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Das erste der beiden Urbas-Kraftwerke wurde im November 2014 in Betrieb genommen © Graanul Invest

Man ist begeistert

Ein Artikel von Günther Jauk | 24.02.2015 - 10:22
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Das erste der beiden Urbas-Kraftwerke wurde im November 2014 in Betrieb genommen © Graanul Invest

In nur zwölf Jahren stieg der estnische Pelletshersteller Graanul Invest zum größten Produzenten des Baltikums und einem der größten Anbieter Europas auf. Das Unternehmen betreibt vier Werke in Estland, zwei in Lettland und eines in Litauen. 98% des Outputs werden exportiert. Heuer strebt man erstmals einen Jahresoutput von über 1. Mio. t an. Das neueste Werk in Incukalns wurde, logistisch wohlüberlegt, direkt neben einem Sägewerk errichtet, von welchem es einen Teil seines Rohstoffes bezieht. Das restliche Rohmaterial, Schleifholz, stammt aus den umliegenden Wäldern und wird im Werk aufbereitet. Für die nötige thermische Energie sorgen zwei KWK-Anlagen von Urbas, Völkermarkt.

Internationale Ausschreibung

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Priit Uuemaa, PhD, Vorstandsmitglied der Graanul Invest, und die knapp 1000° C heiße Flamme des Kraftwerks © Günther Jauk

Dass sich der Graanul-Vorstand für den Kärntner Hersteller entscheidet, war nicht von Anfang an klar. Das Projekt wurde international ausgeschrieben, wobei neun Anbieter in die engere Auswahl kamen. „Nach einigen Referenzbesuchen und reichlicher Überlegung entschieden wir uns dann für eine Anlage von Urbas“, erzählt Priit Uuemaa, PhD, Graanul-Vorstandsmitglied, zuständig für Energie und Entwicklung. Im Juli 2013, nur drei Monate nach der Bestellung der ersten Anlage, orderte man eine zweite. „Bei Urbas hat von Anfang an alles gepasst“, zeigt sich Uuemaa zufrieden.

Klitschnass bis staubtrocken

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Die Turbine verstromt die Biomasse mit 4 MW Leistung © Günther Jauk

Die beiden baugleichen Werke erbringen jeweils 11,5 MW thermische sowie 4 MW elektrische Leistung. Die Wärmeenergie wird ausschließlich für die Pelletsproduktion herangezogen, der erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. Jede der beiden Anlagen benötigt etwa 8,2 t/h Brennmaterial. „Eine möglichst breite Streuung hinsichtlich der Materialzusammensetzung war für uns ein wichtiges Kaufkriterium“, erläutert Uuemaa. In Incukalns werden neben Rinde und frischem Hackgut auch Säge- und Hobelspäne aus dem benachbarten Sägewerk verbrannt. Materialfeuchten von bis zu 60% sind für die Anlagen kein Problem.

Echte Profis

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Die Rohstoffaufgabe: Holzfeuchten von bis zu 60 % sind für die Anlagen kein Problem © Günther Jauk

Zwar ist Incukalns bereits der vierte Graanul-Standort, welcher mit Biomassekraftwerken ausgestattet wurde, doch zeigt sich Uuemaa zum ersten Mal rundum zufrieden: „In den zwei Jahren, in denen wir mit Urbas zusammenarbeiten, gab es keine Enttäuschungen, sondern nur positive Überraschungen.“ Nach siebenmonatiger Bauzeit und fünf Wochen Probebetrieb konnte der Regelbetrieb der ersten Anlage einen Monat früher, als geplant, aufgenommen werden. „Bei einer unserer anderen Anlagen dauerte der Probebetrieb über ein Jahr“, so Uuemaa. Besonders beeindruckt ist Uuemaa von der professionellen Arbeitsweise und dem gelieferten „Rundum-Paket“. Urbas liefert und installiert nicht nur selbst entwickelte und gebaute Heizkessel, sondern übergibt schlüsselfertige Anlagen. Schlüsselfertig heißt jedoch nicht, ein KWK-Projekt aufzustellen, um den Kunden damit allein zu lassen. Neben einer intensiven Einschulungsphase sind Urbas-Mitarbeiter darum bemüht, die perfekte Abstimmung in puncto Leistungsfähigkeit zu liefern. Selbstverständlich treten bei der Errichtung von Anlagen in dieser Dimension immer wieder Probleme auf. „Egal, welches Problem es gab, es wurde immer an die richtige Stelle bei Urbas weitergeleitet und konnte sofort behoben werden“, ist Uuemaa zufrieden und führt weiter aus: „Dass sogar der Chef seine Anlagen bis ins kleinste technische Detail kennt, schafft Vertrauen.“

Für Innovationen ausgezeichnet

Urbas, 1929 gegründet, ist in den Geschäftsfeldern Stahlbau, Stahl-Wasserbau und Energietechnik international tätig. Für den Geschäftsbereich Energietechnik errichtete das Unternehmen ein eigenes Forschungszentrum, einen Innovationstreiber für die Weiterentwicklung der ökonomischen und ökologischen Effizienz moderner Energieanlagen. Für die Forschungstätigkeit im Bereich der Holzvergasungstechnologie und der Entwicklung einer marktreifen Holzgas-KWK-Anlage wurde Urbas 2014 mit dem Innovations- und Forschungspreis des Landes Kärnten ausgezeichnet.

Langfristige Partnerschaft

Grundsätzlich hätte Graanul Invest gerne an jedem seiner Standorte auch ein Biomassekraftwerk. Was das Unternehmen derzeit noch vom Bau abhält, ist die unsichere Lage hinsichtlich Ökostromförderungen in Estland. „In ein paar Monaten sind Wahlen und dann werden wir uns je nach Ausgang entscheiden“, erklärt Uuemaa. Im Fall, dass gebaut wird, lässt das Vorstandsmitglied hinsichtlich Partner keine Zweifel offen: „Sollten wir wieder ein KWK-Werk errichten, dann mit Urbas oder gar nicht.“

Urbas Maschinenfabrik

Gründung: 1929
Geschäftsführer: Josef Urbas, Andreas Urbas, Peter Urbas
Mitarbeiter: 360
Standorte: Völkermarkt, Ruden
Produkte: Warmwasser-, Nieder- und Hochdruck-Dampfkessel bis 77 bar, Spänetrockner, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen

Graanul invest

Gründung: 2003
CEO: Raul Kirjanen
Stammsitz: Tallinn/EE Standorte: sieben Produktionsstätten in Estland, Lettland und Litauen
Produkt: Pellets
Produktionskapazität: 1 Mio. t/J