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Das Oest-Beleimportal steht fest, während sich der BSP-Rohling darunter hindurchbewegt © Hannes Plackner

Leim oder kein Leim

Ein Artikel von Hannes Plackner | 13.08.2015 - 14:44
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Das Oest-Beleimportal steht fest, während sich der BSP-Rohling darunter hindurchbewegt © Hannes Plackner

Hasslacher Norica Timber, Sachsenburg, spart schon bei der Produktion von Brettsperrholz Tür-, Fenster- und Giebelabschnitte aus. Damit sinkt der Rohwareneinsatz. Die Ressourceneffizienz führt aber zu anspruchsvoller Anlagentechnik sowie zu ausgeklügelten, logistischen Herausforderungen im Zuge der Arbeitsvorbereitung. Die Lamellen werden zentimetergenau zugeschnitten und für die Lagenlegung vorbereitet. Nachdem der Vakuumheber eine Schicht platziert hat, wird diese mit Klebstoff versehen. Das klingt leichter, als es ist. Denn vor allem die Lagen der Wandbauteile sind mit Aussparungen unterbrochen. Die Lamellen liegen nicht immer an ihrer theoretisch festgelegten Position. Hasslacher hat daher ein Beleimportal geordert und mitentwickelt, dessen Sensortechnik erkennt, wo Lamellen liegen, und nur dort den Klebstoff appliziert. Mit dieser komplexen Aufgabe betraute der Kärntner Holzkonzern den Marktführer in der Beleimtechnik, Oest Maschinenbau aus Freudenstadt im Schwarzwald.

132 Ventile für 3,3 m Arbeitsbreite

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Je 66 Ventile sitzen in zwei Reihen (die eine für Klebstoff, die andere für Härter) nebeneinander © Hannes Plackner

Auf einem Bauteilförderer wird die erste Lage entlang der Nulllinie ausgerichtet. Das Bauteil fährt mit anschließend konstanter Geschwindigkeit unter den Auftragskopf vom Typ Facetac hindurch. Der Klebstoff wird in parallelen Raupen aufgetragen. Die Arbeitsbreite beträgt 3,3 m. Schrägen und Ausschnitte bleiben im Raster von 50 mm unbeleimt. Sechs Sensoren erkennen die Lage der Bretter. Die Sensorik und Elektronik steuert, darauf aufbauend, 132 Ventile an, die unabhängig voneinander schalten. Der Auftragskopf ist schräg nach hinten versetzt montiert – ähnlich wie bei einem Schneepflug. Damit beginnt der Leimfluss sukzessive, nicht plötzlich. Start-Stopp-Punkte werden mit Toleranz für eine sichere Beleimung gesteuert. Die Vorschubgeschwindigkeit beträgt 20 m/min. Nach dem Erreichen des Werkstückendes wird der Klebstoffauftrag gestoppt. Danach fährt der Rohling zurück. Die nächste Lage wird aufgelegt. Dieser Prozess wiederholt sich, bis das Bauteil komplettiert ist. Das Portal erkennt die Bauteilkonturen pro Lage automatisch. Zudem wird der Auftragskopf in der Höhe der neu aufgelegten Lage nachgeführt. Abschließend fährt das Bauteil in die Hochfrequenzpresse. Gibt es größere Beleimpausen, fährt der Auftragskopf in Parkposition und taucht dort in eine Sperrmittelwanne ein.
Verklebt wird in Stall mit den MUF-Systemen Prefere 4546 (Leim) und Prefere 5093 (Härter) von Dynea, Lillestrøm/NO mit Formaldehydblocker. Die Klebstoffflotte (Klebstoff: Härter) wird – je nach Dicke des Bauteils – im Verhältnis 100:50 bis 100:100 getrennt aufgetragen. Oest lieferte auch die Dosiereinheit (Typ: Kontimix), das Portal für den Klebstoffauftrag und die Auswertesoftware. Die Anlage ist mittels Fernwartung mit der Oest-Zentrale verbunden. Mit der neuen Beleimung ist Geschäftsführer Gerhard Göritzer zufrieden. „Das funktioniert tadellos“, erklärte er beim Vorortbesuch stolz, denn auch seine Mitarbeiter haben diese Neuentwicklung entscheidend vorangetrieben. Das neue System arbeitet präziser und schneller. Das erhöht auch die Kapazität des hasslacher‘schen Brettsperrholzwerks.

Hohes Interesse an CLT-Beleimung

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Sechs Sensoren erkennen, wo die Platte anfängt beziehungsweise Ausschnitte sind © Hannes Plackner

Ressourceneffizienz ist eines der Kernthemen in der BSP-Industrie. Oest bietet für alle infrage kommenden Klebstoffe entsprechende Auftragstechnik. Schon auf der Ligna gab es hohes Interesse an Beleimanlagen für Brettsperrholz (international als CLT bezeichnet). Der Trend geht laut den Freudenstadtern zum Weglassen der Ausschnitte. Lösungen mit unbeleimten Ausschnitten werden zunehmend nachgefragt. Mit der in Stall umgesetzten Klebstoffapplikation funktioniert das auch im industriellen Maßstab automatisch.