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Feinjähriges Klangholz aus den Allgäuer Hochlagen liefert Hans-Peter Fickler an Geigen- und Orgelbauer © SHW

Klingt fein(jährig)

Ein Artikel von Dinah Urban | 02.09.2015 - 14:44
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Feinjähriges Klangholz aus den Allgäuer Hochlagen liefert Hans-Peter Fickler an Geigen- und Orgelbauer © SHW

Im Säge- und Hobelwerk Waltenhofen/DE überprüft Geschäftsführer Hans-Peter Fickler jede Lieferung persönlich. Das ist bei 7000 fm/J, die das Unternehmen einschneidet, auch noch machbar. Ausgesucht hat er die Stämme ebenfalls selbst. Sie stammen aus dem Allgäu und sind aufgrund ihrer Feinjährigkeit besonders für die Verwendung als Klanghölzer geeignet. Die zahlungskräftige Kundschaft besteht aber nicht nur aus Geigen- und Orgelbauern. Kinder- und Küchenmöbelhersteller schätzen die Premiumhölzer genauso wie Fensterbauer. Dazu trägt neben der Optik auch ihre hervorragende Formstabilität bei. Ein konsequenter Riftschnitt macht dies möglich. „Filetstreifen“ nennt er die hochwertigsten 2 % seines Outputs.
Für einen passenden Stamm zahlt Fickler schon mal um 50 % mehr, als der Marktpreis vorgibt. Dabei verlässt er sich auf seine Erfahrung. „Das eigene Portemonnaie lehrt einen schnell, gute Stämme zu erkennen“, verdeutlicht er. Dennoch könne man sich nie sicher sein, was am Ende etwa aus einer Hochgebirgsfichte herauskommt. Deswegen produziert er ausschließlich für das 2000 m²-Lager. Das beherbergt neben den Filetstreifen auch Blockware, Leimholzplatten, Fensterkanteln und Glasleisten. Den Einschnitt übernimmt eine Profi Rip-Vielblattsäge KR 310 M 2BVE mit per Laser vorgezeichneter Schnittführung von Weinig entlang der Baumkante. Die Trocknung unterliegt ebenso der eigenen Verantwortung. Waltenhofen ist ein Begriff im hochwertigen Holzsegment. Entsprechend erfolgen die meisten Auftragsabwicklungen unkompliziert per Telefon, wie Fickler stolz berichtet. Das Vertrauen seiner Kunden weiß er zu schätzen.

Spezialitätenlieferant für astarme Nadelhölzer

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Im großzügigen Lager in Waltenhofen hat alles seine Ordnung und viel Platz für kurze Lieferzeiten © SHW

Neben den massiven Fensterkanteln werden ebenso für Lamellierer und Leistenhersteller Hölzer in reiner beziehungsweise halbreiner Form zur Verfügung gestellt. Der 20-prozentige Tannenanteil geht in der Regel in den Innenausbau oder wird als astarme, im Rift geschnittene Fassade verwendet. Lärche und Douglasie kommen vor allen Dingen im Außenbereich zum Einsatz und zieren die Oberflächen mit ihrem nadelstreifigen Erscheinungsbild. Die Fixlängenkappung wird mit einer Genauigkeit von ±0,5 mm durchgeführt.

Konsequent nachhaltig

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Die astreinen Fensterkanteln können in Wunsch-Holzfeuchte geordert werden © SHW

Getreu dem Unternehmensmotto „Mit Holz leben“ entstand 2003 auf dem Betriebsgelände ein neues Verwaltungsgebäude aus Massivholzmauern. Dieses ist so konzipiert, dass Fickler von seinem Büro aus fast das gesamte Gelände im Blick hat.
In puncto Stromversorgung ist das Sägewerk seit 2011 autark. Die installierten Fotovoltaikanlagen liefern so viel Energie, dass noch 60 Haushalte zusätzlich versorgt werden könnten. Ein Biomasseheizwerk versorgt die Trockenkammern, Produktionsstätten und ein Wohnhaus mit Wärme.

Aus dem Allgäu nach Japan

50 % der Produktion werden im Inland verwendet. 50 % werden in die Schweiz, nach Südtirol, Frankreich, Portugal, Polen und Japan exportiert. Bis letztere Verbindung zustande kam, bedurfte es Geduld und einer umfassenden Einarbeitung in die japanische Kultur, wie Fickler berichtet.