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Der Auslauf der beiden parallel angeordneten Trockner - gemeinsam trocknen sie 100.000?m³/J © Günther Jauk

Keine heiße Luft

Ein Artikel von Günther Jauk | 28.04.2015 - 17:05
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Der Auslauf der beiden parallel angeordneten Trockner - gemeinsam trocknen sie 100.000?m³/J © Günther Jauk

Saldus MR, ein Sägewerk im östlichen Lettland gelegen, verarbeitete im abgelaufenen Jahr 450.000 fm Rundholz zu 225.000 m3 Schnittholz. Hauptsächlich waren es dünne Fichten- und Kiefernstämme mit 10 bis 20 cm Zopfdurchmesser. Noch vor drei Jahren lag der Rundholzeinschnitt des Unternehmens bei nicht einmal einem Viertel des heutigen Wertes (105.000 fm). Mit der massiven Produktionssteigerung, ermöglicht durch eine neue Sägelinie (s. Holzkurier Heft 7/13, S. 20-21), waren die vorhandenen Trocknungskapazitäten nicht mehr ausreichend. Man entschied sich für zwei parallele Energiespar-Kanaltrockner Typ 1003 von Mühlböck. Gemeinsam trocknen sie knapp 100.000 m3/J Schnittholz.

Das Energiesparprinzip

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Maris Melngalvis von TT Systems sowie die beiden Trocknungstechniker von Saldus (v. li.) © Günther Jauk

Anders als bei herkömmlichen Trocknungsanlagen, bei denen die eingebrachte Wärme- energie über die Abluft wieder ausgeblasen wird, wird beim Wärmerückgewinnungssystem Typ 1003 die gesamte Energie aus der Abluft einer Trocknungszone für die frische Zuluft einer anderen Trocknungszone verwendet. Die so „kostenlos“ aufgeheizte Luft wird für die Vortrocknung verwendet“, erklärt Maris Melngalvis von Tirgus Tilts-Systems, der lettischen Vertretung von Mühlböck.

Die drei Trocknungszonen sind Vor-, Haupt- und Nachtrockner. Etwa die Hälfte der Feuchtigkeit wird in der ersten Zone abgetrocknet. Haupt- und Nachtrockner entziehen dem Holz das restliche Wasser. Die Abluft aus Haupt- und Nachtrocknungszone strömt durch einen Wärmetauscher. Dabei kondensiert die zuvor dem Holz entzogene Wassermenge, wodurch ein Großteil der verbrauchten Energie zurückgewonnen wird. Die entfeuchtete Abluft wird dem Trockner wieder zugeführt. Für die Vortrocknung wird ausschließlich thermische Energie aus der Wärmerückgewinnung eingesetzt. Die Luft für den Vortrockner wird über dem fertiggetrockneten Holz in der Ausfahrzone angesaugt und absorbiert dabei dessen Restwärme. Danach strömt die Luft durch den Technikraum unter dem Dach, in welchem die gesamte Heizungsverrohrung untergebracht ist, und nimmt dort die vorhandene Wärme auf. „Dadurch werden Isolationsverluste vermieden und der Energieverbrauch gegenüber herkömmlichen Systemen wird halbiert“, erläutert Melngalvis.

Für dick und dünn

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Über den Kammern befindet sich die begehbare Schaltwarte mit der gesamten Heizungsinstallation © Günther Jauk

Bei Saldus werden die beiden parallel angeordneten Kanaltrockner für unterschiedliche Brettstärken verwendet. „Zum einen trocknen wir hauptsächlich Ware mit 35 mm Stärke und zum anderen Bretter, die dünner als 30 mm sind, auf jeweils 18% Endfeuchte“, erzählt einer der beiden Trocknungsverantwortlichen bei Saldus. Besonders gefallen ihm an der neuen Trocknungsanlage der hohe Automatisierungsgrad und die bedienerfreundliche Visualisierung. Speziell für den Kanaltrockner entwickelte Mühlböck eine neue Regelung. Wesentliche Merkmale dieser Software sind die intuitive Bedienung sowie eine klare und übersichtliche grafische Darstellung in Verbindung mit der übersichtlichen Ausgabe aller wesentlichen Informationen.

Der Generalanbieter

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Maris Melngalvis von TT Systems und Saldus-Geschäftsführer Gatis Zommers (v. li.) © Günther Jauk

Neben dem Bau des Kanaltrockners in Eberschwang lieferte Mühlböck dem lettischen Unternehmen ein umfangreiches Leistungspaket. Gemeinsam mit Tirgus Tilts-Systems übernahm Mühlböck die Konzeption und Gesamtprojektplanung, die Ausführung des Fundaments, die Heizungsverrohrung, die Programmierung der Regelung, die Montage und Inbetriebnahme sowie die Nachbetreuung und Optimierung der Anlage.

Für Saldus MR-Geschäftsführer Gatis Zommers liegen die Vorteile der neuen Trocknungsanlage neben der Energieeinsparung in der platzsparenden Bauweise, der raschen Trocknung und dem hohen Automatisierungsgrad. „Wir sind mit unseren freien Flächen sehr eingeschränkt und hätten zusätzliche 100.000 m3 Trocknungskapazitäten mit herkömmlichen Kammern nur schwer umsetzten können“, informiert Zommers. Durch den hohen Automatisierungsgrad spart sich das Unternehmen mehrere Arbeitskräfte. Warum man sich bei Saldus MR für Produkte für Mühlböck entschieden hat, ist einfach erklärt. „Wir haben bereits einige Mühlböck-Trockenkammern in Betrieb und sind mit diesen vollauf zufrieden. Die gute Qualität, der kompetente Service und das faire Preis-Leistungs-Verhältnis des österreichischen Unternehmens haben uns die Entscheidung leicht gemacht“, fasst Zommers zusammen.

Derzeit trocknet Saldus MR knapp zwei Drittel seines Einschnitts. Trotz des knappen Platzangebotes plant der Geschäftsführer, diesen Wert und damit die Wertschöpfung seines Unternehmens zu erhöhen. Man steht bereits wieder in Verhandlungen mit Mühlböck.