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Zur Bestimmung der Rindenstärke scannt ein Laser die Stammoberfläche. © Jörg Elektronik

Man sieht nur mit dem Laser gut

Ein Artikel von Günther Jauk | 09.06.2016 - 13:45
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Zur Bestimmung der Rindenstärke scannt ein Laser die Stammoberfläche. © Jörg Elektronik

Auch nach knapp 50 Jahren gehen den Allgäuer Rundholzspezialisten von Jörg Elektronik die Ideen für praxistaugliche Lösungen nicht aus. Das Produktportfolio erstreckt sich von der messtechnischen Datenerfassung über die Maschinensteuerung bis zur Betriebsdatenerfassung. Neueste Entwicklung: die automatische Ermittlung der Rindenstärke an teilentrindeten Stämmen sowie die Asterkennung an entrindeten Rundholzstämmen.
20 Techniker, unter anderem aus den Bereichen Informatik, Elektronik, Elektrotechnik, Mechatronik sowie Qualitätsmanagement, arbeiten an Systemen zur Vermessung von Holz. Neben der ständigen Weiterentwicklung von am Markt etablierten Systemen entwickeln die Allgäuer immer wieder völlig neue Produkte.
Neben der bereits erwähnten automatischen Ermittlung der Rindenstärke an teilentrindeten Stämmen sowie der Asterkennung an entrindeten Rundholzstämmen sind das etwa ein automatisches Anfuhrmanagement mit Barcode-Verwaltung oder eine neuartige Volumenmessung für Schüttgüter jeglicher Art. Eine hochauflösende Rundholzvermessung liefert die Eingangsdaten für die Schnittbildoptimierung. Aus den Hauptwaren-Auftragsdaten und den Seitenwarenvorgaben wird die maximale Wertschöpfung für jeden Langholzabschnitt ermittelt. Seit vergangenem Jahr ist dieses System nicht mehr nur in Deutschland, sondern auch in Österreich geeicht.
Tätig ist Jörg Elektronik vornehmlich in Europa und Russland, es wurden aber auch Anlagen in Afrika und Südostasien installiert.

Kerngeschäft Rundholzvermessung

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Die Rindenstärke wird anschließend berechnet und visuell dargestellt. © Jörg Elektronik

In der Verarbeitungskette vom Holzproduzenten bis zum Verbraucher steckt erhebliches Optimierungspotenzial. Voraussetzungen dafür sind eine schnelle und präzise Vermessung sowie eine Klassifizierung des Rundholzes. „Mit unseren modernsten Messgeräten gehören wir zu den führenden Anbietern auf dem Gebiet der Rundholzvermessung. Bei der Langholzoptimierung sind wir seit Jahren Marktführer. Basierend auf unserer jahrzehntelangen Erfahrung, können wir ein breites Spektrum an Messtechnik anbieten und so für jede individuelle Anforderung eine optimale Lösung bieten“, erklärt Roland Fehr, Qualitätsmanager bei Jörg Elektronik.
Unter anderem visualisiert die Messdatenerfassung die aktuelle Lageposition der Holzstämme in Echtzeit. Durch die kontinuierliche Erfassung der Oberfläche werden – unabhängig von der Lage – die Ovalität, Abholzigkeit, Krümmung und Pfeilhöhe millimetergenau bestimmt. Alle für den Bediener relevanten Kennwerte sowie mögliche Stückzahlüberschreitungen werden übersichtlich und schnell überschaubar angezeigt.

Die Bestimmung der Rindenstärke

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Bei der Asterkennung tastet ebenfalls ein Laser die Oberfläche ab © Jörg Elektronik

Was ist Rinde, was nicht und warum ist das überhaupt von Bedeutung? Relevant ist dies bei der Rundholzvermessung teilentrindeter Stämme. „Denn man will ja schließlich nur das bezahlen, was man auch verarbeiten kann“, erklärt Fehr.
Das System basiert auf dem unterschiedlichen Absorptions- und Reflexionsverhalten von Holz und Rinde bei der Bestrahlung mit Laserlicht. Holz reflektiert einen Laser stärker als Rinde, welche hingegen eine höhere Streuung und Absorption aufweist. Diese Unterschiede werden mittels einer sogenannten Multiscan-Technologie von Kameras erfasst und ausgewertet.
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Im Anschluss wird die Oberfläche des Stammes dargestellt. © Jörg Elektronik

