Kleinere Kreise

Die Brettschichtholz-Produktion war in den vergangenen zwölf Monaten von Umbrüchen im Großen wie im Kleinen geprägt. Die bedeutendsten BSH-Hersteller haben ihre Mengen reduziert. Gleichzeitig wird in Deutschland etwas und in Rumänien massiv investiert.

Deckenelementewerk kommt

Bei den Holzwerken Schneider, Eberhardzell, konkretisieren sich die Investitionsentscheidungen. Bis zum II. Quartal 2015 soll das Verladelager erneuert werden. Im Spätherbst kommenden Jahres wird ein Deckenelementewerk in Betrieb gehen. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche Leimholzlinie für die BSH-ähnlichen Elemente, welche laut Aussage von Geschäftsführer Ferdinand Schneider in erster Linie zur Entlastung der bestehenden Fertigung dienen soll. Anstatt des Dreischichtbetriebs würde in zwei Schichten gearbeitet werden. Eine Ausweitung der Produktion ist zunächst nicht geplant. Dafür werden die Holzwerke CNC-Abbundanlagen anschaffen und die Möglichkeiten zur Kommissionierung erweitern. Erst kürzlich ist ein Hochregallager mit Automatikkran für Leimholz in Betrieb gegangen. Im Anschluss werden eine Verladehalle mit zwei weiteren Verladekränen und ein Lager für Stangenkommissionierung errichtet. Die Auftragsvergabe für das Deckenelementewerk soll in den kommenden Wochen geschehen.

Kommissionen sind gefragt

Mit ihrer integrierten Produktion (Sägewerk, KVH- und BSH-Fertigung, Holzfaserplatten am selben Standort) und geschickter Logistik schafften die Holzwerke Schneider den Sprung in die erste Liga der Leimholzhersteller. Nach dem Umbau einer KVH-Linie erzeugte Eberhardzell 2013 mehr BSH als Imst. Dort macht sich der Umbau bislang nur in Mindermengen während der Konstruktion bemerkbar. Die auf 200.000 m3/J verdoppelte Kapazität braucht der Markt gegenwärtig kaum. Die flexiblere Produktion wird allerdings gerne angenommen.

Manchmal besser kleiner

Eine andere Strategie verfolgt Mosser in Randegg. Vor zwei Jahren wurde eine von fünf BSH-Linien eingestellt. Seitdem fährt die Mostviertler Holzindustrie mit reduzierten Mengen. Stora Enso, Mayr-Melnhof Holz und Binderholz stehen ebenfalls eher auf der Bremse.Jahre des steten Wachstums hat Nordlam, Magdeburg, hinter sich. Mit der neuen Produktion wäre aber ebenfalls noch mehr möglich.

Schweighofer startet Betrieb

Eine massive Kapazitätserweiterung treibt die Schweighofer Holzindustrie in Rumänien voran. Der Ausbau seines Beamwerks in Radauti ist abgeschlossen. Man befindet sich in der Inbetriebnahmephase. Die Kapazität erhöht sich dort auf 100.000 m3/J Beams – zusätzlich zu 140.000 m3/J Post. Der neue Standort Reci erhält entgegen ersten Ankündigungen vorerst keine Leimholzproduktion. Anstatt die Postproduktion in das neue Werk zu verlagern, wird die komplette BSH-Fertigung in Radauti konzentriert.

Finnland: temporäre Kündigung

Das genaue Gegenteil von Ausbau geschieht dagegen in Finnland. Dort hat Metsä Wood, Helsinki, 370 Mitarbeiter der LVL- und BSH-Fertigung im I. Quartal 2015 für eine temporäre Entlassung angemeldet. Bis zu zwölf Wochen könnte die BSH-Linie in Hartola stillstehen. Der Grund ist bekannt: die träge Baukonjunktur in Europa.

Leimholz kann auch Laubholz sein

Die Abkehr von der fichtenfokussierten Holzindustrie wird seit Jahren propagiert – insbesondere in Deutschland. Tatsächlich zum Einsatz kommt Laubholz aber in erster Linie in der Schweiz. Diese Entwicklung könnte mit einem geplanten Buchensäge- und -Leimholzwerk nahe Basel neue Dynamik erfahren. Im Mai wurde Fagus Jura, Vendlincourt, gegründet. Das Unternehmen entwickelt gegenwärtig ein Konzept für die Produktion von BSH und BSP aus vor Ort eingeschnittenem Buchenholz. Die Kapazität soll bei 16.000 m3/J liefen. Das Investitionsvolumen ist mit 20 Mio. CHF (16,5 Mio. €) veranschlagt.

