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Mehr als eine Platte
CLT entwickelt sich vom Produkt zum System
Ein Artikel von Günther Jauk | 25.10.2016 - 13:40
Vierschichtig in Ybbs, Produktionsoptimierung in Bad St. Leonhard und Machbarkeitsstudie für ein zusätzliches 75.000 m³-BSP-Werk in Schweden. Das ist, grob formuliert, der derzeitige Stand des CLT-Bereichs von Stora Enso. Im Detail optimiert das Unternehmen nicht nur sein Produkt - auch an ganzheitlichen, praktikablen Massivholzbau-Lösungen wird gearbeitet.
Was bringt ein Brettsperrholz-Neungeschosser in Norwegen dem österreichischen Holzbau? Er kann dazu beitragen, dass sich ein heimischer Architekt bei kleineren Projekten ebenfalls für eine Massivholzbauweise entscheidet. Noch leichter fällt die Entscheidung zugunsten von CLT, wenn für den mehrgeschossigen Wohnbau bereits ganze Konzepte und Bausysteme vorliegen. Genau daran arbeitet Stora Enso. Mit dem Leitfaden „Stora Enso Building Systems“ bietet das Unternehmen praktikable Lösungen für die Massivholzplatten-Bauweise. Im 85 Seiten starken Handbuch finden sich Konstruktionssysteme für acht- und – mit geringen Adaptionen – auch für zwölfstöckige Gebäude in CLT. Dabei spannt das Unternehmen den Bogen von den Grundlagen über die Planung bis hin zur Instandhaltung. Neben klassischen Fragen, wie nach dem Brand- oder Schallschutz, wird auch auf bisher weniger beleuchtete Themen, wie etwa Wasserschäden, eingegangen. „Ziel ist es, mit fundierten Lösungsvorschlägen Barrieren zu überwinden und Vertrauen bei den Entscheidungsträgern zu schaffen“, informiert Zentraleuropa-Chef Herbert Jöbstl über die Hintergründe. Online steht der Leitfaden bereits zum Download bereit, in Österreich wird „Stora Enso Building Systems“ offiziell am 17. November vorgestellt.
Bauen auch im Winter
Um der seit Monaten herrschenden hohen Nachfrage möglichst gerecht zu werden, hat Stora Enso bereits im Frühsommer seine Werke in Ybbs und Bad St. Leonhard auf Vierschichtbetrieb umgestellt. „Wir haben nichts unversucht gelassen, um unsere Kunden möglichst zeitgerecht zu bedienen“, versichert Jöbstl. Er geht davon aus, dass sich die Auslastung in den kommenden Hauptsaisonen noch verstärken werde. Hier sieht er die gesamte Branche gefordert. „Es gibt keinen Grund, im Winter nicht mit CLT zu bauen. Dafür wäre allerdings ein Umdenken am Bau notwendig“, erklärt Jöbstl. Mittelfristig arbeitet Stora Enso in Bad St. Leonhard an einer Kapazitätserhöhung von 15 bis 20%. „Debottlenecking“ ist das Stichwort, das Jöbstl hier in den Mund nimmt. Im Prinzip geht es um die Eliminierung von Engpässen durch eine Reihe eher kleinerer Maßnahmen, insbesondere bei Abbund und Verladung. Zudem werden am Kärntner Standort der Vorfertigungsgrad und die Oberflächenbehandlung weiter ausgebaut. „Damit reagieren wir auf die steigende Nachfrage nach veredelten Oberflächen“, informiert Jöbstl. Im Detail geht es um Farb-, UV-Schutz- und Lasuranstriche. Außerdem wird Stora Enso nach Abschluss der Prozessoptimierung auch doppelseitig bearbeitete Platten aktiv anbieten können.
Dritter CLT-Standort in Planung
Derzeit arbeitet Stora Enso an einer Machbarkeitsstudie für ein CLT-Werk in Schweden. In Gruvön am Ufer des größten schwedischen Sees möchte das Unternehmen ein 75.000 m3/J-Werk errichten. „Logistisch bietet uns der Standort viele Vorteile“, erklärt Jöbstl. Eingebettet in die bestehende Sägewerksumgebung, hätte man mehrere Rohstoffquellen zur Hand. Ausgestattet mit eigenem Hafen mit Meeranschluss könnte Stora Enso England und sämtliche Überseekunden in Zukunft von Schweden aus bedienen. Für den skandinavischen Markt wäre zudem ein Gleisanschluss vorhanden. Momentan wartet das Unternehmen auf die Ergebnisse einer durchgeführten Machbarkeitsstudie. Diese hinterfragt neben dem Fertigungs- und Logistikkonzept auch die geplanten Zielmärkte. „Sobald uns die Zahlen vorliegen, werden wir unsere Entscheidung treffen“, so Jöbstl abschließend. Dies wird in wenigen Monaten der Fall sein. Die geplante Investitionssumme beziffert das Unternehmen mit 30 bis 34 Mio. €.
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