Exportmärkte gefunden. Wir haben auch weniger importiert. Daher ist die Außenhandelsbilanz auf 1,1 Mrd. € angestiegen“, freut sich Wiesner.
Mag. Herbert Jöbstl, Zentraleuropaverantwortlicher Stora Enso, erlebte auf der Bilanzpressekonferenz eine Premiere als stellvertretender Fachverbandsobmann. Er beschrieb den Journalisten, wie stolz man sein könne, als kleines Land der sechstgrößte Nadelschnittholzexporteur der Welt zu sein. Und dies gelang, obwohl man sehr kleinstrukturiert ist: Im Mittel hat ein Sägewerk zehn Mitarbeiter ( 950 Sägewerke beschäftigen 10.000 Mitarbeiter).
2014 wurde zum Jahr mit der geringsten Nadelschnittholzproduktion seit dem Jahr 2000: 8,377 Mio. m3. Das sind um 2,1% weniger als 2013. Wertmäßig beträgt der Rückgang –4% auf 1,9 Mrd. € (durchschnittlich also 226,8 €/m3).
Auf das Rekordjahr 2007 (11,3 Mio. m3) fehlten im Vorjahr produktionsmäßig 2,9 Mio. m3 (–35%). „Andere Länder haben im Vorjahr zugelegt. Wir haben also Märkte verloren“, resümierte Jöbstl. Bis zur Jahresmitte lag man noch 10% vorne. „Niemand dachte, dass wir im Jahresvergleich ein Minus haben könnten.“

Kontinuierliche Versorgung nötig
Die Fachverbandsspitze betonte, dass Österreich ein holzreiches Land sei. Die volkswirtschaftlichen Verluste der Unterschutzstellung von Wäldern wurden auf der Pressekonferenz nur gestreift. Konkret forderte Jöbstl hingegen eine konstantere Versorgung seiner Industrien: „Während der Holzbau, den wir beliefern, faktisch 365 Tage im Jahr möglich ist, konzentriert sich die Holzernte ganz stark auf das erste Halbjahr. Ende des III. Quartals wird es immer knapp und die Sägewerke müssen Marktpotenziale regelmäßig ungenutzt verstreichen lassen. In Österreich könnten locker 20 bis 22 Mio. fm auf den Markt kommen. Im Vorjahr waren es nur 14 Mio. fm – da gibt es noch ein Riesenpotenzial“, ortet Jöbstl.

Gelernt, leiser zu treten
Jöbstl endete damit, dass „wir gelernt haben, leiser zu treten, weil die Baukonjunktur nicht gut ist. Bauen mit Holz liegt im Trend, das stimmt uns positiv.“
Eine schwache Baukonjunktur führte im Vorjahr zu 3,2% Umsatzverlust der bauabhängigen Sparten der Holzindustrie. „Selbst in Mitteleuropa gibt es Rückgänge. Italien und Spanien liegen ganz darnieder“, analysierte Wiesner, der aber auch von einer Renaissance des Holzbau schwärmte: „Dass 50% der Expo-2015-Pavillons als Holzbauten erreichtet werden, zeigt unsere Zukunftsmöglichkeiten.“
Für die Plattenindustrie ortete der neue Fachverbands-Obmannstellvertreter Dr. Elfried Taurer ein stabiles Jahr 2014. „In den vergangenen Jahren gab es europaweit eine Branchenkonsolidierung. Österreichische Unternehmen profitieren nun davon. Wir haben Familieneigentümer, die in Generationen denken. Das zahlt sich aus.“ Das heurige Jahr sollte am Niveau von 2014 verlaufen.