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Christoph Ladenburger und Andreas Engler (v. li.): der technische Geschäftsführer der Holzwerke Ladenburger mit dem SMB-Geschäftsführer vor 170 t Stahl © Gerd Ebner

Losgröße 1 bei BSH

Ein Artikel von Gerd Ebner | 17.12.2015 - 08:03
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Christoph Ladenburger und Andreas Engler (v. li.): der technische Geschäftsführer der Holzwerke Ladenburger mit dem SMB-Geschäftsführer vor 170 t Stahl © Gerd Ebner

Losgröße 1. „Das ist im Extremfall wirklich ein BSH-Stück“, beschreibt Christoph Ladenburger. „Trotz dieser Flexibilität soll die Zeit von Bestelleingang und Auslieferung auf künftig vier bis fünf Tage verkürzt werden. Es gibt heute einen einheitlichen Markttrend: die Just-in-time-Liefererwartung. Das werden wir rationell erfüllen.“

80.000 m3 flexibel fertigen

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Rotationsstern von SMB: Sechs Segmente werden befüllt, nach 30 Minuten ist eine Umdrehung (= ein Presszyklus) beendet © Gerd Ebner

Das Herz der Einstückfertigung goss ihm SMB in 170 t Stahl: eine Rotationspresse. Die Kapazität in Bopfingen wird sich damit auf 80.000 m3 verdoppeln – und das bei äußerst flexibler Produktion.
Ende August hob man die Presse in sechs Einzelteilen an ihren Standort. Die ihr nachgelagerten Anlagen sind schon modernisiert: Abstapelung, Kommissionierung und Verpackung.
Folgen werden im kommenden Jahr 14 Etagenlager von Leiße (zweimal sieben Etagen) sowie drei Keilzinkenanlagen von Grecon, Alfeld/DE. An den Produktionsbeginn kommt eine Beschickung von H.I.T., Ettringen/DE. Die BSH-Produktion wird im laufenden Betrieb komplett erneuert: von hinten (Kommissionierung/Verpackung starten 2013) über die Presse bis nach vorne (Etagenlager, Keilzinkung, Aufgaben). Im April werden alle Anlagenteile installiert sein.

Seitliche Verpressung möglich

Die „Ladenburger-Presse“ ist die dritte, die SMB auslieferte. Die vierte wird gerade bei den Holzwerken Schneider installiert. SMB-Geschäftsführer Andreas Engler: „Das Besondere der Anlage in Bopfingen ist die Möglichkeit der seitlichen Verpressung.“
„Damit können wir unsere Eigenentwicklung LSH flexibel und schnell erzeugen“, freut sich Ladenburger. „Nur SMB bot diese seitliche Verpressung an.“
Dieses Zusatzfeature in Kombination mit den geforderten BSH-Dimensionen (16 m lang, 1 m hoch und 24 cm breit) wirkte sich auf den Maschinenbau aus. 149 t wiegt alleine die Presse – samt Zuführung sind es 170 t. „Mehr geht kaum“, verweist Engler auf Grenzen im Maschinenbau.

Pressfelder beliebig befüllbar

Die Rotations-Kommissionspresse entspricht einem Hexagon, das von der Seite befüllt wird. Deren sechs Seiten sind die Pressfelder, die beliebig befüllt werden können: ein Binder über die gesamte Länge, mehrere kürzere oder gar getreppte Teile. Die Abtreppung kann alle 50 cm erfolgen. Die minimale Binderlänge gibt SMB mit 4 m an.
Mit dem Befüllungsgrad erhöht sich der Output. „Ist jedes Segment zur Gänze voll, erhöht sich der Ausstoß gewaltig“, rechnet Engler vor. Vollflächig aufliegende Pressschuhe bringen über die Presszeit den Druck auf. Der Leitrechner sorgt für die richtige Position der Lamellenstöße zu den Pressschuhen.

Geringer Platzbedarf

Befüllt wird die Presse von der Seite, entladen unten. Engler: „Das spart am meisten Platz. Alternativ kann man statt unseres Sterns auch sechs konventionelle Pressen installieren.“
Die Presszeit entspricht einer Drehung des Sterns – und liegt in der klimatisierten Halle bei rund 30 Minuten. „Wir verleimen flächig mit Akzo Nobel-Leim“, erklärt Ladenburger. Er kann sich sogar vorstellen, dass die Presszeit noch weiter sinken werde. „Die Reaktionszeit des Klebstoffes und die Kapazität der Keilzinkenanlage bestimmen den Output der Presse“, betont Engler. „Egal, wie viel Ware von der Keilzinkung kommt – unsere Presse kann das wegarbeiten. Die Mechanisierung darf dich nicht überholen.“ Diese Leistungsfähigkeit bringt mengenmäßige Flexibilität.

Echter Leistungstest kommt noch

Erstmals richtig gefordert wird die Presse, sobald die vorgelagerten Leiße-Etagenlager in Betrieb sind. Zu den bestehenden drei Hundegger-Abbundanlagen kommen weitere hinzu.
Ist die Presse das Herz, so muss man den Leitrechner von Alfha, Finnentrop/DE, als Hirn bezeichnen. Dessen Software übernimmt die Produktionsplanung und -steuerung: Die geplanten Leimgänge, Paketaufbauten sowie alle weiteren produktionsrelevanten Daten werden dem Alfha-Leitsystem übergeben. Dieses verteilt die Daten während des Produktionsvorgangs an die Ablaufsteuerung und die einzelnen Maschinen.

Alles nachvollziehbar

Von jedem Auftrag gibt es daher eine genaue Dokumentation: Wann, welches Holz, welcher Druck. „Jeder Auftrag wird nachvollziehbar.“
Der geringe Platzbedarf wurde beim Besuch in Bopfingen sowohl von Ladenburger als auch dem SMB-Geschäftsführer angesprochen. Das mag unerheblich klingen, wenn man die 200 mal 80 m-Halle betritt. Doch Christoph Ladenburger denkt schon weiter. Im Anschluss an die neue Rotationspresse könnten mittelfristig zwei weitere hingestellt werden.

Megahalle entsteht

Die Holzwerke Ladenburger erwarben im Anschluss an die bestehende Halle zusätzlichen Grund. Dort wird noch 2016 eine 200 mal 80 m-Halle hinzukommen: für die Herstellung – nicht näher definierter – neuer Produkte. Darin laufen dann zwei Keilzinkenanlagen, ein Scanner-werk und zwei Hobellinien. Sie fertigen dann 30.000 m3/J einschichtig.

Künftig mehr Zukauf

Schon jetzt geht faktisch der gesamte eigene Einschnitt bei den Holzwerken Ladenburger in die Weiterverarbeitung. Der Zukauf wird sich demnächst also beträchtlich erhöhen.
Braucht man 24 m lange oder 2 m hohe BSH-Giganten, so können diese auf der weiterlaufenden Minda-Bestandspresse hergestellt werden. Motto: Alles ist möglich. „Wir haben im Unternehmensverbund fast nur redundante Anlagen – das bringt den Kunden Sicherheit“, schließt Ladenburger.