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Florian Markl, Produktmanager bei Frischeis © Frischeis

Kunden mehr aufklären

Ein Artikel von Dinah Urban (für Timber-Online bearbeitet) | 26.02.2015 - 09:04
Holz und Garten gehören einfach zusammen. Das wird sich laut Einschätzung einiger Experten 2015 auch nicht ändern. Ob es die klassische Fichte oder ein edler Exot wird, ist nur eine von vielen Fragen, die sich bei der Auswahl stellen. Alternativen, wie Accoya, Kebony oder WPC, steigern kontinuierlich ihre Marktanteile bei Terrassen und Fassaden. Genauso wie beim Thermoholz spielen unterschiedliche Aspekte bei der Entscheidung eine Rolle:

• Regionalität
• nachhaltige Ernte
• ansprechende Optik
• geringe Verformung und Verfärbung
• geringer Pflegeaufwand
• hohe Dauerhaftigkeit
• einfache Montage
• komfortable Nutzung

Holz kann das alles leisten – jedoch nur dann, wenn geeignete Produkte fachgerecht verarbeitet werden. Eine unsachgemäße Montage führt zu Problemen. Spezialisten bieten das passende Zubehör, um diese zu vermeiden. Damit Endverbraucher nicht zu anderen Materialien abwandern, besteht weiterhin Aufklärungsbedarf. Holz splittert nicht pauschal, nicht alle Tropenhölzer zeugen von Waldzerstörung und selbst WPC kommen nicht ganz ohne Pflege aus. Mit ausreichend Informationen versorgt, werden Gartenbesitzer sicherlich auch im kommenden Frühjahr gern zu Holz greifen.

4 Fragen an Experten

1 Welche Produkttrends gibt es 2015 beim Gartenholz?

2 Welche Holzarten werden in dieser Saison besonders nachgefragt?

3 Wo gibt es im Gartenholzsegment Forschungsbedarf?

4 Was ist die größte Schwäche von Holz bei der Anwendung im Garten?

Modifiziertes Holz auf dem Vormarsch

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Florian Markl, Produktmanager bei Frischeis © Frischeis

Florian Markl, Produktmanager bei Frischeis, Stockerau, sieht ein großes Potenzial bei den modifizierten Hölzern:

1 Exoten sind im Massensortiment weiter rückläufig. Es gibt im Bereich der modifizierten Hölzer mit etwa Thermoholz, Accoya, Kebony attraktive Alternativen. Und auch WPC sind vorne mit dabei. Hier werden Massivdielen mit naturgetreuer Oberfläche geboten. Im hochwertigen, nachhaltigen Segment sind Exoten, wie Ipé, Cumaru und Teak, aber weiterhin gefragt.

2 Speziell bei den thermisch modifizierten Hölzern sehen wir eine starke Nachfrage. Die Thermokiefer deckt durch ihr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis eine breite Nachfrage ab. Mit ihrer edlen Optik bedient die Thermoesche eine etwas exklusivere Schiene.

3 Zum Glück führen wir in Österreich gemeinsam mit der Holzforschung Austria ein breit angelegtes Forschungsprogramm durch, von dem wir schon häufig profitierten. Wir prüfen dabei die Eigenschaften der Hölzer sowie konstruktive Anforderungen bezüglich Befestigung, Oberflächenbehandlung und Oberflächenbeschaffenheit, beispielsweise Rutschsicherheit.

4 Eine wesentliche Eigenschaft von Holz ist dessen Anisotropie, das heißt, Holz nimmt Feuchtigkeit auf und ändert entsprechend seine Dimension und Form. Praktisch ausgedrückt: Holz arbeitet. Daher kann jeder Fehler in der Verarbeitung und Konstruktion dementsprechende Folgen, wie Verformungen und Risse, haben.
Bei ordentlicher Vorgehensweise erfüllen die meisten erhältlichen Produkte die individuellen Anforderungen und Wünsche des Nutzers allerdings.

Douglasie hat sich etabliert

Julia Ante, Geschäftsführerin von Ante-Holz, Bromskirchen-Somplar/DE, rechnet mit einer starken Nachfrage nach Carports:

1 Der Trend zum heimischen Holz setzt sich weiter durch. Immer mehr wird auf nachhaltige Rohstoffe und Produkte geachtet. Die Bedeutung von Holz im Bau- und Gartensektor wird 2015 weiterhin zunehmen und weniger ökologischen Produkten Marktanteile abnehmen. Die vergangene Gartensaison war von einer besonders großen Nachfrage nach Spielgeräten, wie Sandkisten, Schaukeln und Klettertürmen, geprägt. Das kann 2015 ein Trend bleiben. Des Weiteren sehen wir ein großes Potenzial bei KFZ-Überdachungen, also Carports. Dieses hat sich bereits in den vergangenen Jahren herauskristallisiert. Des „Deutschen liebstes Kind“ will gut bedacht sein. Zudem werden Carports auch immer häufiger zweckentfremdet, wie zum Beispiel als überdachte Lagerfläche für Gartengeräte.