Stichwort Buche: Pollmeiers Buchen-LVL-Werk in Creuzburg ist nach wie vor in der Inbetriebnahmephase (s. Interviewkasten auf S. 11). 150.000 bis 180.000 m3 Ausstoß im Vollbetrieb treffen auf einen gut vorbereiteten Markt, der sich mit höheren Festigkeiten und höheren Preisen deutlich von klassischem BSH absetzen sollte – heißt es zumindest. Die regelmäßige Argumentation, dass aufgrund der schlankeren Dimensionen „preisneutral“ zu BSH gearbeitet werden könne, deutet aber schon darauf hin, dass auch vom klassischen Holzbaukuchen ein Stück mitgenommen werden soll. Die Kapazität hebt Pollmeier damit jedenfalls auf Augenhöhe mit den größten Leimholzherstellern.

BSH-Produktion sank um 4 %

Die Holzkurier BSH-Produktionstabelle wird kürzer. PHB hat schon im Vorjahr sein Werk in Redekin/DE aufgelassen. Lieb Bau Weiz beendete seine eigene Produktion im obersteirischen Trofaiach. Die Holzwerke Stingl in Kärnten schlitterten in Konkurs, womit 40.000 m3/J Leimholz vom Markt fallen. Hüttemann beendet die Standard-BSH-Produktion in Olsberg. Der größte Einschnitt kommt in Sollenau, wo Stora Enso 2015 die Beamproduktion auflässt, nachdem heuer schon das Sägewerk stillgelegt wurde. Dazu kommt eine Reihe von Betrieben, die ihre BSH-Produktionen an die schleppende Nachfrage angepasst haben. Das ergibt für das Vorjahr eine BSH-Produktionsmenge von 2,62 Mio. m3 – um 4,2 % oder 122.000 m3 weniger als noch 2013. Dieser Trend geht weiter. Heuer sinkt der Ausstoß um weitere 1,7 % (45.000 m3).

Anpassung primär in Österreich

Die anhaltende Baukrise in Italien schlägt sich vor allem in den Auftragsbüchern der österreichischen Hersteller nieder. Summiert man allein die Mengen aus der Alpenrepub­lik, kamen im Vorjahr 1,43 Mio. m3 zusammen. Das sind knapp 8 % weniger als noch 2012 – und die deutlichste Korrektur seit Beginn des Ausbaubooms zur Jahrtausendwende. Das Minus steigt im laufenden Jahr. Die rot-weiß-roten Hersteller werden heuer um weitere 2,9 % weniger BSH erzeugen. Addiert ist das ein Rückgang um 11 % (164.000 m3) seit 2012.

Auslastung sinkt deutlich

Die Analyse der BSH-Kapazitätsentwicklung und der tatsächlich realisierten Mengen deutet auf eine zunehmend schwache Auslastung hin. 2011 betrug der mittlere Anlagennutzungsgrad 2,13 Schichten. Dazu wurden die BSH-Mengen der Betriebe (mit vollständigen Angaben) durch die Einschichtkapazität dividiert. 2012 sank die Auslastung schon spürbar auf 1,99 Schichten. Im Vorjahr entfernte man sich mit 1,94 noch weiter vom rechnerischen Zweischichtbetrieb. Dabei gibt es starke Unterschiede nach Betriebsgröße. Industrielle Hersteller im Preiskampf trachten danach, die Fixkostendegression so weit wie möglich auszukosten. Dreischichtbetrieb ist aber in der derzeitigen Lage für die wenigsten möglich. Die erheblichen Investitionen in Kommissionslogistik und Kapazität der vergangenen Jahre (Pfeifer, Bullinger, Nordlam) erleichtern die Planerreichung nicht. Am anderen Ende der Größenskala lasten die meist auf den Ingenieurholzbau spezialisierten Gewerbebetriebe mitunter nicht mal eine Schicht voll aus. Da wird natürlich auch die Existenzfrage gestellt. Neben dem genannten Lieb Bau hat auch der Südtiroler BSH-Hersteller Pircher Oberland einen seiner Standorte (Olang) geschlossen. Die Insolvenz von Gröber Holzbau, Füramoos/DE, beweist ebenfalls, wie schwer es für die Branche läuft. Dieses Werk wurde von Merkle Holz, Nersingen/DE, übernommen.

Investitionen gibt es auch

Trotz der nicht genutzten Kapazität gibt es mehrere Pläne für neue BSH-Linien. Die Gebrüder Schneider, Eberhardzell, bauen nächstes Jahr ein Deckenelementewerk (betonen aber, dass damit vorerst keine Produktionsausweitung geplant sei, s. S. 9). Ebenfalls in Süddeutschland hört man bereits von einer weiteren geplanten, flexiblen Linie für rund 30.000 m3/J BSH.