Diese ist in die Vollkonturmessung ohne zusätzliche Kameras oder Beleuchtung integrierbar. Dafür entwickelte man ein System weiter, welches auf dem Tracheid-Effekt basiert – ähnlich wie bei der Brettersortierung. Das Unternehmen setzt ein optisches Messverfahren und eine weiterentwickelte Kameratechnik ein. „Bei vorhandenen Vollkonturscannern ist diese Technik nachrüstbar und bedarf keiner zusätzlichen Kameras“, informiert Fehr. Dieses Verfahren wird zudem für die Erkennung von außen liegenden Ästen bei entrindeten Stämmen eingesetzt. Laserlicht wird von Ästen ebenso unterschiedlich reflektiert. Dadurch ist eine weitere Qualitätssortierung am Rundholzplatz möglich. 2015 stattete Jörg Elektronik bereits drei Anlagen mit dieser Technik aus. Es handelte sich dabei um zwei Abschnittsortierungen und einen Langholzplatz.

Wie viel Hackgut ist im Lkw?

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Mit dem System zur Volumenmessung ist es Jörg Elektronik gelungen, das Volumen von Schüttgütern präzise zu ermitteln © Jörg Elektronik

Diese Frage lässt sich in der Regel in Kilogramm oder Kubikmeter beantworten. Bis jetzt war die Angabe in Kubikmeter eher eine grobe Schätzung als eine exakte Messung. Mit einem System zur Volumenmessung ist es Jörg Elektronik nun gelungen, diesen Wert zu präzisieren. Die Messung erfolgt nach dem Vergleichsprinzip. Dabei vermessen Laserscanner den Lkw bei Ankunft und Abfahrt. Anhand der Differenz wird dann das Ladenvolumen ermittelt. Die beiden fix montierten Sensoren messen den Lkw während der Durchfahrt, wobei eine Änderung der Durchfahrtsgeschwindigkeit oder ein Anhalten des Fahrzeugs während des Scannens keine Rolle spielen. Das System ist fahrtrichtungsunabhängig und eignet sich für 20 m lange Sattelzüge ebenso wie für kleine Autoanhänger. Den typischen Messfehler bei Volumen unter 20 m3 beziffert das Unternehmen mit weniger als einem Prozent. Einsetzbar ist die Technologie nicht nur bei Schüttgütern aller Art, sondern kann ebenso für eine erste Volumenbeurteilung einer Rundholzfuhre herangezogen werden.

Automatische Anfuhrverwaltung

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Das vollautomatische Anfuhrterminal erfasst automatisch jede Fuhre und erledigt somit eine wichtige logistische Aufgabe © Jörg Elektronik

Gedanken machten sich die Allgäuer auch über die Anfuhrverwaltung großer Unternehmen. Ihre Lösung: ein vollautomatisches Terminal. Dieses ist mit einem Barcodedrucker ausgestattet, erfasst automatisch jede Fuhre und erledigt somit wichtige logistische Aufgaben. Behilflich ist dabei ein Kamerasystem, welches jeden Lkw samt Ladung fotografiert. Piktogramme und eine Sprachauswahl machen das System für Lieferanten unterschiedlicher Länder leicht verständlich. „So ist die Herkunft jeder Fuhre nachvollziehbar“, erklärt Fehr und fügt hinzu, dass dies vor allem bei schwierigen Lieferanten nicht unwesentlich sein kann.

Gut betreute Kunden

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Die beiden Geschäftsführer Thomas Fehr und Ludwig Fehr (v. li.) © Jörg Elektronik

Neben den genannten Neuentwicklungen verfügen die Allgäuer auch über ein bemerkenswertes Ersatzteillager. Darunter finden sich nicht nur Komponenten moderner Anlagen, sondern auch jene der in den Achtzigern installierten Industrierechner. Für Geschäftsführer Ludwig Fehr ist dies ein wichtiger Teil der Unternehmensphilosophie: „Eine gute Anlage zu verkaufen, ist zu wenig. Man muss auch gute Serviceleistungen anbieten. Unsere Kunden müssen auf ein Ersatzteil in der Regel nicht länger als einen Tag warten.“ Im Extremfall sind dies Komponenten von über 30 Jahre alten Anlagen.