2 Neben dem klassischen kesseldruckimprägnierten sowie dem farbig behandelten Gartenholzprogramm in Fichte und Kiefer hat sich die Douglasie als eine weitere Holzart am europäischen Markt etabliert. Durch ein interessantes Preis-Leistungs-Verhältnis und die zunehmende Nachfrage nach natürlich dauerhaften, heimischen Holzarten entwickelte sich die Douglasie von einem Nischenprodukt zu einem wichtigen Sortimentsbaustein. Douglasie wird – voraussichtlich auch 2015 – für Terrassenbeläge, konstruktive Hölzer, Sichtschutzelemente, Spielgeräte und Carports eingesetzt.

3 Wir sehen bei den Terrassenhölzern einen Bedarf an Weiterentwicklung im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit und Beständigkeit der Bodenbeläge, an Holzmodifikationen und Holzschutz sowie konstruktiven Details. Die Holzforschung Austria hat hier mit ihrem Langzeitforschungsprojekt in Tulln eine interessante Untersuchung gestartet, von deren Ergebnis viele partizipieren werden. Einfache Verarbeitung, längere Pflegeintervalle und langlebiger Holzschutz unter Verwendung möglichst vieler natürlicher Komponenten werden die Zukunft der Holzpflege positiv bereichern.

4 Probleme, die sich durch die Verwendung von Holz im Garten ergeben und langläufig zu dem Urteil führen, Holz sei gegenüber anderen Materialien im Nachteil, beruhen oftmals auf einem zu geringen Holzverständnis. Viele „Schwächen“, welche man Holzprodukten anlastet, lassen sich mit einem geeigneten Holzschutz verhindern. Laufende Forschung hilft, diesen Schutz zu verbessern und in der Anwendung zu vereinfachen. Bei sachgemäßer Pflege kann Holz erfolgreich viele Jahre hindurch im Außenbereich eingesetzt werden.

Tropenholz sorgt für schlechtes Gewissen

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Asta Eder, WPC-Expertin am Nova-Institut © Nova-Institut

Dr. Asta Eder vom Nova-Institut, Hürth/DE, rechnet fest mit WPC im Terrassenmarkt:

1 Das herkömmliche Material für Terrassen in Europa ist Stein. Seit einigen Jahren gewinnen jedoch Holz und holzbasierte Werkstoffe an Bedeutung. Holz ist einer der beliebtesten Terrassenbeläge in der Zielgruppe, die etwas Natürliches im Garten bevorzugt. Der WPC-Marktanteil in Europa hat sich in 15 Jahren auf Anteile zwischen 2 und 25 % am gesamten Holzterrassenmarkt entwickelt. Argumente für WPC sind deren Splitterfreiheit und die Farbbeständigkeit. Das ist das Ergebnisse einer Befragung von 400 Terrassenkäufern auf einer Versuchsfläche bei der Garten Tulln, welche in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur und der Holzforschung Austria durchführt wurde.

2 Thermisch behandelte Hölzer, wie Esche oder auch Nordische Kiefer, haben immer mehr Marktanteile bekommen. Dieses Jahr liegen sie auch voll im Trend. Im Bereich WPC werden mehr Importe aus den USA angeboten. Diese verfügen über eine sehr lange Lebensdauergarantie sowie über Eigenschaften, die das Wachstum von Schimmelpilzen hemmen und Verfärbungen auf ein Minimum reduzieren. Diese Saison wird zeigen, wie der europäische Markt auf das zunehmende Angebot reagiert.

3 Trotz ausgiebiger Forschungstätigkeiten in der Vergangenheit herrscht noch immer Bedarf – etwa bei der Lebensdauer der Hölzer. Wichtiger als Forschung erscheinen mir die Ausbildung sowie die Öffentlichkeitsarbeit hinsichtlich der Terrassenkäufer. Die Dauerhaftigkeit der Terrasse wird in erster Linie von der fachgerechten Ausführung der Konstruktion bestimmt. Das gilt für WPC genauso wie für natürliches oder modifiziertes Holz. Wartung und vor allem Reinigung sind ebenso wichtig. Weniger untersucht wurde bisher, wie oft die Terrassenbesitzer zur Wartung bereit sind. In Tulln wurde dies nachgefragt. Die häufigsten Antworten lauteten „ein Mal“ und „zwei Mal“ im Jahr, was mit dem notwendigen Mindestpflegeaufwand übereinstimmt.

4 Alle lieben natürliches Holz und es hat ein sehr gutes Image bei den Käufern, die frische Holzbeläge im Fachmarkt betrachten. Leider sind natürliche Hölzer anfällig für Fäulnis, Pilze, Risse und Verformungen, wenn sie starken Witterungseinflüssen auf der Terrasse ausgesetzt sind. Daher sollte man sich bei der Auswahl des Holzes von Fachleuten beraten lassen. Über eine natürliche Resisitenz gegen Bewitterungsfolgen verfügen zum Beispiel Robinie und Eiche oder auch Western Red Cedar, die zu den dauerhaften Hölzern zählen. Auch Tropenhölzer, wie Teak und Bilinga, haben eine sehr hohe natürliche Dauerhaftigkeit. Interessanterweise hatten viele der Befragten in Tulln ein schlechtes Gewissen, als sie bemerkten, dass sie Tropenholz gewählt hatten. Dies weist auf einen Informationsbedarf zur Zertifizierung nachhaltiger Plantagenwirtschaft hin.