14750481661487.jpg

HPE Geschäftsführer Jan Kurth © HPE

Mehr als Bretter und Nägel

Ein Artikel von Dagmar Holley | 28.09.2016 - 08:45
14750481661487.jpg

HPE Geschäftsführer Jan Kurth © HPE

Der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) unterstützt seine Mitglieder mit der Erstellung von Qualitätsstandards, Marketingstrategien und Branchensoftware. Der Holzkurier sprach mit HPE-Geschäftsführer Jan Kurth.

Welche Themen beschäftigen die Branche zurzeit ?

Alles dreht sich ums Thema Qualität und wie wir sie weiterverbessern können. Wir arbeiten an einer Palettenrichtlinie, die neben der Herstellung auch die Verwendung der Paletten umfassen soll, damit ein Kunde die passende Palette für den jeweiligen Einsatzzweck bekommt. Bis jetzt beziehen sich Qualitätskriterien meist nur auf den Aufbau. Für Verpackungen wurde bereits eine Richtlinie erarbeitet, die nun erfolgreich im Einsatz ist. Sie legt Mindeststandards für Transporterpackungen technischer Güter fest. Ihr Ziel ist der Schutz der Waren in der Logistikkette, sodass das Produkt am Zielort unversehrt bereitgestellt werden kann.

Was hat sich in den vergangenen Jahren geändert ?

Zum einen ist der Konkurrenzkampf härter geworden, da die Importe aus Osteuropa und Weißrussland stiegen, zum anderen wachsen die Anforderungen der Kunden an Statik, Qualität und Lieferzeit. Wir wollen mit Qualität gegensteuern. Neben den erwähnten Richtlinien unterstützen wir unsere Mitglieder auch mit der passenden Software. Gemeinsam mit einem französischen Software-Unternehmen haben wir „Pallet Express“ entwickelt, ein statisches Berechnungs-Tool für die Paletten-Konstruktion, das bereits seit zwei Jahren im Einsatz ist. Die guten Erfahrungen damit haben wir zum Anlass genommen, für die Verpackungsbetriebe ein Äquivalent zu schaffen. Das Programm soll, ausgehend vom Packgutgewicht, von der Lage des Schwerpunktes und dem gewählten Transportweg, die Dimensionierung der tragenden Teile ermitteln.

Welche Vorteile hat Holz als Verpackungsmaterial ?

Die größten Vorteile von Holz sind ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis und gute statische Eigenschaften bei geringem Gewicht. Diese sind auch kaum temperaturabhängig. Statische Aufladung ist bei Holz – im Gegensatz zu Kunststoff – kein Thema. Und natürlich ist Holz umweltfreundlich: Es ist CO2-neutral und nachhaltig, insbesondere auch durch die mehrfache Nutzung der Paletten.

Wie kann man sich die Organisation der Tauschpools vorstellen ? Anders als etwa Pfandflaschen haben Europaletten ja keinen festen Preis.

Die Europaletten werden als neu, tauschfähig oder nicht tauschfähig kategorisiert und in Qualitäten eingeteilt. Den Tausch regeln die Unternehmen untereinander. Dabei fließt in der Regel kein Geld, sondern es geht nur um Paletten, die auf einem „Palettenkonto“ verbucht werden.

Welche Holzarten werden verwendet ? Spielen Holzwerkstoffe eine Rolle ?

Für Paletten wird genutzt, was regional verfügbar ist: Fichte, Kiefer, aber auch Esche oder Buche. Letztere wird oft gezielt verwendet, da sie besonders gute statische Eigenschaften hat. Das Holz wird immer unbehandelt eingesetzt, was eine weitere Nutzung erleichtert. Holzwerkstoffe spielen bei Paletten, außer für den Palettenklotz, keine Rolle. Bei Verpackungen sieht es anders aus, da kommen Holzwerkstoffe, etwa OSB-Platten, sehr wohl zum Einsatz. Mit dem Institut für Holztechnologie in Dresden forschen wir gerade an der Witterungsbeständigkeit der Holzwerkstoffe im Verpackungsbereich.

Der HPE kritisiert den Entwurf des Verpackungsgesetzes. Welche Auswirkungen hätte die Gesetzesänderung ?

Es geht um die Rücknahmepflichten von Transportverpackungen: Nach dem Entwurf muss ein Unternehmen nicht nur die eigenen, sondern auch „Verpackungen gleicher Art und Größe“ unentgeltlich zurücknehmen. Angesichts der hohen Importquote wäre das eine enorme Last, die auf die deutschen Hersteller abgewälzt würde. Am Ende der Nutzbarkeit sollten die Hersteller außerdem weiterhin selbst entscheiden dürfen, wie sie das Material verwerten. Viele unserer Unternehmen beheizen ihre Produktions- und Trockenanlagen mit Holz, auch das ist durch die neue Regelung gefährdet.
Der HPE mit Sitz in Bonn/DE ist ein Fachverband mit rund 400 Unternehmen aus allen Bereichen der Holzpackmittel-Industrie – meist Klein- und Mittelbetriebe, die Paletten, Packmittel, Kabeltrommeln, Steigen und Spankörbe aus Holz produzieren oder zugehörige Dienstleistungen anbieten. Sie erwirtschafteten 2015 rund 80 % des Branchenumsatzes von rund 2,3 Mrd. €. 2016 wird mit einer Produktionssteigerung um 4 % gerechnet (+5 % bei Paletten, +3 % bei Verpackungen). Die Mitgliedschaft ist freiwillig.