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Rundholzpreisbild April 2015 © Holzkurier

"Kleine" Ursache, große Wirkung

Ein Artikel von Gerd Ebner | 07.05.2015 - 08:16
Am 31. März fällte Sturm Niklas in Mitteleuropa knapp 4 Mio. fm, davon 2 Mio. fm in Bayern. Das ist im Vergleich zur installierten Einschnittskapazität nicht viel. Allerdings hatten zu diesem Zeitpunkt die Sägewerke einen Gutteil ihres Halbjahresbedarfs, wenn schon nicht am Rundholzplatz, so doch zumindest unter Vertrag. Das Sturmholz fiel also, als die Verarbeiter gut versorgt waren. Hinzu kam ein milder Winter, der den Käferbefall begünstigte. Daher war und ist Eile geboten.

Rasche Abnahme oberste Priorität

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Rundholzpreisbild April 2015 © Holzkurier

Von einem „fast panischen Verkauf“ in den vergangenen Wochen seit der Katastrophe sprechen die deutschen und österreichischen Abnehmer. „Wichtig war nur, dass das Holz möglichst rasch abgenommen wird“, heißt es aus diesen Kreisen. 80 €/fm wurden von Anfang an geboten – und akzeptiert.
Die Sturmholzpreise haben mittlerweile direkten Einfluss auf das reguläre Preisgefüge in Süddeutschland, im kaum von Niklas betroffenen Österreich und sogar im „ungeschädigten“ Tschechien. In Neuverträgen sind jetzt mehrheitlich 94 €/fm die Obergrenze.

Bestehende Verträge verändert

Ein Forstmann beklagt, dass er noch niemals erlebt habe, dass in bestehende Verträge so massiv eingegriffen wurde. Regionen, die gut 200 km Luftlinie von den Schadgebieten in Süddeutschland entfernt liegen, erleben ebenfalls markante Preisrückgänge, weil …
… sehr viel Holz in der Lieferkette ist.
… ein 20 €/fm-Einkaufsvorteil von Mitbewerbern kaum zu verkraften ist.
In Bayern ist für die Aufarbeitung nicht die forsttechnische Ausstattung das limitierende Element, sondern die Transportkapazität. Es gibt zu wenige Lkw für alle (s. Link).
In Baden-Württemberg wurde ebenfalls reagiert. Sturmholz (knapp 500.000 fm) wird um 90 €/fm verkauft, auf die laufenden Verträge gibt es Abschläge von 2 €/fm. Das führt zu einer Preisspanne von 90 bis 98 €/fm.

Süden mit höheren Preisen

In Österreich sind die Preise regional unterschiedlich. Der Holzkurier macht über das gesamte Bundesgebiet ein Preisniveau von 91 bis 96 €/fm fest.
Im Süden liegen viele Abschlüsse bei 93 bis 98 €/fm. In Oberösterreich und Tirol geht es tendenziell in Richtung des abgesenkten bayerischen Niveaus. Der Osten hat die höchsten Preise in Österreich.

Privatforste passen sich an

Die großen Privatforstbetriebe in Österreich sind nun beim regulären Frischholz-Einschlag zurückhaltender, gehen vielfach eher in die Vor- als Endnutzung. In Österreich wurden offenbar die Folgen des Schneebruchs unterschätzt. Immer noch kommt Schadholz aus diesen Flächen.
Und: Mehrmengen bringt etwa auch das niederösterreichische Spezifikum, dass es Entschädigungen für Flächen über 0,3 ha gibt. Das hat Auswirkungen auf die geernteten Schadensgrößen …

Stabile Schnittholzpreise im April

Die Nadelschnittholzpreise blieben im April konstant. Das ist angesichts der Jahreszeit eher verwunderlich. Doch selbst bei Hauptwarensortimenten, wie BSH-Lamellen, tut sich zum Start der Bausaison wenig. „Der Bedarf ist geringer als sonst. Die Verarbeiter fahren schaumgebremst, rufen teilweise weniger Mengen ab, als bestellt“, informiert ein großer Produzent. In Deutschland liegen die Lamellen laut Holzkurier-Erhebung preislich zwischen 190,5 und 194,5 €/m3 (frisch, franko, Großmengen). Das ist um knapp 1 €/m3 weniger als im März.

Wie kalkuliert man Einkaufspreis?

Der abrupte Rundholz-Preisrückgang stellt die Sägewerke vor eine Herausforderung. Zum Zeitpunkt der Sturmkatastrophe waren die Schnittholzlager schon gut gefüllt und auch der Rundholzplatz mit „100 €-Holz“ voll. Nicht sofort kommt es zu einem für den Produzenten günstigeren Mischpreis. Außerdem wird das Schadholz bald vom Markt sein. In der Levante wird man mit „80 €-Holz“ wohl bald konkurrenzfähig sein – die Frage ist eben: Wie lange gibt es dieses noch?
Derzeit ist es so, dass eher Bedarf für „schlechtere Rundholzqualitäten“ besteht. Bei Sortimenten, wie BSH-Lamellen oder KVH-Rohware, nützt Sturmholz wenig. Hat man doch meistens die Vertragsklausel „… aber nicht aus Sturmholz produziert“.

Kappen der BSH-Tiefstpreise

Beim Endprodukt BSH gelang den österreichischen Anbietern in Italien im April vor allem eines: das Kappen der Tiefstpreise. Damit hob sich das Preisniveau insgesamt auf etwa 372 bis 382 €/m3 (Großmengen, Sicht, franko Norditalien). Das wären um 4 €/m3 mehr als im März. „Die 370 €/m3-Tiefstpreise sind weg, 400 €/m3 sind in der Masse aber wohl schwer zu erreichen“, gesteht ein Produzent. In Deutschland wollen es die Produzenten jetzt im Mai wissen. Für 4. Mai kündigen die ersten Unternehmen Preiserhöhungen an. Das Aprilniveau lag noch bei 388 bis 397 €/m3.
Bei der Seitenware gab es in Italien im April keine preisliche Veränderung: 17 mm-Seitenware wird zwischen 138 und 146,3 €/m3 verkauft (frei Grenze).

Absatzindikator konstant

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Absatzindikator April 2015 © Holzkurier

Trotz der Veränderungen bei den Einzelsortimenten blieb der Absatzindikator unverändert gegenüber März bei 104,9 %.